Platz 10
Kyrie Irving (Cleveland Cavaliers)
Ein Dreier, der die Sportwelt nicht nur in Ohio verändern sollte. In Game 7 traf Uncle Drew den wichtigsten Wurf seiner Karriere und schoss die Cavs zum Titel. Dass diesen Versuch nicht LeBron James Richtung Ring schickte, war zwar ein vorgegebenes Play, aber dennoch keine neue Hackordnung in Cleveland.
Irvings Spielübersicht ist oberste Kategorie, dennoch hat er oft nicht die Entscheidungsgewalt - dazu fehlt der Ball in seinen Händen. Er ist in der Lage, sich zu jeder Zeit einen Wurf zu kreieren oder seinem Defender Knoten in die Beine zu spielen. Vom Ballhandling die klare Nummer zwei der Association hinter Steph Curry. Allerdings verhindern seine Probleme mit dem Longball (15/16: 32 Prozent) und der schwache Wurf vom Zonenrand eine bessere Offensiv-Bewertung.
Durch den Ring-Winner hat sich Irving das Recht erkämpft, in naher Zukunft auch mal den allerletzten Wurf eines wichtigen Spiels zu nehmen, während LeBron danebensteht. Aktuell ist seine Führungsrolle durch die Präsenz des Kings naturgemäß eingeschränkt. Defensiv hat Irving sein Potenzial ausgeschöpft, doch um ein überdurchschnittlicher Defender zu sein, der gegen die Top-Spieler seinen Mann stehen kann, reichte das eben nicht.
Platz 9
James Harden (Houston Rockets)
Niemand spaltet Beobachter, Kollegen und Fans so sehr wie Harden. Während ihn die Spieler selbst 2015 bei den Player's Association Awards zum MVP und zum am schwierigsten zu verteidigenden Spieler wählten, wurde Harden dieses Jahr für nicht eines der drei All-NBA Teams berücksichtigt. Und dabei waren seine nackten Zahlen besser als in der Spielzeit zuvor (29 Punkte, 6,1 Rebounds, 7,5 Assists).
Der Bart weist die größte Diskrepanz zwischen Offense und Defense unter den Top-Stars auf. Im Eins-gegen-eins ist er quasi nicht zu halten, am eigenen Korb bekleckert er sich selten mit Ruhm. Aber nicht falsch verstehen: Harden ist nicht so grausam in der Verteidigung, wie er oft dargestellt wird. In der On-Ball-Defense hat er sich verbessert. Nach wie vor ein Problem ist aber, dass er sich von Zeit zu Zeit zurücklehnt, Rotationen verschläft oder seine Gegenspieler aus den Augen lässt.
Ebenfalls nicht auf Bestniveau sind Hardens Führungsqualitäten. Auch ihm ist es anzukreiden, wie Houston in der vergangenen Saison aufgetreten ist. Denn der Leader gibt die Stimmung vor - und auch die Art und Weise, wie mit querschießenden Akteuren (Dwight Howard!) umgegangen wird.
Die neue Rolle als Point Guard unter Mike D'Antoni wird offenbaren, wie stark Hardens Playmaking wirklich ist. In jedem Jahr steigerte er seine Assists (von 1,8 auf 7,5). Er ist noch kein Nate Archibald, aber er kratzt diese Saison an 10 Vorlagen pro Partie.
Platz 8
DeMarcus Cousins (Sacramento Kings)
Klassische Brett-Center sind in Top-10-Rankings der Neuzeit inzwischen so selten zu finden wie Nick-Young-Assists im Boxscore. Der moderne Center parkt schon fast auf der Auslinie - doch Cousins ist die Verschmelzung von beiden Ansätzen.
Boogie ist der einzige dominante Zonen-Kämpfer, den die Liga noch hat. Dazu hat er im vergangenen Jahr gezeigt, dass man sich in recht kurzer Zeit einen akzeptablen Dreier aneignen kann (33,3 Prozent). Die Quote wird weiter steigen und macht den Kings-Center noch vielseitiger, da er nun selbst gegen die besten Ringbeschützer ohne großen Aufwand punkten kann.
Die vielen Querelen der Vergangenheit haften Cousins immer noch an, zudem verläuft die Charakterentwicklung des 26-Jährigen nach dem Prinzip zwei Schritte vor, 1,9 Schritte zurück. Die Chaos-Truppe in Sacramento macht es ihm aber auch nicht gerade leicht, das Team zu führen.
In Sachen Verteidigung kommt er übers Mittelmaß nicht hinaus. Immerhin hat das Training mit dem Team USA ihm geholfen, seine Pick-and-Roll-Defense zu verbessern. Eine höheres Ranking verhinderten die oft unnötigen Turnover.
Platz 7
Paul George (Indiana Pacers)
Ganz anders sieht die Sache bei Paul George aus - an beiden Enden des Courts ist der Indy-Forward eine Macht. "LeBron für Arme" ist in diesem Fall keine Beleidigung, sondern ein Kompliment für einen der drei besten Flügelverteidiger der Liga.
PG-13 hat sich nach seiner Horror-Verletzung eindrucksvoll zurückgemeldet, auch wenn er bisher immer nur phasenweise in der Lage war, den Pacers die Richtung vorzugeben. Seine sieben versuchten Dreier pro Spiel sind kein Konzept für Team-Erfolg.
Ein wenig mehr Spielübersicht und Geduld sollte sich George auf den Trainingsplan schreiben, denn aktuell hinkt die Führung auf dem Court seinen verbalen Statements abseits des Feldes (Stichwort: MVP) etwas hinterher.