NBA

Der kommende MVP - und auch GOAT?

Von Robert Arndt
Giannis Antetokounmpo wird bereits als heißer MVP-Kandidat gehandelt
© getty

Giannis Antetokounmpo von den Milwaukee Bucks verzauberte die Liga in den ersten Spielen mit einer Gala nach der nächsten. Viele sehen den Griechen bereits als legitimen MVP-Kandidaten. Andere gehen sogar noch einen Schritt weiter und glauben, dass Giannis der beste Spieler aller Zeiten werden kann.

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Die letzten 31 Sekunden der Partie gegen Portland verrieten viel über Antetokounmpo - über sein Spiel, seine Lücken, aber auch über seine einzigartigen Fähigkeiten. Erst verwarf er beim Stand von 109:110 beide Freiwürfe, dann klaute er Evan Turner den Spalding, dunkte in Transition und blockte als Sahnehäubchen noch den möglichen Gamewinner von Blazers-Center Jusuf Nurkic. Was für ein Spiel und was für eine überragende Vorstellung vom Griechen, der mit 44 Punkten nebenbei auch noch einen persönlichen Bestwert verbuchte.

Nach vier Spielen hat Giannis nun 147 Zähler erzielt. In 50 Jahren Milwaukee Bucks konnte lediglich Kareem Abdul-Jabbar 1972 annähernd eine ähnliche Punkteproduktion vorweisen (142). 44 Punkte oder mehr machte für die Franchise aus der Biermetropole zuletzt ein gewisser Brandon Jennings (damals als Rookie 55). Der spielt jedoch inzwischen in China. Ein Schicksal, das Antetokounmpo eher nicht blühen wird.

Antetokounmpo, die Naturgewalt

Denn eine Eintagsfliege ist der Greek Freak sicher nicht. In den bishergien Spielen legte Giannis im Schnitt 36,8 Punkte, 10,8 Rebounds und 5,3 Assists bei Wurfquoten von fast 66 Prozent aus dem Feld auf. Das Lob prasselte dementsprechend aus allen Teilen des Landes auf den Griechen ein - vor allem von den Opfern der Nummer 34. "Giannis ist eine Naturgewalt", stöhnte etwa Damian Lillard nach der bitteren Pleite für sein Team. Auch Turner war ratlos. "Ich dachte, ich habe ihn gut verteidigt." Dies war tatsächlich der Fall, doch Antetokounmpo war einfach zu gut und versenkte 17 seiner 23 Würfe aus dem Feld.

Nachdem Giannis in der vergangenen Saison schon den Award des Most Improved Player abgeräumt hatte, scheint er nun zu deutlich mehr berufen zu sein. Auch 2016/17 heimste er bereits einige wenige MVP-Stimmen ein, diesmal dürften es deutlich mehr werden, vor allem wenn Milwaukee die 50 Siege knackt und sich den Heimvorteil sichert. Das Beispiel Russell Westbrook hat gezeigt, dass die prestigeträchtige Trophäe nicht unbedingt an einen Spieler aus einem absoluten Topteam gehen muss.

Der Coach der Boston Celtics, Brad Stevens, wird dem sicher zustimmen. Sein Team war es, das als Erstes die Wucht des erst 22-Jährigen zu spüren bekam. Mit 16 Punkten drehte er die Partie im Schlussviertel beinahe im Alleingang und brachte den Garden mit seinen Drives einige Male ins Staunen. Der unfassbare Alley-Oop-Dunk über Aron Baynes (RIP!) war da nur die Krönung. "Wer Giannis heute spielen gesehen hat, wird sich denken, dass dies ein MVP-Kandidat ist", musste Stevens neidlos anerkennen.

Antetokounmpo: Ab in den Post!

Dabei zeigte Antetokounmpo wieder ein paar neue Facetten in seinem Spiel. Der Forward begab sich in den ersten drei Partien mehr in den Post, agierte mit dem Rücken zum Korb. Zumeist sind seine Gegenspieler kleiner. Somit haben die Gegner die Wahl: Vertrauen wir dem Eins-gegen-Eins und hoffen, dass der Grieche zu einem Jumper gezwungen wird oder schicken wir die Hilfe?

So oder so, keine Alternative ist wirklich überzeugend. Durch seine Athletik und seinen deutlich kräftigeren Körper kann der 15. Pick aus dem Jahr 2013 inzwischen seinen Gegenspieler ein wenig nach hinten schubsen und näher an den Korb rücken. Kommt die Hilfe, findet Antetokounmpo den freien Mann - auch auf der Weak Side. Der offene Dreier ist die Folge.

Coach Jason Kidd als Mentor

Das klingt verdammt verdächtig nach LeBron James - zurecht. Selbst der King staunte einige Male nicht schlecht, was der Grieche so aus dem Händchen zauberte. "Er hat das Skillset, er hat das Talent und er hat einen großartigen Coach", lobte der King. Jason Kidd gilt nicht ohne Grund als einer der besten Point Guards aller Zeiten und ist für Giannis ein echter Glücksfall. Kidd war es, der Antetokounmpo 2014 als seinen Spielmacher benannte und so die Spielintelligenz und Auffassungsgabe des Youngsters schärfte. Durch seine Größe kann der Grieche das komplette Feld überblicken und spielt inzwischen Pässe wie es nur die absolute Point-Guard-Elite tut.

Das Absurde: Antetokounmpo dominiert die erste Woche der NBA ohne einen Jumper. Seine Abschlüsse nimmt er fast fast ausschließlich in Korbnähe. Weiß die Liga etwa nicht, dass die Zone verbarrikadiert werden muss? Die Antwort ist simpel. Man ist sich dessen bewusst, kann es aber schlicht und einfach nicht verhindern. Durch die raumgreifenden Schritte kann Giannis die Verteidiger umkurven oder sie mit seiner enormen Explosivität einfach stehen lassen.

Jae Crowder musste zum Beispiel auch feststellen, dass der einst spindeldürre Teenager nun seine Gegenspieler auch herzhaft wegdrücken kann. So können solche absurden Statlines mit Feldwurfquoten um die 66 Prozent zur Normalität werden. Nun stelle man sich vor, dass der Junge auch noch lernt, wie man den Spalding aus der Mitteldistanz oder von weit draußen konstant ins Körbchen wirft. So wie Turner verteidigte, geht es dann sicher nicht.

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