NBA

Ein Shootout für die Ewigkeit

Larry Bird (l.) und Dominique Wilkins (r.) spielten 1988 beide wie von Sinnen
© getty

Die Atlanta Hawks und Boston Celtics liefern sich derzeit eine der besten Serien der ersten Playoff-Runde. Beide Franchises haben über die Jahrzehnte allerdings schon etliche Schlachten geschlagen. Die denkwürdigste ereignete sich am 22. Mai 1988 mit zwei legendären Protagonisten - SPOX blickt zurück.

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Es gibt so Tage, da passt einfach irgendwie alles zusammen.

Jeder Basketballer kennt das: Die ersten Würfe fallen, dann probiert man es mit einigen schwierigen Würfen, einfach um zu sehen, wie weit man das eigene Glück ausreizen kann. Heat Check. Fällt auch dabei alles rein, ist man ganz offiziell dort angekommen, wo jeder Spieler am liebsten ständig sein würde: in the zone. Auf einmal wirkt der Korb weit wie ein Ozean.

Es kommt selten genug vor, dass ein Spieler in einem siebten Spiel diesen trance-artigen Zustand erreicht. Noch seltener stellen beide Teams zum selben Zeitpunkt einen derartigen Flammenwerfer. Insofern darf es kaum verwundern, dass Spiel 7 der Eastern Conference Semifinals 1988 als vielleicht größtes Privatduell der Geschichte in die NBA-Annalen einging.

"Es war schon irre. Ich hatte schon 60-Punkte-Spiele gesehen, aber nie mit so einer Gegenwehr", erinnerte sich Celtics-Legende und -Kommentator Tom Heinsohn in einer Oral History von 2013 zurück. "Es ging nur um die Willenskraft der beiden. Es ging nicht darum, dass die Coaches irgendwelche Plays aufschrieben. Es hieß: 'Ich spiele gegen dich und werde dir in den Hintern treten.'"

Zwei Teams am Scheideweg

Eine bessere Bühne hätte es für diesen Shootout nicht geben können. Ebenso wenig hätten sich zwei Superstars finden lassen, die vom Spiel her weiter voneinander entfernt waren, was sich auch an ihren jeweiligen Teams ablesen ließ.

Dominique Wilkins und seine Hawks standen für Individualismus, Athletik, Highlights, jugendliche Energie. Larry Birds Celtics waren von Finesse und Spielintelligenz geprägt, von Team-Basketball. Und sie waren in die Jahre gekommen - Mitte der 80er noch das beste Team der Liga, gingen die Kelten zunehmend verletzungsgeplagt dem Ende einer Ära entgegen.

Larry Bird: Ein Großmeister auf dem Court

Dementsprechend hatten sie auch mit den jüngeren Hawks deutlich größere Probleme als in den Jahren zuvor. Nach zwei Siegen zum Auftakt holte Atlanta drei Siege in Serie, einen davon sogar im legendären Boston Garden. Aufgeben war jedoch keine Option, also holten sich Bird und Co. Spiel 6 in Atlanta. Für die Entscheidung ging es wieder nach Hause - und Bird war wieder selbstbewusst wie eh und je.

Garantien von Bird und Wilkins

"Bird hatte vor Spiel 7 garantiert, dass die Celtics gewinnen würden", erinnerte sich Wilkins später. "Tree Rollins hatte mich darauf aufmerksam gemacht. Ich sagte zu ihm: 'Wenn du nicht bereit bist zu kämpfen, dann komm gar nicht erst mit. Denn wer immer sich heute mit mir anlegt wird einen langen Abend erleben.'"

Spiel 7 begann, und Wilkins hielt Wort. 31 Punkte hatte er nach drei Vierteln bereits gesammelt, während Bird sich mit 14 Zählern bis dahin noch eher zurückhielt und Kevin McHale (33 Punkte) die Arbeit machen ließ. Das Spiel blieb trotzdem die ganze Zeit über knapp, vor dem letzten Viertel führte Boston mit 84:82. Und dann leistete sich Kevin Willis einen folgenschweren Fehler.

Wilkins: "Wir rannten das Feld herunter, Kevin, Bird und ich. Kevin streckte seinen Arm aus und sagte: 'Lass' den Penner keinen Punkt mehr machen!' Larry war ja in Hörweite. Ich dachte mir nur, was zum Teufel machst du da? Larrys Augen wurden auf einmal riesengroß. Ich wusste, dass es jetzt losgehen würde. Das hat ihn aufgeweckt. Dann begann der Shootout."

"Wie ein Spiel HORSE"

Und genau so kam es. Beide schaukelten sich binnen weniger Minuten dermaßen hoch, dass es die Zuschauer und Bankspieler im Kollektiv von den Sitzen riss. Alles ging - auf beiden Seiten.

Boxscore: Celtics - Hawks, Spiel 7, 1988

Ein Layup im Stolpern, mit der linken Hand über die ausgestreckten Arme zweier Verteidiger von Bird. Ein Dreier von Wilkins. Ein Leaner von Bird. Ein Jumper von Wilkins über McHales Gorilla-Arme. Ein Bird-Floater mit der Linken. Jumper Wilkins, Jumper Bird. Baby-Hook Wilkins, Jumper Bird. Es ging rauf und runter!

"Es war wie ein Spiel HORSE", erinnerte sich Hawks-Guard Cliff Levingston. "Wieder und wieder überboten sie sich gegenseitig. Im Grunde war es wie Eins-gegen-Eins über das ganze Feld. Alle anderen waren nur dafür da, den Ball abzugeben und aus dem Weg zu gehen."

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