Ausgangslage:
Nach einer durchwachsenen Preseason ist das Team von Doc Rivers seit dem Tip-Off der Saison noch ungeschlagen. Das hätte vor dem Start aber auch jeder erwartet, schließlich waren die Anfangshürden nicht wirklich hoch. Ohne Kevin Durant ist OKC längst nicht so gefährlich und über das Roster des Stadtrivalen aus L.A. muss man nicht mehr viel sagen.
Und doch standen beide Spiele auf der Kippe. Dank starker Clutch-Performances von Blake Griffin gegen die Thunder und Jamal Crawford, der gegen die Lakers 14 Punkte im Schlussabschnitt erzielte, gingen die Clippers jeweils als Sieger vom Parkett. Aber noch ist ordentlich Sand im Getriebe.
Sacramento reist mit einer breiten Brust nach L.A., vor allem Rudy Gay strotzt nach seiner 40-Punkte-Gala gegen Portland vor Selbstbewusstsein. Seit dem Trade zu den Kings im Dezember vergangenen Jahres ist der 28-Jährige aufgeblüht und punktet nicht nur wie zu besten Grizzlies-Zeiten, sondern besticht sogar durch unerwartete Effizienz (48,2% FG). Es scheint Gay gutzutun, eine von mehreren Scoring-Optionen im Team zu sein und nicht die gesamte Offensivlast schultern zu müssen.
Gegen die Blazers zeigte sich auch die Kings-Defense von ihrer besten Seite, woran Coach Mike Malone einen nicht geringen Anteil hat. Im Angriff haben beide Teams noch Defizite von jenseits der Dreierlinie: Die Clippers trafen in den ersten beiden Spielen nur 30,2 Prozent ihrer Würfe von Downtown, die Kings waren mit einer Dreierquote von lediglich 25 Prozent noch schlechter.
Die Stars der Teams:
DeMarcus Cousins ist der mit Abstand wichtigste Spieler der Kings. Vom Talent her ist Boogie ohne Frage einer der besten Big Man der NBA. Sein großes Problem: In der Vergangenheit hatte er sich nicht immer unter Kontrolle. In den vergangenen beiden Saisons führte er die Liga jeweils in der zweifelhaften Kategorie der technischen Fouls an.
In Sacramento hofft man, dass der Sommer, den Cousins mit dem Team USA verbracht hat, sich positiv auf seine Disziplin auswirkt. Coach K fordert davon bekanntlich viel und ist dafür bekannt, junge Heißsporne bändigen zu können.
Wenn Boogie seinen Kopf in den Griff bekommt, kann er für die Kings zu dem Franchise-Player werden, den sich die Verantwortlichen erträumten, als sie dem 24-Jährigen vor einem Jahr einen Maximum-Vertrag vorgelegt haben. Diese Saison könnte er es all seinen Kritikern zeigen.
Chris Paul zieht bei den Clippers die Fäden. Ob er nun seine Big Men in der Zone per Alley-Oop bedient oder die Shooter auf dem Flügel in Szene setzt - Paul diktiert den Rhythmus des Spiels. Der Point Guard ist dabei aber nicht mehr so dominant, wie noch in seinen ersten beiden Saisons in L.A. Der Grund dafür trägt den Namen Blake Griffin.
Der Dunk-Champion von 2011 hat sich in der Offseason unzählige Stunden in der Trainingshalle gequält, um an seinem Wurf zu arbeiten. Die neue Dimension seines Spiels zahlte sich in den ersten beiden Spielen bereits aus: 31 Punkte legte der Power Forward im Schnitt auf, sogar der erste Dreier fand seinen Weg durch die Reuse.
In L.A. hat nicht nur in Bezug auf die den Franchises eine Wachablösung stattgefunden, auch innerhalb der Mannschaft von Doc Rivers gibt es einen neuen Leader. Die Clippers sind nicht mehr das Team von Chris Paul - sie sind jetzt das Team von Blake Griffin.
Das Schlüsselduell:
Darren Collison als Starting Point Guard? Es gab nicht wenige, die den Move der Kings im Vorfeld der Saison angezweifelt haben. Collison sei ein Backup, so hieß es. Gegen Portland strafte der 27-Jährige seine Kritiker lügen und schrammte mit 17 Punkten, 8 Rebounds und 8 Assists nur knapp am zweiten Triple-Double seiner Karriere vorbei.
