SPOX: Wir müssen auch über Ihre Gesundheit sprechen, Sie kämpfen seit Jahren mit schweren Rückenproblemen. Wie geht's Ihnen aktuell?
Innerhofer: Ich bin mindestens einmal in der Woche bei der Therapie in Bayern, sonst würde es ehrlich gesagt schon gar nicht mehr gehen. Es ist jetzt meine dritte Saison, die ich nur mit Schmerzmitteln fahre. Anders ist es nicht möglich. Manchmal ist es nicht so einfach, die Motivation zu finden, wenn man sieht, wie leicht es bei anderen geht und wie schwer ich mich tue. Aber umso mehr weiß ich es zu schätzen, dass ich trotz wenig Training noch ganz vorne mitfahren kann.
SPOX: Im Skisport passieren leider Gottes immer wieder auch schlimme Unfälle. Wie präsent ist es Ihnen, dass immer was passieren kann?
Innerhofer: Unser Sport ist gefährlich, ganz klar. Das Wichtigste ist, dass ich gesund ins Ziel komme, dann habe ich am nächsten Tag wieder eine Chance. Natürlich ärgere ich mich, wenn es nicht so gut gelaufen ist, aber nach einer kurze Zeit ist es abgehakt. Dann analysiere ich es und versuche es am nächsten Tag besser zu machen. Und ich freue mich jedes Mal, wenn ich mit gepackten Koffern gesund wieder zuhause ankomme. Aber das ändert nichts daran, dass du beim Rennen riskieren musst, wenn du gewinnen willst. Sonst wirst du keine Erfolge einfahren können. Wenn etwas passieren soll, dann wird es passieren. Ich bin ein sehr gläubiger Mensch und hoffe, dass mich jemand beschützt und auf mich schaut.
SPOX: Besonders Sie sind ja auch bekannt dafür, dass Sie nicht zurückstecken und gerade die schwierigen Passagen lieben. Michael Walchhofer hat Ihnen nette Spitznamen gegeben.
Innerhofer: Er meinte, ich sei der Eisbrecher. Der Gnadenlose. Mir gefällt es, sobald die anderen Angst bekommen. Ich will Rennen gewinnen und dabei in den schwierigen Passagen nicht nur verteidigen, sondern den Unterschied machen. Ich habe Spaß daran, volle Kanne über schwierige Abschnitte zu fahren, wo andere schon nicht mehr können. Das hat mich immer schon gereizt und mir extremen Spaß bereitet. Deshalb kann ich es auch nicht leiden, wenn die Strecken verkürzt sind und im Grunde jeder runterfahren kann. Wenn es richtig schwierig wird, fängt doch der Spaß und die Herausforderung erst an, alles andere ist, Entschuldigung, langweilig.
SPOX: Sotschi sollte Ihnen wahrscheinlich von der Strecke mittelmäßig liegen, was ist grundsätzlich Ihre Meinung zum Austragungsort Sotschi?
Innerhofer: Egal ob Familie oder Freunde, es freut sich sicher keiner, dass ich nach Sotschi fahre. Es wird auch niemand von meinem Fanclub dabei sein, weil wir es nach einigen Wochen aufgegeben haben. Es ist ja fast unmöglich für einen Fan, dorthin zu fahren. Vancouver war sehr schön, weil man sich frei bewegen konnte, das wird in Sotschi ganz anders sein. Die Athleten freuen sich auf die Olympischen Spiele, aber ich glaube, auf Sotschi freut sich so gut wie niemand.
SPOX: Wenn Sie mal nicht auf Skiern stehen, und nicht modeln, haben Sie ganz interessante Hobbys. Wie kommt man dazu, Pilze zu suchen?
Innerhofer: (lacht) Für mich ist das selbstverständlich. Meine Oma hat Pilze gesucht, meine Eltern auch - und ich habe damit mein Taschengeld verdient. Es war schon immer meine Leidenschaft. Jetzt muss ich mir zwar kein Taschengeld mehr verdienen, aber ich gehe gerne in den Wald, ich weiß auch, wo die besten Orte sind, es ist schön. Dann gehe ich mit meinem Hund los, oder ich gehe mit meinem Papi. Es ist auch eine gute Möglichkeit, dem Trubel zu entfliehen. Und ein gutes Training ist es auch.
SPOX: Pilze suchen als Training?
Innerhofer: (lacht) Viele lachen darüber, aber wenn ich losziehe, bin ich drei oder fünf Stunden im Wald unterwegs. Das macht schon müde, glauben Sie mir. Im letzten Jahr habe ich übrigens meinen Rekord aufgestellt, mit 39 Kilo Pilzen.
SPOX: Sie gehen mit Ihrem Vater Pilze suchen, aber wenn ich es richtig weiß, hat er noch einen anderen Traum.
Innerhofer: Ja, wir wollen unbedingt einmal in Kanada Lachse fischen. Ich wollte es ihm in diesem Jahr schon zum Geburtstag schenken, aber das hat leider nicht geklappt. Wenn ich einmal aufhöre, werde ich aber zu meinem Papi sagen: 'Komm, jetzt fahren wir nach Kanada zum Lachse fischen.' Andere Eltern gehen mit ihren Kindern auf den Spielplatz, wir waren beim Pilze suchen oder beim Fischen. Die Sachen, die mir als Kind Spaß gemacht haben, bereiten mir heute immer noch viel Freude.
SPOX: Neben Ihrem Vater war auch Ihre Mutter sehr wichtig für Ihre Karriere. Wie viel Unterstützung haben Sie bekommen?
Innerhofer: Sehr viel. Meine Mutter hat sogar angefangen, nachts in einer Bäckerei zu arbeiten, um meine Skifahrerei zu finanzieren. Ohne die Eltern würde niemand in den Weltcup kommen. Ich komme aus einfachen Verhältnissen, meine Eltern haben teilweise nur für mich gearbeitet, so muss man es fast sagen. Du kannst es niemals zurückgeben, was sie alles für dich gemacht haben.
SPOX: Ein drittes Hobby, das Sie begeistert, ist die Börse. Was fasziniert Sie an der Wirtschaft?
Innerhofer: Es ist doch so: Wenn du dich für Wirtschaft interessierst, deckst du einen großen Bereich im Allgemeinwissen schon einmal ab. Was sind die Trends? Was passiert gerade in verschiedenen Ländern? Wie sind die Währungen? Was sind Tops und Flops? Ich will einfach wissen, was in der Welt los ist. Gar nicht mal, um zu spekulieren und Geld zu gewinnen. High-Tech-Boom, erneuerbare Energien, Elektroautos, 3D-Drucker, ganz egal, ich will wissen, was die neuesten Entwicklungen sind.
Seite 1: Innerhofer über die Zeiten als Frauenheld und Parallelen zum Herminator
Seite 2: Innerhofer über Fahren mit Schmerzen, den Eisbrecher und 39 Kilo Pilze