Die Transaktionen der Milwaukee Bucks
Es blieb sehr ruhig in der Bierhauptstadt im Sommer. Nach zwei ereignisreichen Offseasons hatte die Organisation wenig Optionen in diesem Jahr. Ohne Capspace und mit wenigen freien Kaderplätzen hielten sich die Aktivitäten in Grenzen. Das Gerücht um Derrick Rose hielt sich mehrere Wochen hartnäckig. Der MVP von 2011 unterschrieb stattdessen zum Minimum in Cleveland. Auch im Buhlen um Kyrie Irving sollen die Bucks involviert gewesen sein.
Die größte Veränderung gab es dagegen im Front Office. GM John Hammond leitet nun die Geschicke der Orlando Magic, für ihn wurde etwas überraschend der noch unerfahrene John Horst befördert.
Mit Pick No. 17 wurde Spätzünder D.J. Wilson gezogen, der als Power Forward weitere Variabilität in den Kader bringt. Seine Mischung aus Ringschutz und einem lockeren Händchen von draußen passen gut, allerdings wird er im gut bestückten Frontcourt wohl nur wenig Spielzeit bekommen.
Außerdem tradeten sich die Bucks in der zweiten Runde hoch auf Position 46 und zogen SMU Guard Sterling Brown. Spielmacher Bronson Koenig und Forward Jalen Moore wurden mit Two-Way-Contracts ausgestattet.
Eine wichtige Personalie gab es dann doch noch. Free Agent Tony Snell konnte für vier Jahre und 46 Millionen gehalten werden, ein noch annehmbarer Tarif, gerade mit dem Hintergrund, dass der Guard in der vergangenen Saison mit 40 Prozent von Downtown der einzige verlässliche Shooter in der Rotation war.
Spencer Hawes (6 Mio.) und Greg Monroe (18 Mio.) zogen ihre Spieleroption. Michael Beasley schloss sich den New York Knicks an und Jason Terry ist noch ohne Vertrag.
Die Strategie der Milwaukee Bucks
Milwaukee hatte vor diesem Sommer zwei Möglichkeiten. Die Band komplett zusammenhalten oder irgendwie einen dicken Vertag wegschicken, um Platz für frisches Blut zu schaffen. Es wurde Ersteres, wahrscheinlich auch weil sich kein Abnehmer für Greg Monroe oder Mirza Teletovic fand.
So war Sparen angesagt, denn die Bucks liegen tatsächlich über der Luxussteuer-Grenze, obwohl Giannis Antetokounmpo im Oktober 2016 nicht einmal zum Maximum unterschrieb. Sein Vertrag (4 Jahre, 100 Millionen Dollar) steht ab dieser Saison in den Büchern.
Nächste Spielzeit wird dann Jabari Parker Restricted Free Agent. Der riss sich im Februar nun bereits zum zweiten Mal das Kreuzband, rief zuvor aber endlich sein Potenzial ab und bewies, dass er der Co-Star neben dem Griechen sein kann. Neben rund 20 Punkten im Schnitt fiel auch erstmals in seiner Karriere der Dreier mit 36 Prozent recht anständig. Sollte der Forward in guter Form zurückkehren und noch keinen neuen Vertrag in der Tasche haben, könnte es für Milwaukee ekelhaft teuer werden. Einen Termin für sein Comeback gibt es jedoch noch nicht.
Möglich ist aber auch, dass es noch den einen oder anderen Trade geben wird. Die Kandidaten sind die gleichen wie im Sommer, dazu könnten Bankwärmer wie Spencer Hawes oder Gary Payton II gestretcht werden, um ein wenig Caproom freizuschaufeln.
Die Schwachstellen der Milwaukee Bucks
An dieser Stelle hat sich wenig geändert und verdeutlicht das Werben um Irving oder auch Rose. Die Point-Guard-Rotation um Rookie of the Year Malcolm Brogdon und Matthew Dellavedova dürfte zu den Schwächsten der Liga zählen. Somit muss wohl der Greek Freak wieder viel Verantwortung im Angriff übernehmen.
Dass dies bisweilen dem Überathlet zu viel Kraft kostet, zeigten die Playoffs gegen die Toronto Raptors, als dieser in Spiel 6 fast komplett durchspielte und in der Crunchtime kaum mehr gerade stehen konnte.
Außerden ist in der Defense noch jede Menge Luft nach oben. Auf dem Papier besitzen die Bucks eine Starting Five, in der jeder als fähiger Verteidiger bezeichnet werden darf bzw. die Anlagen dafür hat. Ein Defensiv-Rating von 106,4 (Platz 19) ist mit diesem Wissen enttäuschend.
Dies fällt ins Gewicht, da auch der Angriff (Offensiv-Rating: 106,9, Platz 13) nicht elitär war. Es fehlt in der Rotation an verlässlichen Shootern, die Giannis oder auch Parker die Räume öffnen, die sie dringend benötigen. Spieler wie Hawes oder Teletovic bringen zwar Gefahr von draußen, lassen die Defensive aber zu häufig kollabieren. Prozentual lagen die Bucks beim Dreier sogar in den Top 10 (37 Prozent), jedoch nahmen nur sechs Teams weniger Versuche aus der Distanz.
Der Hoffnungsträger der Milwaukee Bucks
Machen wir es kurz. Es ist natürlich noch immer diese Laune der Natur mit den vielen Buchstaben im Namen aus Griechenland. Dass der Star die Eurobasket wegen einer kleineren Verletzung sausen lassen musste, dürfte in Wisconsin positiv aufgenommen worden sein.
Die Hoffnung, nach Jahrzehnten wieder aus der Mittelmäßigkeit auszubrechen, ruht zu Großteilen weiter auf den Schultern der Nummer 34.
Andererseits ist nicht nur beim All-Star Luft nach oben. Spielern wie Parker, Brogdon, Middleton oder Maker ist durch die Bank weg ein Leistungsschub zuzutrauen. Voraussetzung bleibt die Gesundheit. Der Kern aus Antetokounmpo, Parker und Middleton hat bislang kaum zusammengespielt und dürfte auch diesmal erst im neuen Jahr zu bewundern sein.
Dennoch wurden 42 Siege in der vergangenen Saison erreicht und diese Latte dürfte in der neuen Spielzeit deutlich übersprungen werden. Während zahlreiche Teams im Osten schwächer wurden, darf bei den Bucks von einer weiteren Verbesserung ausgegangen werden.
Das Fazit
Die Bucks haben im Rahmen ihrer Möglichkeiten gehandelt und keine Entscheidungen gefällt, welche die Zukunft negativ beeinflussen könnte, Stichwort Parker-Verlängerung. Mit Antetokounmpo, Middleton, Brogdon und Maker steht der Kern für die nächsten Jahre langfristig unter Vertrag.
Vorwerfen lassen muss sich die Franchise, dass keine vernünfitgen Rollenspieler, heißt Schützen, in die Bierhauptstadt gekommen sind. Auf dem Point-Guard-Markt waren der Organisation quasi die Hände gebunden.
Dennoch: Sollte sich das Team noch weiterentwickeln (und das muss es) wird Milwaukee dieses Jahr ein Contender auf den Heimvorteil in der ersten Runde der Ost-Playoffs sein und ein wenig näher an die Elite im Königreich von LeBron James rücken.
Die Note: 3