NBA

"LeBron muss nichts mehr beweisen"

In den Finals kommt es zum Rematch zwischen den Cavs und Warriors
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Die Cavaliers sind der Favorit

Ole Frerks: Nein, das sind sie nicht. Dieser Meinung ist Las Vegas und dieser Meinung sind auch die allermeisten Beobachter. Und das ist auch richtig so. Klar war der Postseason-Run der Cavs bisher beeindruckend. Und wie sie vor allem Atlanta, die zweitbeste Defense der Regular Season, mit ihrem Shooting auseinander genommen haben, war absolut beeindruckend. Aber die Crux ist: Golden State ist offensiv genauso gefährlich und hat im Gegensatz zu den Cavs auch eine richtig gute Defense. Was Andre Iguodala gegen Durant in den letzten drei Spielen schon wieder abgezogen hat, war überragend, und ähnliches wird er auch gegen LeBron wieder vollbringen können. Der King wird natürlich seine Punkte machen, aber die Cavs funktionieren am besten, wenn er den anderen offene Würfe auf dem Silbertablett servieren kann - und das wird Golden State besser verhindern können als die vorherigen Gegner. Und defensiv: Ich bin mir einfach nicht sicher, wie man mit Love und Kyrie gegen die Warriors, vor allem gegen deren Death Lineup, irgendwie bestehen soll. Vielleicht überraschen sie uns in der Hinsicht alle, LeBron ist sowieso alles zuzutrauen. Aber es wäre eine Überraschung und daher ist Cleveland für mich per Definition der Underdog, bevor sie uns etwas anderes beweisen.

Moritz Fürste: In der jetzigen Form ist Cleveland sehr stark und mit Kyrie Irving haben sie einen Point Guard, der Curry auch einen Meter außerhalb der Dreierlinie verteidigen und am Wurf hindern kann. Die defensiven Switches, die bei Oklahoma City zu großen Problemen gegen Golden State geführt haben, können die Cavs mit ihrer Aufstellung ohne echten Center besser durchführen. Und man hat gegen OKC gesehen, wie abhängig die Warriors von ihrem Wurf sind. Gleichzeitig kann LeBron gerade gegen das Small Ball Lineup der Dubs seine Physis ausspielen und den Korb attackieren.

Jonas Reckermann: Das sehe ich anders, Mo. Ich bin zwar taktisch nicht so tief drin wie du, aber die psychologische Komponente spielt für mich auf diesem Level ohnehin fast die wichtigere Rolle. Die Warriors haben eine unfassbare Saison gespielt und hatten durch den 73-Siege-Rekord großes Selbstbewusstsein. Anschließend ist Curry ausgefallen und sie waren nicht weniger beeindruckend, gegen OKC standen sie mit dem Rücken zur Wand und haben nach 1-3 noch 4-3 gewonnen. Noch mehr Selbstbewusstsein geht nicht. Ich bin mir sicher: Egal, was passiert und egal, wie die ersten Spiele ausgehen: Die Warriors haben das Gefühl, dass sie das stärkste Team sind und die Finals gewinnen werden. Das ist ein Vorteil, den Cleveland nicht hat - schließlich wurde an ihnen mehr als einmal gezweifelt. Und Golden State hat zudem noch Steph Curry.

Marc-Oliver Robbers: Ich bin da bei Ole. Golden State ist der amtierende Meister, Golden State hat die beste Regular Season in der NBA-Geschichte gespielt, Golden State hat den amtierenden MVP in seinem Roster und Golden State hat sich zum Vorjahr in allen Punkten noch einmal verbessert. Wie können die Warriors da nicht Favorit sein? Cleveland hat sich zum perfekten Zeitpunkt der Saison gefunden und ich ziehe meinen Hut vor Tyronn Lue, dass er diesen Turnaround geschafft hat. Ich meine, wer hätte der Fußmatte von Iverson das zugetraut? Aber alle Cavs-Gegner in der Postseason hatten nicht annähernd das Kaliber der Warriors. Geht ja auch gar nicht. Golden State hat die Mittel, das in den Playoffs praktizierte Spiel der Cavs einzudämmen und eben diese Unmengen an offenen Dreiern zu unterbinden. Und dann bin ich gespannt, ob Cleveland einen Plan B hat. Schaltet LeBron dann wieder in den Heroball-Modus? Und das meine ich gar nicht abwertend. Da hängt dann sicher auch viel von Love und Irving ab. Können sie auch bei einer anderen Spielweise weiter effektiv sein? Die Regular Season hat da oft etwas anderes gezeigt.

Martin Klotz: Golden State ist zwar auch für mich der Favorit, aber wir reden hier von Nuancen. Und alle selbsternannten Experten, die zum jetzigen Zeitpunkt das Wort "Underdog" in den Mund nehmen, lehnen sich so weit aus dem Fenster, dass sie schon fast im Nachbarhaus hängen. Wir werden sieben Spiele sehen, da lege ich mich fest. Und wer kann bei einem 4-3 sagen, welches Team der Favorit ist? Es ist nicht auszuschließen, dass die Favoritenrolle nach jedem Spiel von einem Team auf das andere übergeht beziehungsweise geschoben wird. Lasst Cleveland mal Game 1 in Oakland gewinnen - dann ist der Aufschrei aber groß. Fakt ist: Die Cavs hatten Wochen, wenn nicht Monate, um sich auf dieses Matchup vorzubereiten. Und nach den Conference Finals hatten sie deutlich mehr Zeit für Regeneration und Dubs-spezifische Trainings-Sessions. Aber in einer Sache gebe ich dir unabhängig vom Favoriten-Status Recht, Olli: Um am Ende ganz oben zu stehen, brauchen die Cavs einen LeBron im Endzeit-Modus. Er muss die Balance zwischen Einzelaktionen und dem Einbinden seiner Mitspieler finden. Und das ist die schwierigste Aufgabe im Basketball überhaupt.