Mensur Suljovic im Interview über seine Flucht vor dem Krieg: "Das wünsche ich niemandem"

Mensur Suljovic spielt in diesem Jahr zum ersten Mal die Premier League.
© getty
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SPOX/DAZN: Vor einiger Zeit litten Sie auch unter erheblichen Schlafproblemen und fühlten sich nach unruhigen Nächten auf der Bühne nicht wohl. Hat sich das mittlerweile gelegt?

Suljovic: Ich brauchte früher oft Schlaftabletten und konnte meine Siege nicht verarbeiten. Jetzt habe ich Waveex-Chips gegen Strahlung und - das glaubt dir keiner - es hilft zu 100 Prozent. Wir haben alles damit ausgestattet: Handy, WLan, Laptop. Seitdem schlafe ich viel besser. Für mich als Darts-Profi ist das wichtig für die Konzentration. Wenn ich schlecht schlafe, würde ich am nächsten Tag am liebsten nicht spielen. Man bemüht sich, aber der Körper macht nicht mit.

SPOX/DAZN: Sie hatten Phasen in Ihrer Karriere, als Ihr Körper überhaupt nicht mitgemacht hat und Sie wegen Dartitis kaum spielen konnten. Wie kamen Sie darüber hinweg?

Suljovic: Ich war sehr verzweifelt und wollte sogar aufhören. Ich habe viele Spieler kennengelernt, die erst mit links und dann mit rechts geworfen haben. Man will immer mehr und mehr und irgendwann blockiert das Gehirn. Dann bekommst du einen Krampf und der Dart fliegt direkt auf den Boden. Ich kann jedem nur empfehlen, zwei Wochen Pause zu machen und danach erst wieder zu werfen. Mir hat auch ein Mentaltrainer sehr geholfen, den ich zwei Jahre hatte.

SPOX/DAZN: Sie hatten bei Ihren bisherigen WM-Teilnahmen Probleme. Obwohl Sie einer der besten Spieler sind, konnten Sie sich mit dem Turnier im Ally Pally nicht anfreunden. Warum will es beim Saison-Highlight nicht klappen?

Suljovic: Ich trainiere fünf bis sechs Stunden vor jedem Spiel, dazu kommen Interviews am Vormittag, Interviews am Nachmittag und damit ist die Arbeit noch nicht getan. Das alles zu vereinbaren, ist schwierig. Gott sei Dank, ist Darts auch in Österreich populär und ich will helfen, den Sport noch größer zu machen, aber das raubt mir Zeit und Kraft. Mittlerweile erwarten alle von mir schon das Halbfinale oder Finale und mit diesem riesengroßen Druck kann ich bei der WM nicht umgehen. Es gibt keine Außenseiter. Ich habe am meisten Angst, dass ich in der ersten Runde ausscheide.

Mensur Suljovics Abschneiden bei der WM

JahrRundeGegner
20082. RundeJohn Part (1:4)
20092. RundeMark Dudbridge (0:4)
20101. RundeKevin Painter (1:3)
20113. RundeWes Newton (1:4
20121. RundePaul Nicholson (1:3)
2013Nicht qualifiziert
20141. RundeMark Webster (2:3)
20151. RundeMichael Smith (1:3)
20163. RundeAdrian Lewis (0:4)
20172. RundeMark Webster (3:4)
20183. RundeDimitri van den Bergh (0:4)

SPOX/DAZN: Auch wenn bei der WM in der dritten Runde Endstation war, blicken Sie auf ein starkes Jahr 2017 zurück. Sie sind nicht nur die Nummer sechs der Welt, sondern geben in dieser Saison ihr Debüt in der Premier League. Da ist der Druck nicht unbedingt geringer...

Suljovic: Das ist etwas Spezielles. Ich empfinde eine gewaltige Anspannung bei diesem Turnier. Es hätten noch zehn andere Spieler verdient, in der Premier League zu spielen, aber das geht leider nicht. Ich wollte zwei, drei Jahre immer vorne dabei sein und jetzt bin ich bereit.

SPOX/DAZN: Die Premier League bedeutet auch, dass Sie viel unterwegs sein werden. Werden Sie wo anders Abstriche machen?

Suljovic: Ich habe mit meiner Familie und meiner Frau alles besprochen. Die Premier League war immer mein Ziel und ich habe entschieden, dass ich nicht alle Players Championships spielen werde. Sonst bräuchte ich gar nicht mehr nach Hause zu fliegen. Darts ist schön, aber die Familie ist das Wichtigste im Leben. Wenn ich zu Hause Probleme habe, brauche ich nicht Darts zu spielen. Viele wollen es erzwingen, aber das wird für mich nie funktionieren.

SPOX/DAZN: Am 22. Februar findet erstmals ein Premier-League-Spieltag in Deutschland statt. Freuen Sie sich auf den Spieltag in Berlin besonders?

Suljovic: Das finde ich super, die Leute in Deutschland sind begeistert von Darts. Am liebsten hätte ich noch einen Spieltag in Deutschland oder auch einen in Österreich.

SPOX/DAZN: Hat Darts in Österreich mittlerweile etwas aufgeholt? Gibt es genug Sponsoren, die bereit sind, Geld zu investieren?

Suljovic: Sponsoren gibt es, aber wir brauchen die richtigen Sponsoren. Sie dürfen nicht zu viel von den Athleten verlangen und zu viel Zeit für sich beanspruchen. Darts zu spielen, ist wie zur Arbeit zu gehen. Es ist ein harter Weg, den viele nicht bis zum Ende gehen.

SPOX/DAZN: Woher bekommen Sie mehr Interviewanfragen, aus Deutschland oder aus Österreich?

Suljovic: Jetzt aus Österreich, aber früher habe ich nur Anfragen aus Deutschland bekommen. Der Markt in Deutschland ist größer, aber er braucht einen Top-Spieler. Die jungen Spieler müssen sich entscheiden, ob sie es professionell betreiben wollen oder nicht. Halbe Sachen bringen nichts. Ich habe alles hinter mir gelassen und - Gott sei Dank - hat es geklappt. Das heißt aber nicht, dass es jeder schaffen kann. Aber: Nicht jeder kann ein Hermann Maier oder Marcel Hirscher sein, um unsere österreichischen Top-Stars als Beispiel zu nennen. (lacht)