Manchmal fügen sich die Dinge einfach perfekt: Ausgerechnet im entscheidenden Spiel der NBA Finals 2020 wurde LeBron James zum alleinigen Rekordhalter bei den absolvierten Playoff-Spielen. 260 Partien hat der 35-Jährige nun auf dem Buckel, das sind mehr als drei komplette Regular Seasons, bei teilweise dreifacher Intensität. Gefehlt hat er kein einziges Mal.
Es gibt etliche Möglichkeiten, um James' Ausnahmestellung zu untermauern, doch diese Tatsache verdeutlicht besser als jede andere seine größte Stärke. LeBron ist unzerstörbar. Es steht jedem frei, die ewige Frage nach dem Größten aller Zeiten neu aufzurollen, darum soll es hier aber nicht gehen. Das Thema ist höchst subjektiv, mangels direkter Vergleichbarkeit der Ären nicht final zu klären.
Objektiv jedoch ist LeBron schon jetzt der konstanteste Superstar der NBA-Geschichte, lediglich Kareem Abdul-Jabbar ist in Sachen dauerhafter Exzellenz noch in der Verlosung. Der Captain war in Saison 17 aber längst nicht mehr der beste Spieler der Liga. LeBron hingegen hat diesen Anspruch - und deswegen ist er der ideale Finals-MVP in dieser längsten Saison der Geschichte.
LeBron James: Die Konkurrenten fallen um
Die Playoffs sind Jahr für Jahr ein Abnutzungskampf. Neben der Frage nach dem besten Team ist oft auch die Frage mitentscheidend, wer am Ende überhaupt noch steht. In dieser durch Corona erst unterbrochenen und dann gehetzten Saison war das besonders stark der Fall. Knapp dreieinhalb Monate mussten die Lakers und Heat nun fast jeden zweiten Tag spielen.
Dieses absurde Pensum hat viele Opfer gefordert. Kawhi Leonard etwa, im vergangenen Jahr der beste Spieler der Playoffs, scheiterte in Runde zwei, an mangelnder Teamchemie der Clippers, aber auch an mangelnder Fitness. Giannis Antetokounmpo, der die MVP-Wahl deutlich (und zurecht) gegen LeBron gewonnen hatte, ging in der gleichen Runde raus. Seine Bezwinger, die Heat, verloren im ersten Spiel der Finals zwei ihrer drei besten Spieler. Auch um LeBrons Co-Star Anthony Davis musste man sich zeitweise Sorgen machen.
Nicht so um LeBron. Er ist mit bald 36 Jahren älter als jeder seiner Konkurrenten, ewig kann es also nicht so weitergehen. Oft wirkt es dennoch so. LeBron hat die Warriors-Durant-Dynastie überdauert, seinen vierten Titel nun 13 Jahre nach der ersten Finals-Teilnahme gewonnen. Er steht noch immer wie eine Eins, muss auch 2021 mit seinen Lakers als Topfavorit gelten, wenn Davis bleibt.
LeBron James: Keine Fragen mehr
Wer Fragen bei den Lakers hat, stellt diese bezüglich der anderen, fast nie wegen LeBron. Ein einziges Mal verpasste er einen Großteil der Saison und die Playoffs, das war 2018/19. Ansonsten steht er immer zur Verfügung und liefert (nach 2011) immer ab, nach fast jedem Rückschlag findet er eine passende Antwort. Dafür war auch Spiel 6 ein Paradebeispiel.
James hatte sich im vorigen Spiel ein unglaubliches Duell mit Jimmy Butler geliefert, dem 31-jährigen Superstar der Heat, der in den Finals bei beiden Heat-Siegen gewissermaßen LeBron-Performances abgeliefert hat. Beide waren am Ende von Spiel 5 komplett verausgabt, Butler aufgrund der zusätzlichen Minuten sogar noch etwas mehr; in Spiel 6 zahlte er den Preis und war wirkungslos.
James hingegen? Verteidigte Butler, schmiss die Offense, walzte sich zu seinem elften Triple-Double in den Finals und spielte eine nahezu makellose Partie. Und das Beste daran: Es überraschte absolut niemanden. Das ist eben das, was er tut, Jahr für Jahr, Spiel für Spiel, auf der größten Bühne. Diese Konstanz ist einzigartig. Dieser Typ auch.
Die Statistiken von LeBron James in den Finals
Minuten | Punkte | FG% | 3FG% | Rebounds | Assists | Turnover |
39,4 | 29,8 | 59,1 | 41,7 | 11,8 | 8,5 | 3,5 |