"8500 Punkte wären drin gewesen. Aber jetzt fahre ich zur WM, um eine Medaille zu holen. Das ist definitiv möglich", sagte Schrader (Dreieich), der sich unter den Augen von Zehnkampf-Legende Willi Holdorf vor Afrika-Rekordler Willem Coertzen (8343) durchsetzte und vor dem Saisonhöhepunkt in China (22. bis 30. August) weltweit die Nummer vier ist.
Ein besseres Ergebnis verschenkte der 27-Jährige, dessen Hausrekord seit der WM 2013 bei 8670 Punkten steht, da er seinem lädierten Ellbogen beim Speerwurf nur einen Sicherheitsversuch zumutete: "Die anderen beiden Würfe spare ich mir für Peking auf, das ist wichtiger."
Behrenbruch verpasst Peking-Ticket
Ex-Europameister Pascal Behrenbruch (Frankfurt) verpasste das Peking-Ticket, er blieb als Dritter mit 7826 Punkten deutlich unter der Norm (8150). Neben Schrader werden Kai Kazmirek (Rhein-Wied) und Rico Freimuth (Halle/Saale) nach China reisen. Beide gaben in Ratingen vorzeitig auf, hatten aber die Norm Ende Mai in Götzis mit 8462 bzw. 8380 Punkten erfüllt.
Oeser, Vizeweltmeisterin von Berlin 2009, musste sich acht Monate nach der Geburt ihres Söhnchens Jakob mit glänzenden 6306 Punkten nur der Niederländerin Anouk Vetter (6387) geschlagen geben. "Riesig, dass es mit dem WM-Ticket geklappt hat. Das haben mir nicht viele zugetraut", sagte die Leverkusenerin.
Rath auf Rang drei
Neben der 31-Jährigen fahren Claudia Rath und Carolin Schäfer nach Peking. Die WM-Vierte Rath (Frankfurt) landete in Ratingen auf Platz drei (6290), Schäfer (Friedrichstein) bestritt als Folge einer Erkältung nur fünf von sieben Disziplinen - beide hatten den Peking-Richtwert in Götzis mit 6458 bzw. 6547 Punkten abgehakt.
Auf der Strecke blieb Lilli Schwarzkopf (Hannover). Die von einer Viruserkrankung geschwächte Olympiazweite gab vor den abschließenden 800 m auf. "Es war aussichtslos", sagte die 31-Jährige.
Showdown wird zur Mogelpackung
Der angekündigte Showdown der vier besten deutschen Zehnkämpfer um die WM-Tickets war derweil eine Mogelpackung, lediglich Schrader gab auf höchstem Niveau Vollgas. Behrenbruch wollte, konnte aber nicht - die Form fehlt. "Nach acht Monaten USA-Training habe ich eigentlich mehr in dieser Saison erwartet. Dann lief es nicht gut und ich habe mir noch eine Bronchitis eingefangen", sagte der 30-Jährige: "Ich wollte den Wettkampf unbedingt durchziehen, habe ein wenig den Spaß wiedergefunden."
Kazmirek nutzte Ratingen nur zu Trainingszwecken, ließ drei Disziplinen aus - ihn plagten leichte Leistenprobleme. Freimuth brach am ersten Tag schon Hoch- und Weitsprung vorzeitig ab, am Sonntag trat er wegen leichterer Knieprobleme nicht mehr an. Nur sieben von 16 Startern beendeten den Zehnkampf.
"Peking hat Vorrang", sagte Kazmirek. Dort wird es für das deutsche Trio allerdings im Normalfall nur um Bronze gehen: Der zweimalige Weltmeister Trey Hardee legte am Wochenende bei den US-Trials 8725 Punkte vor, Titelverteidiger Ashton Eaton (ebenfalls USA) will bei der WM seinen Weltrekord (9039) angreifen.