SPOX: Herr Belinelli, Sie wurden im Sommer von Charlotte zu den Hawks getradet. Was waren Ihre ersten Gedanken, als Sie davon erfahren haben?
Marco Belinelli: Für mich wird das nächste Jahr sehr wichtig, weil ich danach Free Agent werde. Deswegen war mir auch klar, dass ich diesen Wechsel als Chance begreifen kann, mein Potenzial noch einmal voll abzurufen. Deswegen habe ich schon vor der EM mit Krafttraining begonnen und gehe topfit in die Saison. Ich hoffe, dass ich in Atlanta eine gute Rolle spielen kann.
SPOX: Wissen Sie denn schon, wie Ihre Rolle dort aussehen wird?
Belinelli: Ich weiß nicht über meine Minuten oder so etwas Bescheid, aber ich habe mich im Sommer natürlich schon etwas mit Coach [Mike Budenholzer] ausgetauscht, telefonisch und dann auch während der EuroBasket, als er ja in Tel Aviv vorbeigeschaut hat. Grundsätzlich bin ich dort natürlich einer der Veteranen in einem jungen Team, deswegen soll ich ein bisschen meiner Erfahrung weitergeben. Natürlich soll ich aber auch selbst spielerisch etwas beitragen und dem Team dabei helfen, ein paar Spiele zu gewinnen.
SPOX: Wie gut kennen Sie Dennis Schröder schon, mit dem Sie wohl auch gemeinsam auf dem Court stehen werden? In Tel Aviv waren Sie ja im gleichen Teamhotel.
Belinelli: Das stimmt, aber da hatten wir nicht wirklich Zeit, weil beide Teams eben andere Schedules hatten. Wir haben uns natürlich Hallo gesagt, aber viel mehr noch nicht. In Atlanta haben wir noch jede Menge Zeit, um uns kennenzulernen. Aber ich weiß, was er draufhat. Er ist unheimlich schnell und ein guter Scorer. Ich hoffe, dass ich mit meinem Shooting ein bisschen Platz für seine Drives schaffen kann.
SPOX: Sie haben in zehn NBA-Jahren bereits für sieben verschiedene Teams gespielt, die Hawks sind nun das achte. Gewöhnt man sich da irgendwann dran, so oft das Team zu wechseln, oder ist das immer noch schwierig?
Belinelli: Mittlerweile nicht mehr, ich kenne es ja mittlerweile ganz gut. Man macht sich dann nicht mehr die Sorgen, die man früher vielleicht hatte, ob man sich zurechtfindet und so weiter. Es ergibt für mich auch keinen Sinn, mich über Trades oder so etwas aufzuregen; ich tue ja, was ich liebe. Ich spiele Basketball und verdiene gutes Geld damit. Deswegen habe ich gelernt, mit den Wechseln umzugehen und einfach das Beste daraus zu machen.
SPOX: Budenholzer ist eine Art Ziehsohn von Gregg Popovich, für den Sie ja ebenfalls gespielt haben. Ist das vielleicht ein Vorteil bei der Eingliederung?
Belinelli: Das wäre natürlich schön. Ich kenne Budenholzer selber ja noch nicht so lange, aber ich weiß, wie viel Zeit er mit Pop verbracht hat und wie eng sie miteinander sind. Auch ich betrachte Popovich als Freund, obwohl ich ja nur zwei Jahre die Gelegenheit hatte, für ihn zu spielen. Es wäre großartig, eine solche Beziehung auch zu Budenholzer aufzubauen.
SPOX: Können Sie ein wenig beschreiben, was Popovich so besonders macht?
Belinelli: Dass er das Spiel versteht wie kaum ein Zweiter, ist ja offensichtlich, ich glaube, das hat mittlerweile jeder mitbekommen. Aber es ist seine Art, die ihn abhebt. Er gibt dir das Gefühl, dass du ein Teil seiner Familie bist, nicht nur ein Spieler, dem er Anweisungen gibt. Das heißt nicht, dass er immer nur nette Sachen sagt, aber er findet immer den richtigen Ton und gibt dir nie das Gefühl, du wärst dumm oder nicht auf seiner Höhe. Natürlich hat er auch einen sehr speziellen Humor.
SPOX: Waren die zwei Jahre bei den Spurs ihre bisher schönsten als Profi?
Belinelli: Ich verbinde definitiv großartige Erinnerungen mit dieser Zeit. Aber nicht nur mit dieser. Ich weiß noch, wie wir 2013 mit Chicago Spiel 7 der Playoff-Serie bei den Nets gewonnen haben, um Ihnen ein Beispiel zu geben. Aber natürlich war die Championship 2014 etwas ganz Besonderes. Das vergisst man nie wieder. Wenn ich mich jetzt auf eine Erinnerung festlegen müsste, wäre es daher diese.