Es sprach vor Spiel 5 nicht mehr viel für die Washington Wizards. Mit einem 1:3-Rückstand im Gepäck reisten sie nach Indianapolis. Die Pacers gewannen die letzten drei Spiele und hatten ihre Krise scheinbar überwunden. Das Momentum war auf ihrer Seite.
Doch die Wizards hatten noch keine Lust auf Sommerpause. "Wir hatten nichts zu verlieren. Am Ende des Tages hätten wir verlieren können, aber wir müssen einfach jede Minute, jedes Spiel so spielen, als wenn es das letzte der Saison wäre", sagte Marcin Gortat nach dem Spiel. Zumindest für Spiel 5 ging der Plan auf und der Pole lebte es vor.
"War an der Zeit, zu performen"
Gortat strauchelte bislang durch die Serie und war drauf und dran, in der Rotation von Drew Gooden überholt zu werden. Im letzten Spiel saß er gar das komplette letzte Viertel draußen. "Ich war in Spiel 3 und 4 ein Schatten meiner selbst. Es war an der Zeit, zu performen", erklärte der Center.
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Gesagt, getan. 31 Punkte und 16 Rebounds standen am Ende auf seinem Konto. Seine Wurfquote von 86,7 Prozent ist die höchste, die jemals von einem Spieler in einem Playoff-Spiel erreicht wurde, der mindestens 30/15 aufgelegt hatte.
Die Wizards setzen den Polen früh ein und gaben ihm so die nötige Sicherheit. Gortat spielte sich förmlich in einen Rausch und war nicht mehr zu stoppen. Bevor sein Arbeitstag am Anfang des vierten Viertels beendet war, hatte er mehr Rebounds geholt als die komplette Pacers-Mannschaft. "Ich war ja ausgeruht nach Spiel 4", scherzte er und ergänzte dann: "Wenn du den ersten Korb triffst, den zweiten Korb triffst, dann kommst du immer besser in den Flow."
Unglaubliche Rebound-Dominanz
Die Wizards legten eine unglaubliche Intensität an den Tag und kaufte Indiana gleich den Schneid ab. Washington griff sich 39 (!!!) Rebounds mehr als die Pacers, darunter waren 18 offensive Boards. Ähnliches passierte in den Playoffs zuletzt vor 29 Jahren. Man darf nicht vergessen, dass Indiana das zweitbeste Reboundteam der gesamten Liga ist.
Und doch waren sie noch gut bedient. Aus den 18 Offensiv-Rebounds resultierten nur 13 Zähler. "Wir hatten insgesamt vielleicht zwei Leute, die sich Rebounds gegriffen haben", kritisierte David West. Teamkollege Paul George sah es ähnlich: "Das ist ein Schock, absolut enttäuschend. Auf keinem Fall darf man einem Team hier erlauben, so viele Rebounds abzugreifen. Vor allem nicht, wenn du ein Team voll mit 7-Footern hast. So bekommt man eine Klatsche mit 30 Punkten."
Ein weiterer Grund war John Wall. Der Hoffnungsträger der Franchise hatte zuvor keine einfache Serie. Noch am Morgen des Spiels wirkte der Point Guard niedergeschlagen. Coach Randy Wittman nahm ihn beiseite und gab ihm dann aber alle Freiheiten. "Spiele wie ein wilder Typ. Wenn du 20 Turnover hast, dann hast du eben 20 Turnover", sagte er Wall: "Und er hat die richtige Antwort gegeben."
Wall beißt sich rein
Dabei fing es gar nicht gut an. Wall überdreht wirklich etwas und hatte schnell drei Ballverluste fabriziert. Doch der Spielmacher blieb aggressiv und fand auch wieder Vertrauen in seinen Wurf. Das eröffnete gleichzeitig Platz für Trevor Ariza und Bradley Beal.
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Wall legte das beste Playoff-Spiel seiner Karriere hin. 27 Punkte, 5 Assists und 5 Rebounds. Da waren dann auch die 5 Turnover egal. Er selbst sah den Grund für den Erfolg aber an anderer Stelle. "Der wichtigste Grund für den Sieg war unser Spiel im dritten Viertel. Sie haben uns in den anderen vier Spielen mit ungefähr 40 Punkten im dritten Viertel überrannt. Daher war dieses Viertel für uns ganz wichtig." Mit 31:14 entschieden sie den Abschnitt nach der Pause für sich und machten so den Deckel drauf.
Serie wieder spannend
Auf einmal ist eine mausetote Serie wieder offen. Und die Pacers sind selbst schuld. "Wenn du eine Serie kontrollierst und die Chance hast, diese zu beenden, dann musst du das machen. Unser Team ist jetzt schon so lange zusammen und wir waren schon häufiger in diesen Situationen. Es gibt keine Entschuldigung", sagte George.
Indiana hatte sich eigentlich stabilisiert, 6 der letzten 7 Partien gewonnen und hatte die Conference Finals schon verbucht. Zu früh. "Sie sind noch nicht bereit, nach Hause zu gehen. Die Saison soll noch nicht zu Ende sein", sprach Wittman über sein Team und richtete den Blick bereits nach vorne.
Im Heimspiel ist eine ähnliche Leistung nötig, schließlich haben sich die Wizards in diesen Playoffs nur auswärts (5-1) und nicht im Verizon Center (1-3) überzeugt. Die neue Wohlfühloase Bankers Life Fieldhouse wäre erst wieder in Spiel 7 dran.