"Ich muss niemandem mehr etwas beweisen"

Angelique Kerber hat bei den US Open den zweiten Grand-Slam-Titel ihrer Karriere geholt
© getty
Cookie-Einstellungen

SPOX: Ihr Team wurde völlig zurecht sehr gelobhudelt in den letzten Tagen. Allen voran Trainer Torben Beltz und Physiotherapeutin Cathrin Junker. Wie cool sie da oben in der Box hocken, wenn es unten auf dem Platz richtig an die Nerven geht, ist unglaublich. Warum ist die Crew so wichtig?

Kerber: Torben kennt mich von klein auf, weiß wie ich ticke und wie er mit mir umzugehen hat. Er weiß, wie wichtig es für mich ist, in die Box zu gucken und die Leute zu sehen, denen ich vertraue. Cathrin ist superwichtig geworden, weil sie meinen Körper genau kennt. Sie ist so eine entspannte Person, dass ich jederzeit hinschauen kann und weiß, sie strahlt nur Ruhe aus. Sie ist immer für mich da, egal was passiert. Ich kann meinem Team so sehr vertrauen, das gibt es sicher nicht oft.

SPOX: Gibt es schon Abwerbeversuche? Von den Fed-Cup-Kolleginnen vielleicht?

Kerber: Nee, die gibt es nicht. (lacht) Das wäre auf jeden Fall auch nicht einfach, mein Team steht voll hinter mir.

SPOX: Aber ernsthaft gefragt: Auch einige der deutschen Spielerinnen suchen immer wieder Trainer, da gab es zuletzt wenig Konstanz. Was raten Sie denen, die nicht so viel Glück mit einem vertrauenswürdigen und ruhigen Umfeld haben?

Kerber: Das ist nicht so einfach. Man muss auch ein bisschen Glück haben, um die Menschen zu finden, die zu einem passen. Ich reise so oft und so lange mit Ihnen und wir haben Spaß auch außerhalb des Tennisplatzes. Tennis ist die eine Sache, aber wenn man so oft aufeinanderhockt, muss man sich auch gut verstehen. Da muss man Geduld haben und immer wieder versuchen, neue Leute kennen zu lernen, miteinander zu sprechen und dann hoffentlich auch den Richtigen zu finden. Als Trainer.

SPOX: Haben Andrea Petkovic oder Sabine Lisicki Sie schon um Erfolgstipps gebeten?

Kerber: Nee. (lacht) Sie haben mir geschrieben und gratuliert. Darüber habe ich mich sehr gefreut. Aber jeder von uns geht seinen eigenen Weg.

Das Tennis-Programm auf DAZN

SPOX: Was ist Ihr Plan für den Neustart nach dem Urlaub, wenn Sie in Wuhan und Peking als Nummer eins antreten?

Kerber: Für mich ist erst einmal wichtig, dass ich zur Ruhe und wieder zu Kräften komme. Und dann geht es wieder von vorn los. Hoffentlich wieder mit meinem besten Tennis. Und trotzdem ist es eine neue Situation. Ich bin jetzt die Nummer eins, der Druck liegt auf jeden Fall auf meinen Schultern.

SPOX: Haben Sie Respekt davor?

Kerber: Ich glaube, ich werde das alles ein wenig entspannter angehen. Besser hätte das Jahr nicht laufen können. Und nächstes Jahr werde ich versuchen, es genauso zu machen. Und ich werde alles dafür tun, so lange wie möglich da oben zu bleiben. Ich bin bereit für diese Herausforderung.

SPOX: Wer ist aus Ihrer Sicht die größte Konkurrentin im nächsten Jahr, wenn Sie Ihre Position an der Spitze der Weltrangliste verteidigen wollen?

Kerber: Da gibt es einige. Es wird jedenfalls nicht einfach, denn jede will mich jetzt natürlich schlagen. Jede möchte das Gleiche schaffen. Aber ich habe es schon erreicht, das kann mir keiner mehr nehmen.

Die Weltrangliste der Damen

Inhalt:
Artikel und Videos zum Thema