Karate Kid auf Changs Spuren

Kei Nishikori sollte man bei den French Open auf dem Zettel haben
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Der neue David Ferrer?

Mit seiner Statur und dem laufintensiven, niemals aufgebenden Spielstil erinnert Nishikori an seinen neuen Mentor. Er ist unglaublich gut zu Fuß. Die beidhändige Rückhand spielt er mit kurzem, kompakten Schwung, kann daher auch bei schweren Bällen noch präzise antworten. Die Vorhand, nach eigener Aussage sein bester Schlag, greift er im Semi-Western-Grip, siehe etwa David Ferrer. Der geöffnete Schlägerkopf gibt der Vorhand viel Spin mit und ist daher perfekt für Sand geeignet, ebenso die Inside-Out-Vorhand, über die er perfekt drüberziehen kann.

Das Service hat er ebenfalls sukzessive gesteigert: Die Zahl der Asse etwa (124) hat schon fast die Marke des letzten Jahres (150) erreicht, die Doppelfehler gehen zurück (2013 150, 2014 bisher 68). "Mein Aufschlag wird immer besser", weiß er, "das sind freie Punkte die meinem Spiel natürlich helfen."

Und was ist Changs Aufgabe? "Er hat mich dazu gebracht, öfter nach vorne zu gehen und aggressiver zu spielen als noch im letzten Jahr", so Nishikori. "Mein Tennis wird immer besser, vor allem durch ihn. Unsere Spielweise ist ähnlich, deswegen weiß er genau, woran ich noch arbeiten muss." Chang bringt im Gegensatz zu Bottini zusätzlich noch die Erfahrung der Weltspitze mit: "Er stand ja lange in den Top Ten, und von diesem Wissen profitiere ich."

"Hoffentlich bleibe ich gesund"

Dass Nishikori den Siegerscheck in Madrid nicht in Empfang nehmen darf, liegt nicht an seinen Fähigkeiten auf dem Court. Beim Stand von 4:3 aus seiner Sicht im zweiten Satz beginnt er merklich langsamer zu werden, humpelt zwischen den Ballwechseln nur noch über den Sand: Die Probleme am unteren Rücken, die er sich schon ein paar Tage zuvor zugezogen hatte, werden immer schlimmer. Er gewinnt kein einziges Spiel mehr und muss bei 0:3 im dritten Satz aufgeben. Onkel Toni gab danach zu, dass Nishikori den Sieg verdient gehabt hätte.

Bei all seinen Fähigkeiten scheint die Gesundheit - neben dem alles überragenden Gewinnschlag, der ihm ebenfalls noch fehlt - das größte Fragezeichen zu sein: 2014 musste er schon vier Matches aufgeben bzw. absagen, insgesamt sind es bereits zwölf. Es sind nicht die ganz großen Verletzungen wie etwa der Ellbogen, der ihn 2009 fast ein ganzes Jahr zur Pause zwang, aber es zwickt immer wieder hier und da. "Hoffentlich kann ich eine Weile gesund bleiben", hatte er Ende März in Miami gesagt, nachdem er gegen Novak Djokovic im Halbfinale hatte passen müssen.

"Ich trainiere sehr gut", sagte er unlängst der "Japan Times". "Aber die Tour ist sehr hart. Gegen die Besten sind die Spiele immer sehr intensiv, das nimmt einen auch körperlich mit. Aber ich sammle in dieser Hinsicht immer mehr Erfahrung, hoffentlich werden dadurch dann auch die Verletzungen weniger."

Werbestar in Japan

Der Start in der französischen Hauptstadt ist nicht in Gefahr, die Vorbereitung hätte allerdings besser laufen können. Und so reist er zumindest ausgeruht nach Paris. Dort muss man ihn auf dem Zettel haben.

Ob seine Zukunft einen Grand-Slam-Titel für ihn bereit hält, ist schwer zu sagen - man denke nur an Ferrer, der ihm von der Spielweise und der fehlenden Power ähnelt. Seiner Popularität tut das allerdings keinen Abbruch: Schon 2012 scharten sich die Sponsoren um ihn, 1,5 Millionen Dollar Preisgeld standen neun Millionen Dollar an Werbeverträgen gegenüber. Und noch ist Japan noch gar nicht richtig aufgewacht: "Hoffentlich ist mein Titel in Barcelona eine große Sache in Japan. Aber dort ist es anders als in Europa. Ich weiß nicht, ob alle wissen, wie wichtig dieses Turnier ist", zweifelte er nach Barcelona.

Wiedersehen in London?

In seinem Camp setzt man jedoch auf stark steigende Aktienkurse. "Er hat letztes Jahr bei den French Open die Runde der letzten 16 erreicht, ein noch besseres Ergebnis wäre schön", sagt Chang. "Ein Grand-Slam-Sieg ist auf jeden Fall möglich." Und auch der frühere japanische Davis-Cup-Captain Eiji Takeuchi ist optimistisch: "Kei hat das Potenzial. Er war als Kind immer sehr schüchtern, aber auf dem Court wird irgendwo ein Schalter in ihm umgelegt. Er sollte sich die Top fünf zum Ziel setzen."

Also in einer Reihe mit den ganz Großen. "Wenn ich ein Jahr in den Top Ten bleiben kann, dann kann ich ein Gefühl dafür entwickeln, auf diesem Level mitzuhalten. Danach sind dann die Top fünf dran", weiß der Gelobte selbst. "Hoffentlich kann ich mich für das ATP-Finale qualifizieren." "Er ist ein unglaublicher Spieler, der darum kämpfen wird, in London dabei zu sein", lobte Nadal. Dann könnte es das nächste Duell geben - Ausgang ungewiss.

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Kei Nishikori im Steckbrief

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