Ausgangslage:
Die Siegesserie der Cavaliers ist zu Ende, aber dennoch zweifelt kaum noch jemand daran, dass Cleveland langsam beginnt, sein Potenzial auszuschöpfen und sich im Kampf um die Playoff-Positionen im Osten weiter nach oben arbeiten wird.
Nachdem LeBron James auf den Court zurückgekehrt ist, fuhr das Team von David Blatt zwölf Erfolge am Stück ein, bevor die Streak gegen die Indiana Pacers jäh endete.
Dennoch geht es aufwärts in Cleveland, hat man doch die zu Saisonbeginn noch enorm schwache Defense verbessert und liegt nun ligaweit mit 99,1 erlaubten Punkten im Mittelfeld des Rankings. In den letzten zehn Spielen ließen die Cavs ihren Gegner keine dreistellige Punktzahl erzielen, dies gelang in den 41 Partien zuvor nur insgesamt 17 Mal.
Genau das könnte auch ein Problem für die Lakers werden, die seit der Verletzung von Kobe Bryant offensiv erhebliche Schwächen offenbaren. Zuletzt experimentierte Coach Byron Scott viel mit der Rotation, aber auch das half nichts. Nur eines der vergangenen zwölf Spiele konnten die Lakers gewinnen und selten war L.A. so weit von Showtime entfernt wie heute.
Mit 13 Siegen aus 50 Spielen rangiert die Truppe aus Tinseltown auf dem vorletzen Platz der Western Conference - Tendenz weiter sinkend.
Die Stars der Teams:
Die Big Three der Cavaliers werden immer mehr zu den Big Two plus X. Selten performen LeBron James, Kyrie Irving und Kevin Love allesamt gut. Oft sind es nur zwei der drei, zuletzt meist James und Irving, die Cleveland tragen.
Irgendjemand findet sich immer, der die Rolle des Mister X übernimmt. Sei es Love, J.R. Smith oder auch mal Tristan Thompson. Zuletzt kam es nur noch selten vor, dass James und Irving überhaupt keine Unterstützung von ihren Teamkollegen erhielten - definitiv eine wichtige Verbesserung.
Zwar gibt es eine geringe Wahrscheinlichkeit, dass James das Spiel aufgrund einiger kleiner Beschwerden verpasst, aber es scheint unrealistisch, dass der King den zur Rehabilitation nötigen Sieg durch seine Abwesenheit gefährden wird.
Kevin Love zeigte sich zwar während der verletzungsbedingten Abstinenz des Kings verbessert, tauchte am Freitag gegen Indiana aber beispielsweise wieder komplett unter. Dafür hat die Addition von Smith Früchte getragen. 13 Punkte legt der Shooting Guard seit seinem Wechsel aus New York im Schnitt auf und fügt sich mit 1,6 Steals pro Spiel auch in der Verteidigung passabel ein.
Stars gibt es in L.A. wie Sand am Meer. Man findet sie auf dem Rodeo Drive in Beverly Hills, am Strand von Santa Monica oder auf der Tribüne des Staples Center. Aber derzeit eben nicht im Team der Lakers.
Der einzige Star heißt Kobe Bryant und der ist mit Schulterbeschwerden zum Zuschauen verdammt. Jeremy Lin, Carlos Boozer und Co. werden für ihre Leistungen so schnell keinen Stern auf dem Hollywood Walk of Fame bekommen.
Das Schlüsselduell:
J.R. Smith vs. Nick Young oder auch The Prodigy gegen Swaggy P. In Ermangelung eines spielerisch hochklassigen Matchups sei hier das Duell mit dem meisten Unterhaltungspotenzial hervorgehoben.
Ob nun das Bejubeln verfehlter Würfe, das Öffnen von Schnürsenkeln der Gegenspieler bei Freiwürfen oder ein fragwürdiger Kommentar nach dem anderen - Young und Smith sind immer für verrückte Aktionen gut. Verstärkt wird das vermutlich noch, wenn sie sich auf dem Parkett einem ähnlichen Paradiesvogel gegenübersehen.
Aber eines können die beiden dann doch: Werfen. Das haben sie oft genug bewiesen. Und wer weiß - vielleicht läuft einer von ihnen ja heiß und wird doch zum spielentscheidenden Faktor.
