NBA

Neuer Tiefpunkt: Lakers-Pleite beim Kellerkind

Von Florian Regelmann
Die Lakers haben jetzt schon 13 Saisonniederlagen auf dem Konto
© spox

Die Los Angeles Lakers (9-13) rutschen immer tiefer in die Krise. Bei den Cleveland Cavaliers (5-17) setzte es für das Team von Head Coach Mike D'Antoni jetzt eine 94:100-Niederlage. Auch ein Monster-Spiel von Kobe Bryant konnte die fünfte Pleite in den letzten sechs Spielen nicht verhindern. Kyrie Irving feierte bei den Cavs ein überragendes Comeback.

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Bryant war mit 42 Punkten (16/28 FG, 3/9 Dreier, 7/10 FT) Topscorer der Partie, aber im Alleingang konnte er die Lakers nicht zu einem dringend benötigten Sieg bei einem NBA-Kellerkind führen. Dwight Howard stand 22 Mal an der Freiwurflinie (13/22) und sammelte 19 Punkte (3/9 FG) und 20 Rebounds, Metta World Peace kam auf 13 Zähler (5/12 FG) und 9 Rebounds.

Die Lakers stehen damit bei einer 9-13-Bilanz, so schlecht standen sie seit dem Ende der Saison 2004/2005 nicht mehr da. Damals kam zur neuen Saison Phil Jackson als neuer Head Coach.

Bei den Cavaliers, die sich dank eines 24:8-Runs im zweiten Viertel bereits eine 15-Punkte-Pausenführung (54:39) erspielten, erzielten Kyrie Irving (11/21 FG, 4/6 Dreier) und C.J. Miles (10/18 FG, 5/10 Dreier) je 28 Punkte. Irving lieferte dazu 11 Assists und 6 Rebounds.

Anderson Varejao füllte das Boxscore mit 20 Punkten (8/13 FG), 9 Rebounds, 5 Assists und 3 Steals, Alonzo Gee steuerte 17 Zähler zum Sieg bei. Cleveland hatte - ohne Irving - zuvor die letzten fünf Spiele (und 9 aus 10) verloren.

Reaktionen:

Mike D'Antoni (Trainer L.A. Lakers): "Wir haben sehr uninspirierten Basketball gespielt, offensiv und defensiv. Wir spielen sehr langsam und kriegen Probleme. Vielleicht überträgt sich das auf die Defense. Vielleicht sind wir langsam. Vielleicht können wir es nicht. Es ist mein Job, eine Lösung zu finden. Das werde ich tun."

Kobe Bryant (L.A. Lakers): "Es ist eine der schwierigsten Phasen in meinen 17 Jahren, und auch die rätselhafteste. Wir haben das Talent und das Personal, um gut zu spielen. Aber wir schaffen es nicht. Es ist ein Rätsel. Und es ist extrem frustrierend."

... über seinen Frust: "Ich bin sehr verärgert. Wenn die Dinge schwierig werden, sollte man noch entschlossener werden, nicht den Kopf schütteln. Ich bin einer der schnellsten Spieler in der Mannschaft - und ich bin 50 oder so. Was sagt einem das?"

Dwight Howard (L.A. Lakers): "Wir müssen da rauskommen - irgendwie. Es ist hart im Moment. Wir wollen gewinnen. Wir haben es satt, Spiele zu verlieren."

SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tipoff: Aufatmen in Cleveland: Irving feiert nach 11 Spielen Pause (Fingerbruch) sein Comeback. Problem bleibt die SG-Position, da Top-Rookie Waiters (Knöchel) weiter ausfällt. Für Gibson bringt Coach Scott diesmal Miles in die erste Fünf, dazu kommen wie gewohnt Gee, Thompson und Varejao. Die Lakers müssen weiter auf Nash (Fraktur im linken Wadenbein, noch mind. 2 Wochen Pause) und Gasol (Knieprobleme) verzichten. Nash wird wie zuletzt von Duhon vertreten, für Gasol startet aber diesmal Hill, nicht Jamison.

7.: Achtung, Highlight-Play-Time! Varejao täuscht gegen Howard den Jumper an, geht dann rechts vorbei und packt den krachenden Driving-Dunk über Hill hinweg aus! Spektakulär! 16:14 Cavs.

