Philadelphia 76ers - Boston Celtics 82:75 - Serie: 3-3
Jrue Holiday und Elton Brand sei dank: Spiel 7 muss dieses Halbfinale im Osten entscheiden. Die Philadelphia 76ers lagen in der Best-of-seven-Serie gegen die Boston Celtics zum dritten Mal hinten - und glichen zum dritten Mal aus. Für zwei Siege in Folge fehlte es beiden Teams bisher an Konstanz und Spielkontrolle.
Auch diesmal sahen die Fans im Wells Fargo Center keine Glanzleistung über die komplette Distanz, doch die Sixers waren in den entscheidenden Momenten präsent und gut genug, die Gäste zu knacken. "Spiel 7 war alles, was wir heute gewinnen wollten", störte sich 76ers-Coach Doug Collins kaum daran, wie holprig der Sieg zustande gekommen war.
Holiday schwang sich mit 20 Punkten einmal mehr zum Topscorer auf, hinzu kamen drei Rebounds und sechs Assists. Neben dem Point Guard zockte Starting-Power-Forward Brand groß auf: Mit 13 Zählern und 10 Rebounds lieferte er ein Double-Doube ab.
Mit seinem überragenden Slam Dunk nach achteinhalb Minuten im ersten Viertel sorgte Brand zudem für den Weckruf: Der 33-Jährige tankte sich nach Assist von Lou Williams zum Korb durch, als sei es kinderleicht. Paul Pierce, Kevin Garnett und Brandon Bass standen staunend Spalier. Nach diesem Glanzstück zum 13:12 gaben die Sixers ihre Führung im ersten Viertel (22:19) nicht mehr ab.
Statt jedoch den Schwung mitzunehmen, ließ sich das Team von Doug Collins die Führung wieder abknöpfen. Kurios: Auch diesmal markierte ein Slam Dunk der 76ers die Wende, jedoch zum Nachteil Philadelphias.
Andre Iguodala setzte sich sehenswert trotz viel Verkehrs unterm Korb zum 28:23 durch - es sollten für elend lange fünf Minuten die letzten Zähler der Gastgeber sein. Brand mit zwei Freiwürfen und Evan Turner mit zwei Treffern aus dem Feld betrieben Schadensbegrenzung, zur Pause lagen sie dennoch mit 33:36 hinten.
Dass auch Boston das Match trotz der Durchhänger des Gegners nie in den Griff bekam, lag vor allem an der dürftigen Trefferquote (nur 33 Prozent aus dem Feld) und den 17 Turnovern, die sich die Startruppe leistete. Hinzu kamen miserable drei von 14 Dreierversuche. Pierce kam dennoch auf starke 24 Punkte und zehn Rebounds, Garnett steuerte 20 Zähler und elf Rebounds bei. Das genügte, um im Spiel zu bleiben, mehr aber nicht.
"Wir haben Kevin nie so richtig ins Spiel gebracht", analysierte Bostons Trainer Doc Rivers. "Er hatte zwar seine Punkte, aber das waren nicht die, die wir gebraucht hätten." Philadelphia hatte die Celtics-Stars auf dem Schirm, Boston fehlten über Pierce und Garnett hinaus die Optionen. Überraschende Varianten? Fehlanzeige!
Bei den 76ers (nur 1 von 9 Dreiern, 12 Turnover) sahen die Stats nicht viel besser aus als beim Gegner, doch sie konnten sich auf Turner verlassen. Der Starting-Five-Shooting-Guard (12 Punkte, 9 Rebounds) traf die absoluten Big Points. Zwar war auch die Freiwurfquote der Sixers mit 17 von 28 unterirdisch, als es aber im dritten Viertel darauf ankam, fielen die Würfe. In dieser Phase unterliefen ihnen nur zwei Ballverluste.
Dazu schnappte sich Brand in der entscheidenden Phase die Rebounds. Er ließ sich von heftigen Nacken- und Schulterschmerzen nicht aufhalten. "Wenn du da rausgehst, spürst du nicht viel. Das Adrenalin fließt und du kämpfst einfach", so Brand. Der dritte Abschnitt ging mit 27:20 an Philadelphia - und diesmal gaben sie die Führung nicht mehr her.
Das mit Spannung erwartete Spiel 7 steigt Samstagnacht in Boston. "Ich will mehr, wir wollen mehr", formulierte 76ers-Coach Collins seine Kampfansage an die Celtics, "wir sind jetzt hungrig". Um die Überraschung gegen den Champion von 2008 perfekt zu machen, müsste Philadelphia als erstes Team in dieser Serie zwei Spiele am Stück gewinnen. Unmöglich ist das nicht.
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