Wie ist die finanzielle Sicht der Dinge? Die Betrachtung aus sportlicher Sicht muss also früher oder später zur Betrachtung aus finanzieller Sicht führen. Denn: Ob der Kampf nun fair gestaltet oder sonderlich spannend ist - er bringt eine Erfolgsgarantie mit sich.
Nicht nur, dass es ein vergleichbares Duell bisher nicht gab, es kommen zahlreiche Faktoren zusammen, die ein enorm breites Publikum ermöglichen, welches weit über die 20.000 Zuschauer in der T-Mobile Arena hinausgehen wird. McGregor hat sich als Marke etabliert, Mayweather steht dem in nichts nach.
Hinzukommen Zuschauer aus der UFC ebenso wie aus dem Boxen selbst. Der ungewöhnliche Vergleich zweier Spitzensportler wird wohl auch völlig branchenfremde Menschen für das Event interessieren. Es ist ein bisschen so wie wenn Usain Bolt wirklich Fußball spielen würde: Man kann eigentlich nicht wegsehen.
Somit lohnt sich das Event im wirtschaftlichen Rahmen für beide Sportler. Mayweather kann trotz verkündetem Karriereende nochmals mit - so verschiedene Berichte - Einnahmen weit über 100 Millionen US-Dollar rechnen, eine etwas kleinere Summe wird McGregor zugeschrieben.
Wer würde sich nicht für eine derartige Summe von Mayweather auf die Matte schicken lassen? Eben. Im wahrscheinlichsten aller Fälle wird den Zuschauern kein sportlicher Wettkampf geboten sondern ein Event, das der reinen Unterhaltung dient. "Alle wollen das sehen, und wir wollen es den Fans geben.", so Mayweather.
Die Veranstalter rechnen mit einem Gesamterlös von 623 Millionen Dollar. Die bisherige Bestmarke stammt aus dem Jahr 2015. Beim Kampf zwischen Mayweather und dem mittlerweile entthronten Rekord-Weltmeister Manny Pacquiao von den Philippinen wurden 455 Millionen Dollar umgesetzt.
Wie ist die Sicht der UFC? Wenig begeistert zeigte sich Dana White von der Idee seines Aushängeschilds. Der Präsident der UFC dementierte in den letzten Wochen jedes Gerücht um den Kampf fleißig, musste aber kürzlich bei TMZ doch einlenken: "Es macht nicht viel Sinn für mein Unternehmen, aber ich werde ihn nicht davon abhalten."
Damit hat White auch schon eingeordnet, wie das Meinungsbild der UFC ist. McGregor, das Gesicht der UFC, wird auf einer der größtmöglichen Bühnen auftreten. Das hat der Organisation bisher immer gut gefallen - siehe Ronda Rousey bei WrestleMania gemeinsam mit The Rock.
Doch auf dieser Bühne wird der große Star mit hoher Wahrscheinlichkeit deklassiert. Das sieht nicht gut aus und ist eben nicht gut für das Geschäft. McGregor, der von White regelrecht aufgebaut wurde, schwang sich mit seinem Sieg über Alvarez in neue Sphären und entpuppte sich auch abseits des Octagons als Geldmaschine.
Das alles drohte schon nach der ersten Niederlage gegen Nate Diaz ins Wanken zu geraten, im Rückkampf drehte der Ire jedoch alles wieder in die richtige Richtung. Eine krachende Niederlage gegen Mayweather käme noch weniger gelegen für den langfristigen Plan mit dem 28-Jährigen.
Die Hoffnung, dass McGregor gegen Mayweather tatsächlich gewinnen kann, hat White also nicht. Vielleicht kann der Ire aber, auch dank des recht abwartenden, auf Konter basierten Stils von Mayweather, ein paar Runden durchhalten. Das könnte der UFC entgegen kommen.
So oder so wird White dem Kampf aber zustimmen, wie er erklärte. Im gleichen Atemzug eröffnete er aber das nächste Kapitel in der nicht enden wollenden Vorgeschichte: "Der Termin am 10. Juni in Las Vegas? Es hat nichts mit uns zu tun. Nichts mit dem Kampf zwischen Floyd und Conor."