Kohlschreiber gewinnt Tiebreak-Drama

SID
Philipp Kohlschreiber musste sich gegen Dustin Brown strecken - im wahrsten Sinne
© getty

Philipp Kohlschreiber steht beim Rasenturnier in Halle zum sechsten Mal im Halbfinale. Der Weltranglisten-27. aus Augsburg setzte sich in einer dramatischen Begegung gegen Dustin Brown (Winsen/Aller) nach 2:10 Stunden 6:4, 5:7, 7:6 (18:16) durch. Kohlschreiber verwandelte im Tiebreak seinen achten Matchball.

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Alleine der Tiebreak im entscheidenden Durchgang bot den Zuschauern im Gerry-Weber-Stadion alle Höhen und Tiefen, die Rasentennis mit sich bringen kann.

"Das war alles total verrückt", sagte Kohlschreiber erleichtert: "Als Spieler kann man auf so enge Matches verzichten, aber das Publikum hat heute alles geboten bekommen."

Am Samstag trifft der Weltranglisten-27. aus Augsburg auf den Kolumbianer Alejandro Falla. Der Linkshänder setzte sich gegen Davis-Cup-Spieler Peter Gojowczyk (München) in zwei weniger dramatischen Tiebreaks 7:6 (7:4), 7:6 (7:2) durch. Bislang hat Kohlschreiber alle fünf Duelle mit Falla für sich entschieden.

Erst Wildcard, dann Nadal

Dustin Brown durfte erhobenen Hauptes die Arena verlassen, immerhin war der 29-Jährige erst mit einer Wildcard ins Hauptfeld gekommen, hatte im Viertelfinale überraschend Branchenprimus Rafael Nadal eliminiert und auch Kohlschreiber einen beeindruckenden Kampf geboten.

"In anderen Sportarten wäre das ein Unentschied", schrieb Brown auf seiner Twitter-Seite und postete dazu die Statistiken des denkwürdigen Matches.

Im Tiebreak hatte er selbst fünfmal die Chance, das Match zu beenden, verpasste allerdings sein erstes Halbfinale auf der ATP-Tour denkbar knapp.

Pfiffe für Kohlschreiber

Kohlschreiber gegen Brown, das war auch das Duell zwischen dem Stilisten und dem Draufgänger. Die Sympathien des Publikums waren klar verteilt: Außenseiter Brown war der Liebling, Kohlschreiber erntete sogar Pfiffe, nachdem er mit dem Schiedsrichter diskutiert oder seinen Schläger geschmissen hatte. "Dustin hat eine super Show geboten, leider musste er heute verlieren", sagte Kohlschreiber.

Bis zu Beginn des zweiten Durchgangs hatte es nach einem klaren Sieg des Favoriten ausgesehen, zu selten knüpfte Brown an die sensationelle Leistung seines Viertelfinals gegen Nadal an.

Erst im zweiten Satz machte sich sein Risiko bezahlt, auch weil Kohlschreiber die Konzentration und erstmals im Turnierverlauf seinen Aufschlag verlor.

Unberechenbarer Brown

Wie unberechenbar der Weltranglisten-85. Brown auf Rasen ist, zeigte sich in der Folge: Auf dem schmalen Grat zwischen Genie und Wahnsinn zog der 29-Jährige erst auf 5:0 davon, um die Führung trotz seines krachenden Aufschlags (19 Asse) wieder zu verspielen. Beim Stand von 6:5 gelang Brown erneut ein Break und damit der Satzausgleich.

Im dritten Durchgang lag Kohlschreiber früh in Führung und schlug sogar zum Match auf. In "Alles-oder-Nichts"-Manier kam Brown noch einmal zurück und erzwang die dramatische Entscheidung im Tiebreak, die letztlich zu Kohlschreibers Gunsten ausfiel.

Der frühere Davis-Cup-Spieler setzte damit auch seine Serie auf deutschem Boden fort. Im Mai hatte er mit vier Erfolgen auf Sand das Turnier in Düsseldorf gewonnen, in Halle gewann Kohlschreiber nun bereits zum dritten Mal nacheinander - und ein Ende ist noch nicht abzusehen. Seine letzte Niederlage datiert vom 29. April in München.

Auch Federer unter den letzten Vier

Ebenfalls im Halbfinale steht Roger Federer. Der sechsmalige Turniersieger aus der Schweiz profitierte von der verletzungsbedingten Absage des Taiwanesen Lu Yen-Hsun, der an Rückenschmerzen leidet. Am Samstag spielt Federer gegen Kei Nishikori, der Steve Johnson (USA) 6:1, 7:6 (7:4) bezwang. Von drei Duellen hat der aufstrebende Japaner zwei gewonnen, zuletzt beim Masters in Miami.
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