12.: Bei den Lakers läuft wenig überraschend so gut wie alles über Bryant. Kobe steht schon bei 12 Punkten (5/6 FG). Trotz starker FG-Quote liegt L.A. nach dem 1. Viertel aber mit 6 hinten (23:29). Grund ist vor allem die hohe Turnover-Anzahl (8). Irving auf Seiten der Cavs enorm stark: 7 Punkte, 4 Assists. Nichts davon zu sehen, dass er eingerostet wäre.

17.: Miles ist heiß! Der Swingman ist noch gar nicht in Cleveland angekommen, aber heute ist der Ex-Jazz-Akteur in seinem ersten Start für die Cavs voll da - der Lefty mit dem butterweichen Dreier! 4/4 aus dem Feld, 3/3 Dreier, 11 Punkte. 35:31 Cavs.

22.: Irving ist der helle Wahnsinn. Erst sitzt der Dreier, dann trifft er genial mit Brett - und jetzt netzt er nach einem feinen Behind-the-Back-Dribble den Stepback-Jumper. Irving is back - und die Quicken Loans Arena kocht! Vor allem, als Miles auch noch seinen vierten Dreier reinschießt. Cleveland mit 12 - 51:39!

29.: Die Cavs erwischen einen furchtbaren Start in die zweite Halbzeit, aber es macht erst mal nichts, da die Lakers genauso furchtbar spielen. L.A. beginnt das Viertel 0/8 aus dem Feld, jetzt legt World Peace aber den Layup rein. 57:45 Cavs. Erwähnenswert: Howard hat zwischendurch 5 Freiwürfe in Folge getroffen.

36.: Ein Bryant-Block gegen Irving ist für die Lakers eine Art Startschuss für einen 15:8-Lauf. Nach dem nächsten Kobe-Jumper ist L.A. plötzlich wieder auf 5 dran. Aber: Quasi mit dem Buzzer trifft Irving den Dreier von ganz weit draußen. Der war wichtig für die Cavs. 68:62. Cleveland im dritten Viertel nicht nur offensiv eine Katastrophe, sondern auch seltsam unkonzentriert (6 Turnover) und emotionslos.

44.: Jetzt ist es die große Irving-vs.-Bryant-Show! Los geht's mit einem irren Move von Irving, der sich mit nur wenigen Sekunden auf der Uhr zum Korb durch dribbelt und mit links abschließt, and one! Bryant ist aber auch nicht zu stoppen, nach dem Dreier steht er bei 37 Punkten. Aber schon schlägt Irving wieder per Jumper zurück. 86:81 Cavs.

48.: World Peace verpasst einen Dreier, der die Lakers auf 2 Punkte heran gebracht hätte. Auf der anderen Seite spielt Irving Varejao für den völlig offenen Jumper frei. Der Brasilianer zögert, nimmt ihn dann und das Ding rollt rein. 94:87 Cavs. Nur noch 48 Sekunden. Timeout Lakers.

48.: Interessant: Scott wendet mit einer 7-Punkte-Führung die Hack-a-Howard-Taktik an. Howard trifft aber 2/2. Die Lakers pressen und forcieren einen schnellen Cavs-Turnover, Bryant trifft aber den Dreier nicht. Varejao dann 1/2 von der Linie. Nach der nächsten Lakers-Auszeit verwandelt Bryant diesmal den Dreier aus der Ecke. Die Lakers auf 3 dran. Varejao wird gefoult und der Center macht beide. Stark. 97:92 Cavs. 23 Sekunden noch.

Der Star des Spiels: Kyrie Irving. Was für ein Comeback! Der 20-jährige Star-Point-Guard zeigte in Spiel eins nach seiner Verletzungspause sofort wie das ganze Repertoire an Moves, das ihn so besonders macht. Seine überragenden Drives zum Korb, sein Outside-Shooting, sein Playmaking - es war, als wäre er nie weg gewesen. Dazu bewies er einmal mehr, warum man ihn "Mr. Fourth Quarter" nennt. Im letzten Viertel traf Irving Big Shot nach Big Shot. Die Cavs sind ein völlig anderes Team mit ihm.

Allerdings hatte er auch einen Co-Star: C.J. Miles. Der Scharfschütze machte sein mit Abstand bestes Spiel als Cavalier. Vor allem zu Beginn des letzten Viertels, als Irving auf der Bank eine Pause bekam und die Partie zu kippen drohte, war Miles der entscheidende Mann. Dass bei den Lakers Bryants Leistung einmal mehr überragend war, muss wohl nicht extra betont werden. Nur ein Fakt: Bryant hatte am Ende mehr Field Goals (16) auf dem Konto als der komplette Rest des Teams (15).

