Sebastian Zbik fühlte sich nach der umstrittenen Punktniederlage im Mittelgewichts-WM-Kampf gegen den mexikanischen Herausforderer Julio Cesar Chavez Jr. in Los Angeles nicht als Verlierer, sondern sieht sich um seinen Titel betrogen.
"Ich habe den Kampf gemacht und kann nicht begreifen, dass ich verloren habe. Wenn ich auf die Punkttabelle schaue: sehr lustig, die letzten drei Runden gingen alle an Julio. Ich habe aber keine Ahnung warum", sagte der Schweriner nach der ersten Niederlage in seinem 31. Profikampf: "In meinen Augen war es nicht knapp genug, um mich zu beklauen." Die Kampfrichter hatten den Kampf mit 2:1 für Chavez gewertet.
Zbik mit mehr Treffern als sein Gegner
In einem insgesamt ausgeglichenen Kampf startete Zbik gut, jedoch steigerte sich der Mexikaner im weiteren Verlauf. Die Trefferstatistik bestätigt Zbiks Entsetzen. Bei 834 Schlägen landete er insgesamt 391 Treffer. Dem Mexikaner gelangen hingegen nur 256 Treffer (796 Schläge).
Der Deutsche war boxerisch seinem Gegner eindeutig überlegen. Einzig das große Kämpferherz brachte den Mexikaner zurück in den Kampf. Weiteren Grund zur Aufregung lieferte der Ringrichter Jack Reiss, als er einige Tiefschläge von Chavez Jr. nicht mit einem Punkteabzug bestrafte. Chavez konnte in den letzten drei Runden entscheidende Punkte sammeln, um das Urteil zu seinen Gunsten zu entscheiden.
Zbik wurde WBC-Weltmeister im Januar dieses Jahres, als ihm der Weltverband den Titel am grünen Tisch zugesprochen hatte, nachdem sich der damals amtierende Weltmeister Sergio Martinez aus Argentinien weigerte, gegen Zbik anzutreten.
Auch Universum-Promoter Dietmar Poszwa war der Frust und die Enttäuschung über die Entscheidung deutlich anzumerken. Er witterte gar eine Verschwörung: "Zu 99 Prozent auf der ganzen anderen Welt außer hier heute Abend hätte Sebastian seinen Titel nicht verloren. Das ist zum Haare raufen."Universum vor dem Aus?
Für Poszwa und dem taumelnden Hamburger Traditionsstall dürfte die Niederlage Zbiks der finale Schlag gewesen sein. Nachdem vor wenigen Wochen auch Jürgen Brähmer seinen WM-Gürtel wegen einer wiederholten Kampfabsage verloren hatte, steht Universum nun ohne Titelträger da - für die verzweifelte Suche nach einem neuen TV-Partner eine enorme Hypothek.
"Ein Boxstall wie Universum ist ohne TV-Partner nicht zu finanzieren", hatte Poszwa bereits im März eingeräumt. Am 31. Juli 2010 war der vormalige Partner ZDF letztmals mit Boxen auf Sendung.
20 Millionen Euro fehlen in der Kasse ohne die gebührenfinanzierte Unterstützung. Seitdem wird bislang vergeblich versucht, wieder einen finanziell potenten Unterstützer zu finden.