Boston Celtics: Kemba Walker
Vor der Corona-Pause drehte sich bei den Celtics fast alles um Jayson Tatum. Was dabei ein wenig unter den Tisch fiel, waren die Probleme von Kemba Walker. 2020 machten ihm Probleme mit dem linken Knie zu schaffen. Schon 14 Spiele verpasste der 30-Jährige, nur einmal waren es in einer Saison mehr.
Und doch spielt Kemba seine wohl effizienteste Spielzeit. In Charlotte war Walker meist der Alleinunterhalter, nun hat er in Tatum, Jaylen Brown, Marcus Smart oder Gordon Hayward endlich die nötige Unterstützung. Es besteht keine Abhängigkeit von Walker, dennoch waren die Wochen nach der All-Star-Pause bedenklich für das Team mit Titel-Ambitionen.
Zunächst fehlte der Point Guard sechs Spiele, doch wenn er auf dem Feld stand, wirkte Kemba nicht wie Kemba. Walker legte nur 14,8 Punkte bei 30 Prozent Wurfquote auf, drei der vier Spiele gingen verloren. "Ich habe diese Pause wirklich gebraucht", gestand er bereits vor einigen Wochen. Und Boston wird Walker brauchen.
Mit ihm funktioniert die Offense noch einmal besser, dazu könnte Coach Brad Stevens Brad Wanamaker mehr auf der Bank lassen. Der Ex-Bamberger ist zwar ein solider Backup, aber auf dem höchsten Niveau überfordert.
Und noch ein wichtiger Aspekt: Walker legte gegen die Bucks in dieser Saison 40 und 32 Zähler auf. Die vergangene Spielzeit zeigte eindrucksvoll, dass die Bucks nur durch individuelles Scoring geschlagen werden können (Kawhi!). Ein Walker in Top-Form kann dies zumindest in abgeschwächter Form liefern.
Brooklyn Nets: Caris LeVert
Die Nets werden in Orlando zwar antreten, allerdings sind die Erwartungen niedrig. Hier noch einmal die Ausfallliste: Kevin Durant, Kyrie Irving, Spencer Dinwiddie, DeAndre Jordan, Wilson Chandler, Taurean Prince, Nicolas Claxton. Das sind sieben Akteure und gleich sechs wichtige Rotationsspieler. Von daher dürfte die Bubble ein großes Casting für Brooklyn werden.
Vor allem Caris LeVert steht im Fokus - und zwar aus mehreren Gründen. Der Shooting Guard war vor der Unterbrechung in einer überragenden Form, unter anderem schenkte er den Celtics in Boston satte 51 Zähler ein. Es ist wahrscheinlich, dass die Nets-Offense zumeist über ihn laufen wird - auch aus Mangel an Alternativen.
Das könnte auch Implikationen für LeVerts Zukunft haben. Im Laufe der Saison gab es immer wieder Gerüchte, dass die Nets einen dritten Star holen wollen. Bradley Beal von den Washington Wizards war ein Name, der mehrfach aufkam. LeVert könnte als Gegenwert dienen. Im Sommer verlängerte der 25-Jährige noch um drei Jahre bis 2023 für relativ günstige 52 Millionen Dollar.
Er ist Brooklyn bester Chip, um Kyrie und KD namhafte Verstärkung für ein Titel-Team zu liefern. Einerseits könnte auch LeVert selbst diese Verstärkung sein, andererseits schwingt bei ihm immer ein gewisses Verletzungsrisiko (schon mehrere Fuß-OPs) mit. Überzeugt LeVert in Orlando, könnten andere Teams vielleicht darüber hinweg - und ihn als guten Gegenwert ansehen.
Dallas Mavericks: Luka Doncic
Captain Obvious schlägt an dieser Stelle zu, aber wollen wir nicht alle wissen, wie der Slowene sich in seiner ersten Postseason schlägt? Sollte Doncic sein Niveau der bisherigen Saison halten können, bleiben die Mavs auch in den Playoffs ein brandgefährliches Team, nicht zuletzt weil der Heimvorteil eliminiert ist.
Sollte es nicht gerade gegen die L.A.-Teams gehen, stehen die Chancen für Dallas nicht schlecht, wenn der Slowene der beste Spieler einer Serie sein kann. Dafür muss Doncic weiter fleißig Fouls ziehen, seine Effizienz in der Zone halten und obendrauf auch seinen Stepback-Dreier weiterhin so gut treffen.
Über die Saison traf er davon 34,7 Prozent, ein starker Wert, wenn man die Schwierigkeit dieser Würfe bedenkt. Im Idealfall ist dies aber nur der Rettungsanker, vor allem in engen Spielen griff Doncic zu oft darauf zurück. In solchen Situationen stagnierte die eigentlich beste Offensive der Liga, der Ball lief nicht mehr.
Dallas wird diese Saison keinen Titel gewinnen, dafür aber wertvolle Erfahrungen sammeln. Mit Ausnahme von LeBron James konnte noch nie ein maximal 21-Jähriger seinem Team als unumstrittener Anführer zumindest eine Playoff-Runde gewinnen. Womöglich gelingt es Doncic in dieser Saison.
Denver Nuggets: Michael Porter
Jetzt wird Michael Porter von der Leine gelassen! Das dachten zumindest viele, als die kommenden Restricted Free Agents Malik Beasley und Juancho Hernangomez zur Trade Deadline nach Minnesota verschifft wurden. Die Realität war jedoch eine andere. Nur einmal kam Porter danach über 20 Minuten zum Einsatz, der Rookie war weiterhin kein fester Bestandteil der Rotation von Coach Michael Malone.
Gewissermaßen verwunderte dies. Mit Nikola Jokic, Jamal Murray und Gary Harris steht das Gerüst, finanziell gibt es jedoch wenig Spielraum. Das könnte im Falle von Paul Millsap fatale Folgen haben, der Vertrag des Forwards läuft nach der Saison aus. Porter ist hier die Wildcard, schließlich besitzt der 20-Jährige vielleicht sogar das größte Potenzial im kompletten Kader, zumindest offensiv.
Porter ist ein geborener Scorer, der jederzeit in der Lage ist, sich selbst Würfe zu kreieren. Das ist eine Eigenschaft, die nicht viele Nuggets-Spieler ihr Eigen nennen dürfen, das zeigte sich unter anderem in den vergangenen Playoffs gegen die Blazers.
Denver scheint behutsam mit Porter umgehen zu wollen, auch weil er die zwei Jahre zuvor wegen Rückenverletzungen fast komplett verpasste. Dazu scheint Malone von Porters Defense weiter nicht überzeugt zu sein. Hoffnung macht immerhin eine Aussage von Malone in der Denver Post: "Es gibt eine gute Chance, dass er in den Playoffs eingesetzt wird."