Geschichte:
Nein, es ist kein Fehler in der Matrix - es ist ein Deja-vu allererster Güte. Vor fünf Jahren stellten die Cavaliers Byron Scott als neuen Headcoach vor, wenige Tage später verlor das Team seinen besten Spieler, LeBron James, an die Miami Heat.
Es folgten drei Jahre harte Arbeit, aber dennoch drei Jahre voller Niederlagen. Lediglich 64 Spiele gewannen die Cavs von 2010 bis 2013 - zwei weniger als in der Saison 2008/09. Dann hatte das Front Office genug gesehen und jagte den Coach vom Hof.
Anschließend wurden Stimmen laut, die das Vorgehen der Cavs kritisierten. Scott hätte gar keine faire Chance gehabt, denn mit dem ihm zur Verfügung stehenden Spielermaterial wäre einfach nicht mehr drin gewesen.
Seit Saisonbeginn steht Byron Scott bei den Lakers an der Seitenlinie. Seine zwei besten Spieler, Steve Nash und Kobe Bryant, hat er aufgrund von Verletzungen verloren - und momentan unterscheidet die Lakers wenig von den Cavs von vor drei Jahren.
Das Team ist drauf und dran, die schlechteste Bilanz der Franchise-Geschichte einzufahren und mit Spielern wie Ronnie Price, Robert Sacre oder Wayne Ellington wird Scott wohl kaum einen Blumentopf gewinnen.
Dennoch schaut der Coach optimistisch in die Zukunft und ist überzeugt, dass er in L.A. den Turnaround schaffen kann. Nicht so wie damals in Cleveland.
"Es ist okay für mich, weil ich weiß, dass wir den Trend mit ein bisschen Zeit umkehren können", so Scott. "Ich bin nicht besorgt. Gebt mir zwei, drei Jahre. Ich plane, langfristig hier zu sein."
Rookies:
Jordan Clarkson darf seit sieben Spielen für Purple & Gold starten und macht seine Sache recht ordentlich. 13 Punkte, 3,3 Assists und 2,4 Rebounds legt der Point Guard über diesen Zeitraum auf. Lediglich das Shooting lässt zu wünschen übrig, aber mit 39 Prozent Trefferquote ist er immer noch besser als Jeremy Lin.
Tarik Black muss aktuell genannt werden, wenn über die 15 besten Rookies des Jahrgangs gesprochen wird. Wie Clarkson hat es der ungedraftete Neuling in die erste Fünf geschafft und überzeugt vor allem durch seine Effizienz (63 Prozent Wurfquote). Mit 6 Punkten und 5 Rebounds im Schnitt kommt er auf solide Werte, seit ihn die Lakers Ende 2014 von der Waiver-Liste verpflichtet haben.
Der siebte Pick des Drafts, Julius Randle, befindet sich nach seinem Beinbruch im ersten Saisonspiel der Lakers weiterhin in der Reha und arbeitet an seinem Comeback nächste Saison.
Bei den Cavs steht mit Joe Harris lediglich ein Neuling im Roster. Nach vielversprechendem Beginn ist der Shooting Guard nun aber aufs Abstellgleis gerutscht.
Stimmen:
David Blatt (Coach Cavs): "LeBron James hat gegen Indiana einiges abbekommen, darunter einige harte Fouls. Er ist ein bisschen angeschlagen und wir werden sehen, wie es ihm geht. Hoffentlich wird er spielen, aber wenn er nicht kann, dann spielt er nicht."
Byron Scott (Coach Lakers): "Wir haben das letzte Spiel verloren, aber unsere Jungs haben keine Party gefeiert, weil wir verloren haben und wir uns nun Hoffnungen auf einen besseren Draftpick machen können. Sie sind zurecht verärgert, weil wir das Spiel spät aus der Hand gegeben haben und so will ich sie auch sehen. Wenn da Spieler dabei sind, die sich darüber freuen, dann werden sie nächstes Jahr nicht mehr hier sein."
Prognose:
Die Favoritenrolle ist klar vergeben, aber das war sie vor dem Cavs-Spiel gegen Indiana auch. Der Unterschied: Cleveland geht nicht mit einer aktuellen Siegesserie im Rücken in das Spiel, sondern hat eine bittere Pleite gegen die Pacers zu verdauen. Das wird L.A. zu spüren bekommen. Cavs mit 20.
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