SPOX: Bundestrainer Markus Weise bezeichnete Sie und Moritz Fürste einst als "Weltklasse". Verstehen Sie sich auf dem Feld blind?
Hauke: Mo und ich kennen uns in- und auswendig und ergänzen uns einfach sehr gut. Ich weiß mittlerweile, wenn ich unter Druck gerate, wo Mo gerade steht. So hat sich eine Art blindes Verständnis über die Jahre entwickelt. Es ist aber nicht so, dass das bei den anderen Mittelfeldspielern im Team anders ist. Mo und ich haben nur schon mehr Spiele gemeinsam beschritten.
SPOX: Sie sind 2014 das erste Mal mit Ihrem Heimatverein, dem Harvestehuder THC, Meister im Feldhockey geworden. Für Sie der schönste Erfolg auf Vereinsebene?
Hauke: Auf Vereinsebene auf jeden Fall. Ich spiele seit zehn Jahren Bundesliga, acht davon beim HTHC. Und ich bin seit meiner Geburt hier Mitglied. Das war für mich immer der allergrößte Traum. Dass ich das mit den Jungs, mit denen ich teilweise seit 15 Jahren Hockey spiele, jetzt geschafft habe, habe ich ehrlich gesagt nicht erwartet. Dass es dennoch geklappt hat, ist ein unglaublich schönes Gefühl.
SPOX: Ihr Team hat ja praktisch jeden Titel in Europa abgeräumt. Würdet Ihr euch als "Bayern des Hockeys" bezeichnen?
Hauke: Das kann man nicht vergleichen, weil Bayern seit Jahrzehnten erfolgreich ist. Besser passt da eher Borussia Dortmund des Hockeys. Nicht nur aufgrund der Vereinsfarben, sondern weil der BVB ebenfalls finanzielle Probleme hatte und von unten wieder nach oben klettern musste. Der Erfolg kam dort ähnlich wie bei uns durch den Einbau von vielen guten und jungen Leuten aus der Jugend.
SPOX: Auch individuell haben Sie schon einige Auszeichnungen abgeräumt, nicht zuletzt sind Sie amtierender Welthockeyspieler des Jahres. Was bedeuten solche Auszeichnungen für Sie?
Hauke: Diese Auszeichnungen ehren mich natürlich total. Wenn man überlegt, dass ich der beste Spieler von allen Aktiven auf der Welt sein soll, ist das schon krass. Ich mache den Sport aber nicht, um individuelle Auszeichnungen zu gewinnen. Ich finde solche Auszeichnungen eher etwas überflüssig, weil man vielen eben nicht gerecht werden kann, die dann leer ausgehen. Eigentlich müsste es die Preise nicht geben.
SPOX: Inwiefern bleibt man dann trotzdem hungrig auf den Erfolg?
Hauke: Bei mir ist es so, dass ich einfach nicht verlieren kann. Wenn ich verliere, dann geht es mir mindestens einen Tag richtig schlecht und darauf habe ich einfach keine Lust. Wenn man so erfolgreich ist, wie ich in letzter Zeit, dann lernt man die Glücksgefühle nach einem Triumph zu schätzen. Wenn man das einmal erlebt hat, dann hört der Hunger niemals auf.
SPOX: Seit Anfang des Jahres arbeiten Sie auch fest in der Pressestelle des Hamburger SV. Wie kam es dazu und warum haben Sie sich entschieden, diese Richtung einzuschlagen?
Hauke: Ich habe beim HSV im Mai 2013 ein Praktikum angefangen. Der Kontakt kam über Carl-Edgar Jarchow zustande. Sein Sohn und ich haben früher gegeneinander Hockey gespielt. Im Zeitraum meines Praktikums ist die Stelle des Assistenten des Pressesprechers freigeworden und ich wurde gefragt, ob ich diese Stelle übernehmen würde.
SPOX: Was reizt Sie so sehr an diesem Job?
Hauke: Für mich ist es sehr reizvoll, auch einmal die journalistische Seite des Sports kennenzulernen. Ich bearbeite unter anderem die Interviewanfragen und stehe auch in Kontakt mit der Mannschaft.
SPOX: Gibt es auch engeren Kontakt zu einigen Spielern?
Hauke: Eher nicht. Ich probiere bewusst, Beruf und Privates zu trennen und versuche jetzt nicht, mir in der ersten Mannschaft gezielt Freunde zu suchen. Nichtsdestotrotz versteht man sich natürlich unter Sportlern gut. Beispielsweise Rene Adler und Tolgay Arslan sind sehr interessiert am Hockey und haben auch schon ein Spiel von mir besucht.
SPOX: Wie koordinieren Sie die beiden Bereiche Profisport und Beruf? Jetzt während der WM ist es ja schwierig, parallel auch noch zu arbeiten.
Hauke: Zuallererst braucht man einen Arbeitgeber wie den HSV, der einen unterstützt und mich für Trainingseinheiten und Spiele freistellt. Die Trainingsintensität hat sich bei mir nicht verringert, sondern nur verschoben. Man muss seinen Tagesablauf natürlich diszipliniert planen. Das Geheimnis ist Disziplin und Organisation.
SPOX: Als Mitarbeiter haben Sie sicherlich auch bei der Relegation mitgefiebert. Wie groß war die Erleichterung, dass der HSV in der Bundesliga bleibt?
Hauke: Die Erleichterung ist sehr groß. Natürlich ist man als Mitarbeiter glücklich, wenn man am Ende mit zwei blauen Augen aus der Saison rausgeht. Wir alle hoffen, dass das nächste Jahr besser wird.
Seite 1: Hauke über seinen Schädelknochenbruch und die WM-Chancen
Seite 2: Hauke über seinen Job beim HSV und die Meisterschaft