Vergangene Saison stand Collison noch bei den Clippers unter Vertrag. Dort war er erster Ersatz von Chris Paul und spielte eine wichtige Rolle auf dem Weg zur drittbesten Bilanz im Westen. Auch in L.A. war Collison in gewisser Weise mehr als ein Backup. In Abwesenheit des verletzten Paul spielte er groß auf, startete insgesamt 35 Mal und hielt die Clippers auf Kurs.
Im Duell gegen seinen einstigen Mentor will Collison die Clippers spüren lassen, dass es ein Fehler war, ihn gehen zu lassen. Ihm gegenüber steht aber immer noch der beste Verteidiger auf der Eins, den die Liga zu bieten hat - und die beiden kennen sich bestens. Ein Triple-Double gegen Paul wäre definitiv das Meisterstück für Collison.
Geschichte:
Cousins' Meinung von Chris Paul ist wirklich nicht die höchste. Im Sommer bezeichnete er Paul als "Cheater" und heizte die Atmosphäre zwischen den beiden Teams mit einigen weiteren Äußerungen an: Er möge Paul nicht und habe keinen Respekt vor ihm, so Boogie. Besonders freundlich wird es auf dem Parkett daher vermutlich nicht zugehen.
Auch J.J. Redick ist nicht wirklich gut auf den Kings-Center zu sprechen. Beim Aufeinandertreffen der beiden Teams vor elf Monaten räumte Cousins den Clippers-Shooter im Kampf um den Rebound ab. Redick stürzte, brach sich die Hand und verpasste dadurch mehr als ein Viertel der Saison.
Interessanter Fakt: Die beiden kalifornischen Franchises standen sich zwar schon 191 Mal in der Regular Season gegenüber, ein Aufeinandertreffen in den Playoffs gab es bisher aber noch nicht.
Rookies:
Nik Stauskas heißt der Neuankömmling in Sacramento, den die Kings-Verantwortlichen im Draft an achter Stelle auswählten. Wenn sich der 21-Jährige akklimatisiert hat, ist er dank seines weichen Handgelenks durchaus in der Lage, mit Sophomore Ben McLemore um den Job als Starting Shooting Guard zu konkurrieren. In den ersten zwei Spielen lief es noch nicht so gut für den Kanadier (4,5 Punkte, 21,4% FG), für McLemore allerdings auch nicht (3,5 Punkte, 20% FG).
Für Power Forward Eric Moreland geht es in erster Linie darum, sich im Training bei den Kings an das NBA-Level zu gewöhnen. Denn an den meisten Abenden wird der Absolvent der Oregon State University nicht einmal im 12-Mann-Kader für das Spiel stehen.
Die Clippers haben mit C.J. Wilcox nur einen Rookie im Roster, der als Shooting Guard am Ende der Bank ebenfalls nur selten auf Spielzeit hoffen kann.
Stimmen:
Doc Rivers (Coach Clippers) über die Leistungen zum Start: "Das Erste, was ich unsere Jungs gefragt habe, war: 'Wie ist unsere Bilanz?' Und alle antworteten im Chor: '2:0!' Man ist immer so gut, wie die Ergebnisse sagen - und wir stehen bei 2:0."
Blake Griffin (Clippers) über das enge Spiel gegen die Lakers: "Es fehlte uns einfach an Einsatz. Ich will nicht sagen, wir waren selbstgefällig, aber wir haben ein wenig unseren Fokus verloren."
Mike Malone (Coach Kings) über die Entwicklung des Teams: "Es ist schon erstaunlich, was passieren kann, wenn man sich nicht selbst schlägt. Die Ausführung unserer Spielzüge und auch die Bewegung des Balls waren viel besser als zuvor."
Prognose:
Sieben Jahre ist es her, dass die Clippers mit drei Siegen in die Saison gestartet sind. Gegen die Kings wird ein Auftritt wie gegen die Thunder oder Lakers nicht reichen, dessen ist sich das Team um BG und CP3 aber bewusst. Dine Leistungssteigerung muss her - und sie wird kommen.
Für Rudy Gay und Co. geht es nach dem starken Sieg gegen die Blazers wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Gegen der Offensiv-Power der Clippers können die Kings im Normalfall nicht viel ausrichten.