SPOX: Einen Nachteil hat Ihre Zusammenarbeit mit Gallagher aber trotzdem. Er ist ein glühender Fan von Manchester United, Sie ein Die-Hard-Liverpool-Anhänger. Wie regeln Sie das?
Smith: Es gab noch nie Verletzte (lacht). Aber es geht schon mal heiß her zwischen uns, wenn es um Fußball geht. Hier mal eine Wette, da mal ein bisschen Trash Talk. Sie können sich vorstellen, wie schön es für mich wäre, mit Liverpool endlich mal wieder eine Meisterschaft zu gewinnen. Dann würde er mich damit nicht mehr aufziehen können. Auf der anderen Seite ist es momentan ja auch nicht so einfach, United-Fan zu sein. Aber das darf ich nicht zu laut sagen, sonst ist Joe böse.
SPOX: Sie sind nicht der einzige Smith und damit Liverpool-Fan, mit dem sich Gallagher herumschlagen muss. Ihre Brüder Steven, Liam und Callum sind ebenfalls Boxer und trainieren in seinem Gym. Gibt es ein besonderes Box-Gen in der Familie Smith?
Smith: Ich weiß es nicht, aber wenn ich so darüber nachdenke, kann das gut sein. Uns wurde einfach nie etwas geschenkt, in Liverpool gibt es nicht viele Privatschulen, dafür hätte unsere Familie sowieso kein Geld gehabt. Also haben wir versucht, auf andere Art und Weise einen Eindruck zu hinterlassen. Ich glaube, das ist uns ganz gut gelungen. Mittlerweile sind wir sehr privilegiert, weil wir mit unserer großen Leidenschaft Geld verdienen dürfen.
SPOX: Wie geht Ihre Mutter eigentlich damit um, dass ihre Söhne Boxer sind?
Smith: Der größte Fan davon ist sie nicht wirklich. Sie ist eigentlich nie live vor Ort. Sie versucht alles, um nichts mitzubekommen. Mal geht sie shoppen, dann zum Bingo, aber Hauptsache sie weiß nicht, wie es läuft. Nach einem Kampf rufen wir sie dann immer an und beruhigen sie, meistens ist ja auch nichts passiert.
SPOX: Ihre Mutter hat noch nie einen Kampf von Ihnen live gesehen?
Smith: Doch, ich kann mich noch erinnern, wie sie mich mal zu Beginn meiner Karriere begleitet hat. Ich habe meinen Gegner ausgeknockt, mir ist also nichts passiert. Aber in der Sekunde, in der mein Gegner auf dem Boden aufschlug, ist sie sofort zur Toilette gelaufen.
SPOX: Warum? Sie haben ja dadurch gewonnen.
Smith: Das stimmt, aber sie hat mir danach erzählt, dass sie Mitleid mit der Mutter meines Gegners hatte. Sie konnte an nichts anderes denken. Das ist typisch für sie, sie ist ein so fürsorglicher Mensch.
SPOX: Wie hat Ihre Karriere den Alltag der Familie verändert?
Smith: Es war nicht immer einfach. Als Amateur hatten ich und meine Brüder immer zu unterschiedlichen Zeiten Training. Ein geordnetes Familienleben ist so nicht möglich. Sobald wir mal in Ruhe zusammensaßen, musste schon wieder einer von uns ins Gym. Das hat meine Mutter wahnsinnig gemacht. Abgesehen von der ganzen dreckigen Wäsche. Unsere Maschine lief eigentlich durchgehend (lacht). Aber die Familie Smith hält zusammen.
SPOX: Das bemerkt man auch bei Ihrer jüngeren Schwester Holly, die Autist ist.
Smith: Das ist ein immens wichtiges Thema, nicht ohne Grund steht auf meiner Boxhose das Wort "Autismus". Ich will das Bewusstsein bei den Menschen verändern. Die meisten Leute haben keine Ahnung von dieser Krankheit und schlichtweg Angst, damit in Berührung zu kommen. Aber ein Autist ist ja kein Mensch zweiter Klasse. Wenn ich mir Holly anschaue, sie ist so ein liebenswertes Mädchen. Daran ändert ihre Krankheit nichts. Deswegen kämpfe ich im Ring auch immer ein bisschen für sie.
SPOX: Man erkennt, wie wichtig Ihnen Ihre Familie ist. Trotzdem haben Sie sich 2007 entschieden, bei einer Box-Reality-TV-Show namens The Contender mitzumachen. Hatten Sie keine Angst, in der Öffentlichkeit falsch dargestellt zu werden?
Smith: Nein, The Contender ist ja nicht Big Brother. Natürlich musste man sich ein wenig an die Kameras gewöhnen, aber im Vordergrund stand der Sport. Außerdem hatte ich die Möglichkeit, mit Sugar Ray Leonard eine der größten Legenden kennenzulernen, die es im Boxen jemals gab. Alleine das war die Erfahrung wert - und der Scheck war auch nicht so schlecht.
SPOX: Es war nicht Ihre erste Erfahrung in der Entertainment-Branche. Sie haben auch lange Zeit als DJ in der Liverpooler Disco "Society" gearbeitet.
Smith: Das war eine interessante Zeit, ich liebe Musik. Aber das musste ich aufgeben. Irgendwann im Leben muss sich jeder fragen, wie die Zukunft aussehen soll. Und für mich war immer das Boxen die Nummer eins. Deswegen habe ich mich für den Ring entschieden. Und mein Trainer würde es wohl nicht mehr tolerieren, wenn ich mich an den Wochenenden bis spät in die Nacht herumtreibe (lacht).
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