Der Flop des Spiels: Jordan Hill/Antawn Jamison. Mit Pau Gasol lief es nicht, aber ohne den Spanier geht es eben auch nicht. Auf der Power-Forward-Situation sah es in Cleveland düster aus. Hill bekam von D'Antoni den Start und überzeugte wie gewohnt als starker Rebounder, aber offensiv war er gar kein Faktor. Genauso wenig wie Jamison. Das Power-Forward-Duo der Lakers schoss gemeinsam 4/16 aus dem Feld. Es sieht so aus, als ob Gasol im Laufe des Road Trips zurückkommen könnte, es wäre bitter nötig für die Lakers.

Das sieht auch Magic Johnson so. Die Legende kritisierte die Lakers dafür, dass Gasol nicht richtig eingesetzt wird. "Gasol ist für mich der Schlüssel zu allem. Wenn sie ihn weiter an der Dreierlinie stehen lassen, wird er nicht gut spielen können. Ich verstehe es einfach nicht. Der Mann ist ein All-Star. Ich muss mein System ein bisschen anpassen, wenn ich der Coach bin. Sein System passt nicht zum Talent, das die Lakers haben. Mit diesem Team kannst du nicht Run-and-Gun spielen. Es gibt nur einen Spieler, der den Court rauf und runter sprinten kann, und das ist Kobe", sagte Magic.

Analyse: Die Lakers haben in den letzten sechs Spielen genau einen Sieg eingefahren, gegen die Hornets. Das war's. Es geht weiterhin absolut nichts in die richtige Richtung. Alle Probleme, die sie in der ganzen Saison schon plagen, wurden auch in Cleveland wieder offensichtlich. Punkt 1: Defense. Bei den letzten fünf Niederlagen hat das D'Antoni-Team im Schnitt weit über 100 Punkte zugelassen.

Punkt 2: Turnover. Nur die Rockets leisten sich im Schnitt mehr Turnover pro Spiel als die Lakers (16,3). In Cleveland waren es sogar 19, davon alleine 13 in der ersten Halbzeit. 13 Ballverluste, aus denen 19 Cavs-Punkte resultierten. Die Lakers hatten dagegen zur Pause 0 sogenannte Points off Turnovers.

Punkt 3: Freiwürfe. Die Lakers sind das schlechteste NBA-Team von der Linie (67,8 Prozent). In Cleveland lag die FT-Quote nach zwei Vierteln bei nicht mal 50 Prozent (8/18). Völlig klar, dass Howard mal wieder seinen Hauptanteil (4/10) daran hatte. Danach steigerten sich zwar sowohl Howard als das Team, dennoch ist eine 62,5-Prozent-Quote (25/40) schlicht und ergreifend nicht gut genug. Auch wenn Cleveland zugegeben in puncto Freiwürfe (15/26) ebenfalls schwächelte.

Während die Cavs dafür aber von der Dreierlinie (11/27) viel besser trafen als normal, hatten die von Downtown sonst starken Lakers aus der Distanz (7/27) Probleme. Bezeichnend: Die Lakers lagen zur Halbzeit mit 15 hinten und verloren letztlich das Spiel, obwohl sie gegen eines der absolut besten Offensiv-Rebounding-Teams der NBA die Boards dominierten (15:8-Offensiv-Rebounds).

Offensiv setzte sich für die Lakers eine verheerende Tendenz fort. Wenn Bryant 30 oder mehr Punkte erzielt, steht die Lakers-Bilanz jetzt bei 1-10. Wenn er über 40 Punkte erzielt, bei 0-3. Ein nicht seltenes Bild: Bryant (2 Assists, 5 Turnover) hat den Ball und die restlichen vier Spieler stehen wie festgewurzelt da und schauen zu. Ball Movement? Komplette Fehlanzeige. Eine Folge von seiner Dominanz: Die Lakers verbuchten als Team nur 11 Assists. Zum Vergleich: Sacramento, das diesbezüglich schlechteste Team der Liga, verteilt pro Spiel immerhin knapp 19 Assists.

Howards Zahlen sehen nett aus, er spielte aber auch nicht besonders gut und schaffte es selten, am Korb abzuschließen. Für die Lakers (jetzt 2-7 auswärts) stehen auf dem Road Trip noch Spiele bei den Knicks (Do.), Wizards (Fr.) und 76ers (So.) auf dem Programm. Es kann eigentlich nur besser werden.

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