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NBA Above the Break: Steuert Karl-Anthony Towns als nächster Superstar auf eine Trade-Forderung zu?

Karl-Anthony Towns wird mit den Minnesota Timberwolves erneut die Playoffs verpassen.
© getty

Karl-Anthony Towns befindet sich mit den Minnesota Timberwolves erneut inmitten einer Saison zum Vergessen. Einige Anpassungen vom neuen Head Coach Chris Finch machen zumindest etwas Hoffnung auf Besserung - doch wird das reichen?

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Es war einer dieser Momente, die eine Saison definieren können und an die man sich noch lange erinnern könnte: Früh im zweiten Viertel der Partie zwischen Philadelphia und Minnesota zog Karl-Anthony Towns von der Dreierlinie aus zum Korb, verdiente sich einen Schritt Vorsprung vor Verteidiger Joel Embiid und drückte diesem einen kraftvollen Poster-Dunk ins Gesicht.

Kurz verharrte Towns in einer Jubelpose, nicht verwunderlich, schließlich verbindet ihn und den professionellen Troll Embiid eine Vorgeschichte. Hier kollidieren zwei der besten Big Men der Liga, natürlich gibt es da eine gewisse Rivalität. Es war ein Ausbruch, der allerdings nicht allzu lange andauerte. Ein Duell auf Augenhöhe findet zwischen Towns und Embiid schließlich nicht statt.

Embiid wäre, wenn er nicht lange verletzt gewesen wäre, aktuell der Topfavorit im MVP-Rennen. Er ist da, wo Towns sein sollte. Vor knapp vier Jahren war es der Dominikaner, nicht etwa Embiid oder irgendjemand sonst, der im alljährlichen GM Survey zum zweiten Mal in Folge als der Spieler bestimmt wurde, mit dem die rivalisierenden General Manager am liebsten eine Franchise neu starten würden.

Dessen eigener Franchise ist dieser "Neustart" bisher nicht gelungen, auch wenn man den Timberwolves nicht vorwerfen kann, dass sie es nicht versucht hätten. Mit einer 13-38-Bilanz ist Minnesota 2020/21 Letzter in der Western Conference und der designierte Franchise Player wird zum Saisonende bei einer Playoff-Teilnahme in sechs Jahren bleiben.

Wir wissen, worauf sich solche Entwicklungen im Normalfall hinbewegen: Früher oder später wird ein Trade-Wunsch laut, gerade bei Spielern in kleinen Märkten. Towns steht noch bis 2023/24 unter Vertrag, wir wissen aber auch, dass das nicht wahnsinnig viel bedeuten muss.

Timberwolves 20/21: Eine Saison zum Vergessen

Zunächst einmal: Für die aktuelle Saison ist Towns sehr schwer zu bewerten. Es wird immer wieder davon gesprochen, dass Team x oder y schwer von COVID getroffen wurde, aber bei Towns nimmt das Thema eine ganz andere Dimension an. Sieben Verwandte von ihm, darunter seine Mutter, sind im Jahr 2020 Corona-bedingt verstorben, im Januar erkrankte er selbst und fiel wochenlang aus.

20 Spiele hat Towns in dieser Spielzeit insgesamt verpasst und aufgrund der persönlichen Situation wäre es sicherlich nicht angebracht, Towns die schwierige sportliche Situation der Wolves anzulasten. Es ist aber auch nicht nötig; seine Ausfälle waren bei weitem nicht das einzige Problem in Minnesota, und das ist auch nicht neu. Sportlich spielt Towns, wenn er fit ist, unterm Strich ohnehin eine gute, wenn auch nicht durch die Bank überragende Saison.

Es gibt genug andere Probleme, teilweise ebenfalls Ausfall-bedingt. Towns' designierter Co-Star D'Angelo Russell etwa, für den Minnesota potenziell einen hohen Lottery-Pick abgeben wird (siehe unten), hat selbst sogar schon 30 Spiele verpasst und bei seinen fitten Einsätzen einen oft miesen Eindruck hinterlassen. Bei Malik Beasley sind es 14 (und es werden nun mehr); damit sind die drei besten Spieler des Teams genannt, und diese standen in der Saison bisher viermal gemeinsam auf dem Court.

