Nach dem historischen Debakel der deutschen Biathletinnen schlug der Sportliche Leiter mit einem drastischen Vergleich Alarm. "Das ist wie ein 0:4 im Fußball gegen Österreich", sagte Bernd Eisenbichler, den die unfassbare Klatsche beim Weltcup in Hochfilzen sichtlich mitnahm: "Wir müssen das sauber analysieren, das war ein schlechtes Ergebnis der gesamten Mannschaft."
Und zwar so schlecht wie noch nie. Beim Sprint über 7,5 km landete zum ersten Mal in der erfolgreichen Geschichte der Skijägerinnen keine einzige Deutsche unter den besten 40. Anstatt den holprigen Start in die Saison in der Vorwoche vergessen zu machen und den erhofften Schritt nach vorne zu tätigen, mussten Denise Herrmann und Co. einen nächsten, noch viel heftigeren Rückschlag der noch jungen Ära nach Laura Dahlmeier verkraften.
"Das war scheiße und eine ziemliche Katastrophe. Wir haben uns alle klar unter Wert verkauft", haderte Herrmann, die auf Platz 41 noch das "beste" Resultat für den Deutschen Skiverband (DSV) lieferte. "Ich hoffe, dass wir ganz schnell wieder den Schalter umlegen können."
Magdalena Neuner spricht von Desaster
Zwar könnte am Samstag die Staffel (11.30 Uhr im LIVETICKER) kurzzeitig von diesem fürchterlichen Tag ablenken - wenn es denn besser laufen sollte. Spätestens am Sonntag werden die erfolgsverwöhnten Biathletinnen aber in der Verfolgung wieder von ihrem düsteren Abschneiden eingeholt. "Das ist ein Desaster, es wird viel zu reden geben", sagte Rekordweltmeisterin Magdalena Neuner in ihrer Funktion als ARD-Expertin.
Eisenbichler versicherte allerdings, dass es "keinen Aktionismus" geben würde, dass man "nicht alles schlechtreden" werde, was man sich aufgebaut habe. "Die Mädels haben im Sommer gut gearbeitet. Jedoch müssen sie eine Antwort auf diesen Tag geben", forderte er.
Ähnlich schätzte es Frauen-Bundestrainer Kristian Mehringer ein, für den "absolut nichts zusammengepasst hat. So wie in Oberhof Anfang des Jahres." Damals hatten die deutschen Biathletinnen ihren vorläufigen Tiefpunkt erreicht, als Karolin Horchler als beste den 34. Rang belegte. Sie verpasste in Hochfilzen als 64. nun sogar die Qualifikation für die Verfolgung.
Herrmann: "Geht nur um Schadensbegrenzung"
Dass dort ziemlich sicher kein Top-Ergebnis verbucht werden kann und die Biathletinnen damit wie im Vorjahr nach den ersten zwei Weltcups ohne Einzel-Podest dastehen, ist den Beteiligten klar. "Es geht nur um Schadensbegrenzung. Wir müssen Vollgas vom ersten Meter geben", sagte Herrmann, die allerdings ohnehin die größeren Hoffnungen in die Staffel setzte.
Wen die Trainer für das Rennen über 4x6 km in die Loipe schicken werden, ist gar nicht so einfach - da alle auf einem ähnlich schwachen Niveau auftraten. "Aber wenigstens geht es hier von Null los", sagte Herrmann, "das bietet uns eine Chance, neu anzugreifen".