Die 39 Jahre alte Pechstein lief über die 3000 m überraschend auf den dritten Platz. Die fünfmalige Olympiasiegerin, die nach ihrer zweijährigen Zwangspause wegen erhöhter Retikulozyten-Werte ihre erste komplette Eisschnelllauf-Saison läuft, zeigte in 4:07,81 Minuten, dass sie wieder zur Weltspitze gehört. Die Berlinerin musste lediglich Vancouver-Olympiasiegerin Martina Sablikova (Tschechien/4:06,54) und Weltmeisterin Ireen Wüst (Niederlande/4:07,16) den Vortritt lassen.
"Ich hätte nicht gedacht, dass es vorne so eng wird. Ich dachte, Martina läuft vorne weg", sagte Pechstein zu ihrem knappen Rückstand auf Sablikova. "Das war alles andere als leicht, aber dieser dritte Platz fühlt sich sehr gut an."
Vielleicht auch deswegen, weil ihr mittlerweile, nach einigen Verschmähungen der Konkurrenz, wieder mehr Respekt entgegengebracht wird. "Alle haben super reagiert, dass ich wieder zurück bin", sagte Pechstein. Besonders der Kommentar ihrer Gegnerin, der 21-jährigen Kanadierin Ivanie Blondin, erfreute die 18 Jahre ältere Berlinerin. "Sie sagte, sie freue sich, gegen eine Legende zu laufen." Ein Satz, der Pechstein zusätzlich motivierte.
Stephanie Beckert mit Comeback
Die zuletzt durch ihre Rückenverletzung gebremste Stephanie Beckert lief zum Auftakt auf den 3000 m auf den achten Platz. "Sie hat sich sehr gut geschlagen", sagte Helge Jasch, Teamchef der Deutschen Eisschnelllauf-Gemeinschaft. Ihre Zeit von 4:09,49 sei ein guter Einstieg in die Saison. Vor allem ihre starke Schlussrunde von 32,5 gebe Selbstsicherheit zurück.
Große Enttäuschung dagegen bei Jenny Wolf. Die 500-m-Weltrekordlerin, die seit sechs Jahren immer den Gesamtweltcup auf ihrer Paradestrecke gewinnen konnte, lief in nur 38,41 Sekunden auf den siebten Platz. Abgesehen von zwei Stürzen war es die schlechteste Weltcup-Platzierung seit Februar 2005. Beim Start war die erfolgsverwöhnte Berlinerin weggerutscht und hatte sich so um ihre große Stärke gebracht.
Die Chinesin Jing Yu hatte die 500 m in sehr guten 37,81 Sekunden klar gewonnen. Zeitgleich auf Platz zwei bis vier landeten die Japanerin Maki Tsuji sowie die Niederländerinnen Thijsje Oenema und Annette Gerritsen (alle 38,22). Nur elf Hundertstel hinter Wolf lief die Erfurterin Judith Hesse (38,52), Monique Angermüller aus Berlin kam in 38,89 auf Rang 15.
Ernüchternde Vorstellung der Männer
Überaus ernüchternd präsentierten sich die deutschen Männer zum Weltcup-Auftakt. Der Deutsche 500-m-Meister Samuel Schwarz landete auf seiner Spezialstrecke auf dem letzten Platz. Mit 35,96 hatte er mit fast einer Sekunde einen enormen Rückstand auf das Spitzentrio.
Der Finne Pekka Koskela siegte in 35,00 denkbar knapp vor Jan Smeekens (35,01) aus den Niederlanden und dem Japaner Yuya Oikawa (35,07). Noch schneller als Schwarz war immerhin Nico Ihle. Der Chemnitzer, der in der Gruppe B startete, lief in 35,72 auf den vierten Platz.Auch über die 1500 m hinken die Deutschen weit hinter der Weltspitze hinterher. Robert Lehmann (Erfurt) wurde mit 1:50,75 Vorletzter. Der niederländische Meister Stefan Groothuis siegte in 1:45,70 vor Vize-Weltmeister Shani Davis (USA/1:46,27) und Allround-Weltmeister Iwan Skobrew (Russland/1:46,47).