Von Hausdings Ausbeute können die Beckenschwimmer bislang nur träumen. Allerdings weckte der Olympia-Vierte Steffen Deibler am Freitag mit seinem souveränen Finaleinzug über 100 m Schmetterling Medaillen-Hoffnungen für das Abschlusswochenende im Berliner Velodrom.
Neben dem Hamburger gehen die von Weltrekordler Paul Biedermann angeführten Staffeln sowie das "Frauenpower-Duo" Dorothea Brandt und Franziska Hentke aussichtsreich ins Rennen. Auch die Rückenschwimmer Jan-Philip Glania und Christian Diener wahrten durch ihren Finaleinzug über 200 m Rücken als Fünfter und Siebter ihre kleine Chance auf Edelmetall.
Negativrekord vor Augen
Während Hendrik Feldwehr sich über 50 m Brust als Achter ins Finale zitterte, sorgte der Brite Adam Peaty mit seiner Halbfinal-Siegerzeit von 26,62 Sekunden für den ersten Einzel-Weltrekord der Titelkämpfe.
Sollten Biedermann und Co. keine weiteren Podestplätze erschwimmen, hätte das deutsche Beckenteam ausgerechnet bei der Heim-EM mit einmal Gold, zweimal Silber und einmal Bronze die schlechteste EM-Ausbeute in einem nichtolympischen Jahr seit der Wiedervereinigung eingefahren.
Biedermann will das verhindern - als Staffelschwimmer über 4x200 m Freistil und 4x100 m Lagen am Sonntag. Er wolle "für die Jungs alles abrufen, damit sie auch mit einer Medaille nach Hause gehen", hatte der 28-Jährige nach seinem Silberrennen über 200 m Freistil angekündigt.
"Bock auf ein geiles Finale"
Seinen Triumph über 200 m Brust in deutscher Rekordzeit feierte der Darmstädter Koch mit einer kleinen Schweinerei. "Ich habe abends eine Salami-Pizza gegessen", verriet der Vizeweltmeister, der seine Ernährung auf "vegan plus Fleisch" umgestellt und damit fünf Kilo abgespeckt hat.
Eine Medaille scheint auch für den Olympia-Vierten Deibler auf seiner Paradestrecke 100 m Schmetterling möglich, nachdem er über die halbe Distanz als Achter enttäuscht hatte. "Ich habe Bock auf ein geiles Finale", sagte der Hamburger nach Rang drei im Halbfinale.
Nach dem siebten Platz von Alexandra Wenk über 100 m Schmetterling warten die deutschen Frauen noch immer auf ihre erste Medaille. Zwölf Jahre nach den EM-Festspielen von Franziska van Almsick an gleicher Stelle wollen Dorothea Brandt und Franziska Hentke zum Abschluss wenigstens für ein bisschen Frauen-Power sorgen.
Sprint-Ass Brandt hofft auf zwei Edelmetall-Chancen in kürzester Zeit. "Ich habe im Finale nur sechs Minuten", sagt die 30-Jährige, die die Endläufe über 50 m Freistil und 50 m Brust am Sonntag im Visier hat. Den deutschen Rekord über 200 m Schmetterling peilt Hentke an: "Dann kann es sein, dass eine Medaille rausspringt."
"Schön, wenn man in den Büchern steht"
An Edelmetall mangelt es Hausding nicht. Der 25-Jährige, der zuvor im Turm-Synchronspringen sowie in den Einzeln vom Ein-Meter- und Drei-Meter-Brett triumphiert hatte, war auch nach dem zweiten Platz mit Synchronpartner Stephan Feck glücklich: "Immer nur Gold ist ja langweilig."
In der EM-Geschichte war nur der Russe Dimitri Sautin vor 14 Jahren in Helsinki ebenfalls zu dreimal Gold und einmal Silber gesprungen. "Es ist schön, wenn man in den Geschichtsbüchern steht und auf einen zurückgeblickt wird", sagte Hausding. Mit einem weiteren Podestplatz im Turm-Einzel am Samstag kann er nicht nur Sautin überflügeln, sondern auch seinen EM-Rekord von 2010 mit fünf Medaillen einstellen.