Kann Chris Finch die Timberwolves retten?

Kein Wunder, dass Minnesota angesichts dessen sportlich die eigenen Erwartungen nicht erfüllen kann. Die mit Abstand meisten Minuten des Teams hat in Nr.1-Pick Anthony Edwards ein bemühter und zunehmend stärkerer, aber ineffizienter Rookie absolviert. Auf Platz zwei folgt in Ricky Rubio ein Spieler, dessen Offensivspiel ihn leider fast komplett verlassen hat.

Die Wolves verfügen über keinen guten Kader, was in erster Linie dem Front Office um Gersson Rosas und eben Verletzungen anzulasten ist. Rosas ist aber nach wie vor da, im Gegensatz zu Ryan Saunders. Der glücklose Head Coach wurde am 22. Februar durch Chris Finch ersetzt, der vor allem offensiv einen exzellenten Ruf genießt und bei den Wolves endlich für Wandel sorgen soll.

Sein wichtigster Auftrag: Finch soll es schaffen, ein Team um Towns herum aufzubauen, das dessen einzigartige Stärken in der Offensive ideal ausnutzt. Das klingt gar nicht so kompliziert - aber in Saunders ist nun schon der dritte Coach in nicht einmal sechs Saisons bei dem Versuch gescheitert.

Karl-Anthony Towns wird zu wenig eingesetzt

Nicht, dass die Wolves mit Towns bisher noch nie eine gute Offensive gehabt hätten; in der 17/18er Saison erreichten sie beim Rating sogar mal Platz vier, auch in den Jahren zuvor wurde die Top 10 zumindest angekratzt. Aber gerade im Vergleich zu anderen elitären Bigs wie Embiid oder auch Nikola Jokic hat Towns einen verhältnismäßig kleinen Anteil an der Offensive.

Eine Möglichkeit, um das abzubilden, ist die Usage-Rate, also die Anzahl der genutzten Possessions pro 100 Ballbesitzen, wenn ein Spieler auf dem Court steht ("genutzt" = abgeschlossen entweder via Wurf, Assist oder Ballverlust). Towns hinkt hier insbesondere Embiid seit Jahren hinterher, obwohl er in Sachen Points per 100 Shot Attempts (inklusive Freiwürfen) mit Ausnahme der laufenden Spielzeit immer deutlich höher rangierte als der Kameruner.

Die besten NBA-Bigs im Vergleich bei Usage-Rate und PSA

SpielerJahrUsage-RatePSA
Joel Embiid20/2133,8129,6
19/2032,1117,9
18/1933,0117,9
17/1833,5113,8
Nikola Jokic20/2130,6129,0
19/2028,9121,2
18/1929,6118,2
17/1825,5121,3
Karl-Anthony Towns20/2127,9121,7
19/2027,8130,9
18/1927,0125,2
17/1821,0129,2

Insbesondere der elitäre Distanzwurf ist eine Komponente, die Towns nahezu jedem anderen Big Man der NBA-Geschichte voraushat. Er kann aber auch aufposten, passen, ist mobil genug, um an fast jedem Big vorbeizuziehen. Sein Offensiv-Arsenal weist kaum Schwächen auf, auch wenn er für seine Größe kein elitärer Finisher ist und gerade im Vergleich zu Embiid weniger Shooting Fouls zieht (nun gut: Das gilt für jeden NBA-Spieler).

Seit seinem Rookie-Jahr übertraf Towns in jeder Saison mindestens 60 Prozent True Shooting, das schafft Embiid derzeit zum ersten Mal. Für einen historischen Vergleich: Dirk Nowitzki, der vor ihm beste Big-Man-Shooter überhaupt, hat vier Saisons mit 60+ Prozent hingelegt. Towns überholt ihn in dieser Saison, seiner sechsten.

Es ist keine Übertreibung, zu behaupten, dass in ihm einer der fünf besten Offensivspieler der NBA schlummert. Es ist bisher nur noch keinem Coach gelungen, diesen Spieler permanent aus ihm herauszukitzeln. Finch nimmt gerade den nächsten Versuch vor.

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