Los Angeles Lakers: Kentavious Caldwell-Pope
Mit Avery Bradley fehlt den Lakers ihr wohl bester Guard-Verteidiger, vermutlich werden die Kalifornier dies mit Alex Caruso und auch KCP abfangen wollen. Caldwell-Pope mag zwar in der Gunst der Lakers-Fan deutlich tiefer angesiedelt sein, doch sein Einfluss auf dem Feld ist deutlich größer.
Schnelle Guards bereiten KCP zwar Probleme, dafür könnte er mit Danny Green eine Option für gegnerische Flügel sein. Gerade gegen Paul George und Kawhi Leonard in einem möglichen Duell mit den Clippers ist das wertvoll.
Wie Green passt auch KCP in die Kaste des 3-and-D-Spezialisten, nicht zuletzt deshalb, weil der Klutch-Klient bisher einen Karrierebestwert von fast 40 Prozent aus der Distanz warf. Und wenn wir eines aus den vergangenen Jahren gelernt haben: Gute Shooter sind immer ein Erfolgsrezept für Teams, die LeBron in ihren Reihen haben.
Memphis Grizzlies: DeAnthony Melton
Bei allem Hype um das junge Trio aus Ja Morant, Brandon Clarke und Jaren Jackson Jr. fielen die starken Vorstellungen von Melton ein wenig unter den Tisch. Zu Saisonbeginn schaffte es der frühere Zweitrundenpick nicht einmal in die Rotation von Coach Taylor Jenkins, seit Dezember ist Melton aber nicht mehr wegzudenken und einer der Garanten für den Aufschwung am Mississippi.
Der Guard besitzt mit Abstand das beste Net-Rating aller Rotationsspieler (6,2) und startete deswegen sogar die letzten acht Spiele vor der Corona-Unterbrechung. Die Zahlen lesen sich nicht besonders spektakulär, doch Melton kann von allem ein bisschen und weiß in der Rolle des sekundären Ballhandlers neben Morant oder Backup Tyus Jones zu überzeugen.
Melton ist zudem Memphis' bester Verteidiger für die Guard-Positionen und damit entsprechend wertvoll. Für den 22-Jährigen steht in Orlando einiges auf dem Spiel. Melton wird nach der Spielzeit Restricted Free Agent, bei guten Leistungen könnte ihn ein warmer Geldregen erwarten.
Durch die Gilbert-Arenas-Regel haben die Grizzlies zumindest den Vorteil, dass andere Teams mit einem Offer Sheet maximal Geld in Höhe der Midlevel-Exception bieten dürfen, während Memphis dem Guard beliebig viel Geld anbieten kann.
Miami Heat: Duncan Robinson
Kein Team produzierte in dieser Saison eine bessere Dreierquote als Miami, was angesichts zweier All-Star-Non-Shooter (Jimmy Butler und Bam Adebayo) eigentlich verwundern sollte. Aber es gab eben Duncan Robinson, der nahezu aus dem Nichts eine der besten Shooting-Saisons aller Zeiten (wirklich!) hinlegte - obwohl ihn vor der Spielzeit selbst in Miami nicht jeder auf dem Schirm hatte.
44,8 Prozent Dreierquote bei 8,4 Versuchen pro Spiel sind schlichtweg unglaublich, nicht nur für jemanden, der vor dieser Spielzeit ganze 15 NBA-Spiele auf dem Buckel hatte. Nur Stephen Curry (2x) hat solche Werte bisher überhaupt jemals aufgelegt, in seinen beiden MVP-Saisons. Curry nahm dabei natürlich andere Würfe als Robinson, und doch war der 25-Jährige ein absoluter Schlüsselspieler dieser Heat-Saison.
Nun wird es spannend zu sehen, inwieweit er dies bestätigen kann. Shooter, die primär von der Creation anderer Spieler leben, die um Blöcke rennen oder nach Hand-Offs hochsteigen, haben es in der Postseason oft schwerer. Wenn die gegnerische Defense achtsamer (oder auch einfach: besser) wird, bieten sich viel weniger Räume. Deswegen treffen Edelschützen wie Kyle Korver oder J.J. Redick in den Playoffs traditionell schwächer als in der Regular Season.
Robinson konnte zu Beginn der Saison zudem jeden Gegner überraschen, mittlerweile dürfte er auf jedem Scouting-Bogen relativ weit oben auftauchen, weil er Miamis wichtigster Floor-Spacer ist. Und das gilt auch in umgekehrter Hinsicht: Genau wie Korver oder Redick es schon oft erlebt haben, werden andere Teams auch Robinson gezielt attackieren.
Mit 113,9 ist Robinson der Heatle mit dem höchsten individuellen Offensiv-Rating, auch das Net-Rating ist bei keinem seiner Teamkollegen besser. Wenn man ihn auf die eine oder andere Weise aus der Gleichung nimmt, verliert Miami eine seiner wichtigsten Waffen.
Milwaukee Bucks: Eric Bledsoe
Zwei Jahre in Folge hat sich Bledsoe in den Playoffs nicht gerade mit Ruhm bekleckert. 2018 verzweifelte er an einer Privatfehde mit "Scary Terry" Rozier, 2019 gelangen ihm gegen die Raptors 10,2 Punkte im Schnitt und 29,4 Prozent Wurfquote (17,2 Prozent Dreier!).
Wie schon im Jahr zuvor hat sich Bledsoe in der darauffolgenden Regular Season gesteigert, schnupperte 2020 am All-Star-Status. Und wie schon im Jahr zuvor wird man trotzdem erst an Playoff-Bled glauben, wenn man ihn wirklich zu sehen bekommt. Seine Schwierigkeiten sind eins der wenigen Argumente, die gegen Milwaukees Status als Titelfavorit Nr.1 sprechen.
Die Bucks haben in George Hill einen bärenstarken Ersatz, der womöglich der beste Reservist dieser Saison war. Trotzdem bringt ein fitter Bledsoe eine andere Komponente, schon weil er zu den zwei, drei besten Point Guard-Verteidigern der Welt gehört. Dazu ist er offensiv neben Giannis Antetokounmpo Milwaukees wohl dynamischster Spieler.
Die Bucks entschieden sich vergangene Saison dazu, während der Saison langfristig lukrativ mit Bledsoe zu verlängern (zusätzliche 4 Jahre und 70 Mio. Dollar). Dafür hielt man im Sommer den scheidenden Malcolm Brogdon nicht, als dieser ein Offer Sheet in Indiana unterschrieb. War diese Entscheidung richtig?