"OJA! oder "NOlympia"

SID
Kosten würde Olympia den derzeitigen Planungen zufolge 3,3 Milliarden Euro
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In München, Garmisch-Partenkirchen sowie in den Landkreisen Berchtesgadener Land und Traunstein entscheiden an diesem Sonntag die Bürger, ob sie eine Bewerbung um die Olympischen Winterspiele 2022 wollen. Der Ausgang ist offen.

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Die Wahl ist zunächst sehr einfach. Es gibt nur einen Zettel, und darauf steht dann auch nur eine, außerdem gut zu verstehende, eindeutig formulierte Frage. "Sind Sie dafür, dass sich die Landshauptstadt München zusammen mit der Marktgemeinde Garmisch-Partenkirchen und den Landkreisen Berchtesgadener Land und Traunstein um die Olympischen und Paralympischen Winterspiele 2022 bewirbt?" Ein Bürgerentscheid, "Ja" oder "Nein", nur ein Kreuz - und gut ist's.

Nein, so einfach ist es dann doch nicht. Seit gut einem Monat, seit die "Ja-"Sager ein bisschen unübersichtliche Plakate mit dem Slogan "OJa!" aufgestellt haben, reden sich Befürworter und Gegner einer möglichen Bewerbung die Köpfe heiß. Der Grund: Im Gegensatz zu der krachend gescheiterten Bewerbung um die Spiele 2018 werden diesmal zunächst die Bürger befragt, ob sie eine zweite Bewerbung überhaupt wollen. Das heißt: Es ist Wahlkampf. Er begann doch eher schleppend, seit der vergangenen Woche wurde es hitziger.

Die Befürworter haben sich festgelegt: Nur bei einem "4:0" am Sonntag wird es auch eine Bewerbung geben. Das wiederum heißt: Es müssen mindestens zehn, in Garmisch-Partenkirchen sogar 20 Prozent der Wahlberechtigten mit "Ja" stimmen, und die Pro-Olympier müssen dann auch noch die Mehrheit haben. Unklar ist, was passiert, wenn eine Mehrheit einer Bewerbung zustimmt, das sogenannte Quorum aber verfehlt wird. Grundsätzlich würden in einem solchen Fall dann die Ratsbeschlüsse gelten. Das hieße: "Ja" zu Olympia.

Berchtesgadener Land als Wackelkandidat

"Repräsentative Umfragen der Vergangenheit belegen, dass die Mehrheit der Bevölkerung hinter einer Olympiabewerbung steht. Ich bin zuversichtlich, dass sich dies auch im Wahlergebnis ausdrücken wird", sagte Alfons Hörmann, designierter Präsident des DOSB, im Interview mit dem "SID". Doch es bleibt Ungewissheit: "Die große Herausforderung war und ist, die Unterstützerinnen und Unterstützer an die Wahlurne zu bringen. Da haben es die Gegner naturgemäß leichter", weiß Hörmann.

Der Ausgang der Wahl gilt als völlig offen. In München etwa müsste eine Mehrheit von 108.000 Wahlberechtigten das Kreuz beim "Ja"-Kreis machen. In Garmisch-Partenkirchen, wo 2022 viel weniger Wettbewerbe stattfinden würden als im Konzept für 2018 vorgesehen, wird mit einem positiven Votum gerechnet. Im Landkreis Traunstein, der mit Ruhpolding für Biathlon und Langlauf neu in die Planungen für 2022 aufgenommen wurde, soll die Stimmung in der Bevölkerung ebenfalls grundsätzlich positiv sein.

Als Wackelkandidat gilt das Berchtesgadener Land. Am Königssee steht die älteste Kunsteisbahn der Welt, sie ist fester Bestandteil des Konzepts. Irritationen bei den Menschen vor Ort hat dagegen der Verzicht auf die Eisschnelllaufhalle in Inzell ausgelöst. Weil das IOC gerne alle Eissportarten an einem Ort haben möchte, soll in München, gegenüber dem Olympiapark, eine temporäre Halle errichtet werden. "Wir sind nicht nur bereit, wir sind reif für Olympia", sagt Landrat Georg Grabner (CSU).

Gegner bleiben hartnäckig

Doch alles hängt an der Frage: Gehen auch alle, oder zumindest ausreichend Befürworter an die Wahlurne? Die "Oja!"-Bewegung nimmt die Rolle des Goliaths ein: Sie wirbt mit allem, was zur Verfügung steht, eine Pressekonferenz jagt die andere, sogar in den Zügen der Deutschen Bahn gibt es Durchsagen pro Olympia, Fußball-Weltmeister Paul Breitner wurde in seine Heimat Freilassing im Berchtesgadener Land abkommandiert, Franz Beckenbauer soll nach dem "Sommermärchen 2006" nun das "Wintermärchen 2022" wahrmachen.

Die Gegner aber bleiben hartnäckig. Sie verweisen unverdrossen auf die Zerstörung der Umwelt, sie warnen vor den angeblich nicht beherrschbaren Kosten, vor Schuldenbergen, auf denen letztlich der Steuerzahler sitzen bleiben würde, und vor allem aber wettern sie gegen das IOC und dessen "Knebelverträge". Lautsprecher der Gegner sind unter anderem die Grünen, dabei geht bisweilen unter, dass es in deren Reihen viele Befürworter von Olympia 2018 gab. Mit der Ablehung von Olympia 2022 sind die Grünen politisch isoliert.

Kosten würde Olympia den derzeitigen Planungen zufolge 3,3 Milliarden Euro, wovon der größere Teil von 1,8 Milliarden für Infrastrukturprojekte verwendet werden würde. Dieses Geld wäre nach Meinung von Fußball-"Kaiser" Beckenbauer gut angelegt: "Konfuzius hat einmal gesagt, der Mensch brauche drei Dinge im Leben: Brot zum Essen, Wasser zum Trinken und einen angewinkelten Arm zum Schlafen. Das hat sich geändert: Der Mensch braucht auch die Olympischen Spiele." Olympia "Ja" oder "Nein"? Für Beckenbauer keine Frage.

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