Was bedeutet der Deal für die Boston Celtics?
Danny Ainge hat seit Jahren den Ruf, dass er für das richtige Angebot sogar seine Großmutter traden würde. Wenn man bedenkt, wie beliebt Thomas in Boston war und ist, hat er das jetzt tatsächlich getan. Der Trade zeigt eindrucksvoll, wie dieses Geschäft abläuft und wie paradox es ist, dass die Fans von Spielern (Kevin Durant, Hayward, LeBron) bedingungslose Loyalität erwarten, während diese von den Teams nur in absoluten Ausnahmefällen gewährleistet ist.
Die Celtics haben in dieser Offseason vier der fünf Starter ihres letztjährigen Teams ausgetauscht - Thomas ist weg, Crowder ist weg, Avery Bradley ist weg, Amir Johnson ist weg. Al Horford ist als einziger noch da, aber wie lange eigentlich noch? Mit seinen 31 Jahren passt der Big Man an sich kaum ins Konzept. Denn Boston plant langfristig, das hat dieser Trade eindeutig gezeigt.
Irving ist 25 Jahre alt und hat seine beste Zeit noch vor sich, zudem hat er noch Vertrag bis 2019. Es ist natürlich möglich, dass er dann wechseln wird, allerdings deutete Ainge im Conference Call nach dem Trade an, dass er lange bleiben möchte. Dafür spricht auch, dass Irving auf seinen Trade-Kicker (rund 5,8 Millionen Dollar) verzichtete, um diesen Trade zu ermöglichen.
In der kommenden Saison ändert sich wohl nichts daran, dass die Celtics in der Ost-Hackordnung hinter den Cavs angesiedelt sind, aber das könnte sich schon im Jahr darauf ändern. Durch den Abgang von Crowder wird Spielzeit für Jayson Tatum und Jaylen Brown freigeschaufelt, die langfristig die Zukunft der Franchise bestimmen sollen - gemeinsam mit Irving, Hayward und einigen anderen.
Vor der Offseason winkte den Celtics noch das Dilemma, dass sie im kommenden Sommer theoretisch Thomas, Bradley und Marcus Smart bezahlen müssten, was aber nie realistisch war. Nun hat Ainge zwei der drei Guards weggeschickt. Und bei aller Sentimentalität: Es wäre auch einfach nicht ratsam gewesen, Thomas nächstes Jahr einen Maximalvertrag über fünf Jahre zu geben.
Angesichts von Hüftverletzung und Alter ist Irving rational der wertvollere Spieler für die Celtics, auch wenn Thomas letzte Saison individuell besser war. Dass man dazu noch einen Brooklyn-Pick abgeben musste, tut weh, aber dafür hat man sich ja im Deal mit den Sixers einen Extra-Pick gesichert - und es ist nicht klar, ob Brooklyn wieder so schlecht sein wird.
Nicht, weil die Nets ein tolles Team hätten, aber sie haben keinen Grund zum Tanken - im Gegensatz zu vielen anderen Teams in der Eastern Conference, die nächstes Jahr mehr Goldfischbecken dann Haifischbecken sein wird. Vielleicht verliert man so also eher den No.12-Pick und nicht den No.1-Pick - immer noch ärgerlich, aber Boston kann das wohl verkraften.
Eine Frage stellt sich jedoch. Die ganze Welt hat mitbekommen, wie Thomas in den Playoffs seine Schwester verlor, Zähne verlor, sich dann verletzte und sich trotzdem aufopferte, bis es nicht mehr ging. Dieser Typ, der sich nicht nur auf dem Court aufopferte, sondern auch abseits davon als Recruiter arbeitete und seinen Anteil an den Zusagen von Horford und Hayward hatte, der die Celtics in den letzten Jahren relevant hielt, wurde nun weggeschickt.
Das stößt nicht nur Fans sauer auf - das wird auch von Spielern und Agenten rund um die Liga registriert. Vielleicht rächt sich das, wenn der nächste Free Agent über einen Wechsel nach Boston nachdenkt?