Zweieinhalb Viertel lang hielt das DBB-Team stark mit und führte sogar über einen großen Teil der Zeit, dann entschied sich der jüngere Gasol-Bruder jedoch, die Partie frühzeitig zu entscheiden. Mit 15 Punkten im dritten Viertel (insgesamt 28, dazu 10 Rebounds) brachte er sein Team bis auf 12 Punkte in Front, im Anschluss ließ der Titelverteidiger überhaupt nichts mehr anbrennen.
Daran konnte auch Dennis Schröder nichts mehr ändern, der mit 27 Punkten (12/23 FG, dazu 8 Assists, aber auch 7 Turnover) zum sechsten Mal im siebten Spiel dieser EM Topscorer seines Teams war. Unterstützung erhielt der Hawks-Guard erneut vor allem durch Daniel Theis (15 Punkte), die beiden NBA-Spieler waren aber die einzigen Deutschen mit zweistelliger Punktausbeute.
Bei den Spaniern war neben Marc auch dessen Bruder Pau Gasol gut drauf (19 Punkte). Sergio Rodriguez kam auf 11 Punkte und 7 Assists. Der Turnierfavorit spielt nun im Halbfinale gegen den Sieger der Partie zwischen Slowenien und Lettland.
Deutschland vs. Spanien: Die Reaktionen
Ingo Weiss (Präsident DBB): "Ich bin der traurigste und gleichzeitig auch der stolzeste Präsident. Man muss anerkennen, dass die Spanier heute besser waren. Es hat nicht sollen sein. Wir haben drei Viertel sehr gut mitgehalten."
Chris Fleming (Coach DBB): "Unsere Jungs waren bereit. Am Ende des Tages hat Marc einige unglaubliche Würfe getroffen. Ich bin stolz darauf, wie wir aufgetreten sind. Wir sind enttäuscht, aber diese Generation ist sehr jung und wird noch einige Chancen bekommen."
Deutschland vs. Spanien: Der SPOX-Spielfilm
Vor dem Tip-Off: Wieder begann Deutschland mit der bewährten Starting Five: Schröder und Tadda im Backcourt, dazu Benzing, Barthel und Voigtmann. Ihnen gegenüber standen zunächst Rubio, Navarro, San Emeterio, Pau und Marc Gasol.
1. Viertel: Die Deutschen eröffneten bockstark, Barthel traf gleich den ersten Dreier. Erst nach knapp vier Minuten traf Marc erstmals für Spanien, Schröder erhöhte im Gegenzug aber auf 9:2 und nach einem Voigtmann-Dunk nahm Scariolo die Auszeit. Nun wachte Pau auf und erzielte schnell 8 Zähler, fast im Alleingang verschaffte er den Spaniern einen Rhythmus. Auch defensiv wurden sie besser und machten es den Deutschen erstmals schwer, diese hielten aber einen knappen Vorsprung. Mit 19:16 endete der Durchgang.
2. Viertel: Angeführt von Lo starteten die Deutschen wieder besser, Spanien brauchte diesmal aber keine vier Minuten, um selbst wieder mitzumachen. Nach knapp fünf Minuten traf Rodriguez erstmals zur spanischen Führung von ganz weit draußen. Die Deutschen verließ nun das Wurfglück, Spanien wurde immer stärker. Ein Alley-Oop von Schröder auf Theis setzte mal wieder ein positives Ausrufezeichen, Schröder dann hatte sogar die Chance zur Führung, der Dreier ging aber daneben. 34:33 für Spanien!
3. Viertel: Schröder startete heiß und legte gleich mal zwei Dreier auf, doch dann wurden auf beiden Seiten Backsteine produziert. Die Deutschen gingen nach 4 Punkten von Thiemann noch einmal in Führung, doch dann drehte Marc auf - und die Partie. Nach zwei Dreiern und einem And-1 führte Spanien auf einmal mit 12, die Partie schien vorentschieden. Ein weiterer Gasol-Dreier (15 Punkte im Viertel) stellte auf 65:53 vor dem letzten Durchgang.
4. Viertel: Fleming versuchte es noch einmal mit einem ganz kleinen Lineup, die Spanier waren aber viel zu abgezockt, um hier noch einmal die Tür zu öffnen. Nach einem Rodriguez-Dreier waren es 17 Punkte Unterschied, danach trafen Schröder und Theis zwar noch einige Würfe, es wurde aber nicht mehr knapp.
Deutschland vs. Spanien: Der Boxscore
Der Star des Spiels
Marc Gasol. Was war das für eine Übernahme im dritten Viertel! Mit 15 Zählern im Durchgang entschied der jüngere Gasol-Bruder die Partie beinahe im Alleingang und kippte das Momentum komplett. Seitdem er auch noch den Dreier hocheffizient trifft, ist Marc überhaupt nicht mehr zu verteidigen - gerade auf europäischem Niveau. Stellte an diesem Tag seinen berühmteren Bruder Pau mal eindeutig in den Schatten.
Der Flop des Spiels
Die Shooter der Deutschen. Die große Achillesferse bei diesem Turnier war leider auch mitverantwortlich für das Ausscheiden der deutschen Mannschaft. Lediglich 27 Prozent (6/22) der Dreier wurden versenkt, vor allem Staiger (0/4), Voigtmann (0/3) und Benzing (0/2) konnten den Schwung aus dem Frankreich-Spiel nicht mitnehmen. So konnte es offensiv am Ende nicht reichen.
Deutschland vs. Spanien: Das fiel auf
- Ein gravierender Unterschied wurde bereits vor Spielbeginn eklatant: Das Alter beziehungsweise die Erfahrung der Spieler. Bei den Deutschen war Benzing mit 28 der älteste Spieler überhaupt im Kader, bei den Spaniern standen allein in der Starting Five außer Rubio (26) nur Spieler über 30. Von zu viel Respekt war diesmal im Gegenzug zum Frankreich-Spiel aber überhaupt nichts zu sehen - das deutsche Team legte los wie die Feuerwehr.
- Die Spanier wirkten dabei zunächst so, als hätten sie nicht mit allzu viel Gegenwehr gerechnet. In den ersten Minuten fehlte ihnen gerade defensiv komplett die Dringlichkeit, sodass die Deutschen sehr einfach an offene Würfe kamen. Auch offensiv war zunächst kein Rhythmus da - für den mussten mit der Zeit die Gasol-Brüder sorgen. Pau und Marc machten die ersten 14 (!) Punkte des Titelverteidigers.
- Nach einer knappen Viertelstunde waren es dann aber nicht mehr nur die Gasols, die Spanier wurden im Kollektiv immer stärker und verteidigten vor allem auch intensiver. Nun zeigte sich doch mehr das Bild, das erwartet beziehungsweise befürchtet wurde: Spanien konzentrierte sich auf Schröder, die anderen hatten Probleme, die dadurch entstehenden Freiräume irgendwie zu bestrafen. Wieder einmal wurden zu viele Chancen liegengelassen.
- Deutschland verteidigte jedoch stark genug, um in diesem Spiel trotzdem lange dranzubleiben und eine Chance auf die Sensation zu haben. Die Gasols konnte auf europäischem Niveau noch nie jemand stoppen, aber gerade gegen die Guards wurde herausragend verteidigt und auch die Größenvorteile der Spanier wurden immerhin so gut kaschiert, dass der Rebound-Nachteil nur geringfügig war (37:32 für Spanien). Am Einsatz war wieder einmal nichts zu bemängeln, vielmehr fehlte es ein Stück weit an Länge, Wurfglück und auch individueller Qualität im Vergleich mit den Spaniern.