Es kribbelt. Usain Bolt macht sich auf die ganz großen Gefühle gefasst. "Es wird eine riesige Party, und es wird emotional", sagt der Nationalheld vor seiner Abschiedsparty auf Jamaika: "Ich laufe das letzte Mal vor meinen Heim-Fans. Ich weiß, es wird laut, und die Energie wird großartig sein."
Bolt tut es wirklich, der Superstar der Leichtathletik sagt "goodbye". Es ist sein letzter Sommer als Sprinter, im August fällt der Vorhang. Endgültig. Am Samstagabend zuckt der "Blitz" aber noch ein letztes Mal durch das Nationalstadion in Kingston, der Ort, an dem vor 15 Jahren für Bolt alles begann. "Jamaika weiß: Wenn ich auftauche, gebe ich alles", sagt der 30-Jährige vor dem Meeting, das unter dem Motto "Salute to a Legend" steht.
Bolt: "Ich bin eine Legende"
"Ich denke, ich bin eine Legende", sagt Bolt, achtmaliger Olympiasieger, elfmaliger Weltmeister, Weltrekordhalter über 100 und 200 m sowie mit der Sprint-Staffel: "Ich arbeite hart, und ich habe alles getan, um mich als einer der größten Athleten überhaupt zu beweisen." Für seinen Auftritt über 100 m um 22.10 Uhr am Abend (Ortszeit) hat sich viel Insel-Prominenz angekündigt, unter anderem treten die Show-Acts DJ Beenie Man und Ding Dong auf, es soll ein gewaltiges Feuerwerk geben zu Ehren des neben Bob Marley wohl berühmtesten Sohnes Jamaikas.
In welcher Form sich Bolt präsentieren wird, ist unklar. Nach dem Unfalltod seines Freundes und Hochspringers Germaine Mason am 20. April sah sich Bolt zwei Wochen "mental nicht in der Lage" zu trainieren, er war Sargträger bei der Beerdigung und weinte hemmungslos. Jetzt sei wieder alles "okay".
Bammel vor der Rente verspürt Bolt sowieso nicht. "Es wird eine Freude sein, sich zurückzulehnen" und "sich zu erinnern", sagt der einzige verbliebene Superstar der Leichtathletik. Was er vermissen wird? "Die Menge im Stadion. Das Training werde ich definitiv nicht vermissen." Bolt hat schon angekündigt, auf dem Oktoberfest in München jetzt "mehr Biersorten ausprobieren" zu wollen.
Keine Angst vor großen Rennen
Das Nationalstadion in Kingston ist so etwas wie die Geburtsstätte des Mythos Bolt, im Jahr 2002 wurde er als 15-Jähriger hier Juniorenweltmeister über 200 m. Nie habe er größeren Druck verspürt als vor diesem Rennen, sagt er noch heute, die Fans erwarteten nur Gold. Der junge Schlaks war damals so nervös, dass er sich die Spikes falsch herum anzog - den linken trug er rechts, den rechten links. Seitdem hatte Bolt keine Angst mehr vor einem großen Rennen. Er war seinen Gegner auch stets psychologisch überlegen, doch langsam spürt er auch das Alter.
Und nun? Bolt läuft noch in Ostrau (28. Juni), in Monaco (21. Juli), und natürlich will er bei der WM in London (4. bis 13. August) seine drei Titel erfolgreich verteidigen. Danach will er seine Wohltätigkeitsarbeit intensivieren, und irgendwie träumt er ja auch noch von einer Fußballer-Karriere. Und Kinder will Bolt haben, "ganz sicher".