Wie ESPN nach zahlreichen Gesprächen mit Spielern, Agenten, der Spielergewerkschaft NBPA und Liga-Verantwortlichen berichtet, ist der Restart der NBA-Saison nicht gefährdet. Zwar soll es einige Spieler geben, die nicht an dem Turnier teilnehmen wollen, doch die Anzahl derer soll den Spielbetrieb nicht in Gefahr bringen.
Zuletzt hatte eine Gruppe von Spielern um Kyrie Irving, Avery Bradley und Dwight Howard ihre Bedenken geäußert, die Wiederaufnahme des Spielbetriebs könnte von den Protesten gegen Rassismus und Polizeigewalt nach dem Tod von George Floyd durch einen weißen Polizisten ablenken und die sozialen Probleme in den Hintergrund drängen.
Commissioner Adam Silver gab in der Nacht auf Dienstag in einem Interview mit ESPN zu, dass es "keine ideale Situation" sei. "Wir versuchen inmitten einer Pandemie einen Weg zurück in die Normalität zu finden, inmitten einer Rezession mit 40 Millionen ohne Job und nun mit den sozialen Unruhen im Land", sagte Silver. "Ich kann verstehen, dass das nicht für jeden Spieler etwas ist oder sie sagen, dass sie ihre Zeit am besten anders nutzen können."
Allerdings ist Silver auch überzeugt, dass die Spieler ihre Plattform nach dem NBA-Restart nutzen können, um weiterhin gegen soziale Ungerechtigkeit zu kämpfen. Ähnlich äußerte sich auch NBPA-Direktorin Michele Roberts, die in einem Call mit Spielern offenbar die Proteste von John Carlos und Tommie Smith bei den Olympischen Spielen 1968, als sie bei der Siegerehrung ihre Fäuste mit einem schwarzen Handschuh in den Himmel streckten, als Positiv-Beispiel angeführt hat.
Derweil haben Irving und Bradley die Rolle als Sprecher einer Koalition von Spielern angenommen, die die Fragen und Bedenken der Aktiven an die Liga herantragen möchte. In Gesprächen mit den Verantwortlichen soll laut ESPN unter anderem geklärt werden, wie die Ressourcen der Liga und der NBPA genutzt werden können, um soziale Gerechtigkeit anzustreben.
Gleichzeitig sollen allerdings auch Bedenken der Spieler bezüglich der Coronavirus-Pandemie auf den Tisch kommen, beispielsweise stieg zuletzt in Florida die Zahl der positiven Corona-Fälle erneut an.
NBA-Boss Silver: "Enorme Opfer von jedem" benötigt
"In unserer Liga spielen so viele afro-amerikanische Spieler und unsere Herzen sind mit unseren Menschen, unsere Gedanken sind mit den Menschen", erklärte Damian Lillard. "Wir haben das Gefühl, dass wir Teil dieses Kampfes sein sollten. Und da liegen die Schwierigkeiten."
Der Blazers-Star betonte, er könne die Bedenken der Spieler verstehen, er selbst fühle sich nicht 100 Prozent wohl bei dem Gedanken, während der Coronavirus-Pandemie und den sozialen Unruhen die NBA-Saison fortzusetzen, allerdings ließ er auch den finanziellen Aspekt nicht unerwähnt.
"Ich kann nur für mich selbst sprechen, aber wir sind der finanzielle Rückhalt unserer Familien und für einen Teil unserer Community. Wir haben die Verantwortung, schwarze Unternehmer in schwarzen Gemeinden zu unterstützen. Es ergibt also eine Menge Sinn, zurückzukehren", sagte Lillard.
Aufgrund der zahlreichen Herausforderungen, die vor der Liga und den Spielern liege, betonte Silver, dass es "enorme Opfer von jedem" benötige, um den Restart erfolgreich bewältigen zu können. Die finanziellen Auswirkungen auf die Liga seien nicht so eklatant, wie viele annehmen, sagte Silver, vielmehr gehe es darum, das Virus nicht gewinnen zu lassen. "Wir bringen NBA Basketball zurück. Wir denken, dass es für viele in diesem Land eine Pause von den enormen Schwierigkeiten, mit denen sie in ihren Leben umgehen müssen, bieten kann."