Gut 500 Bamberger hatten den Weg nach Antwerpen auf sich genommen, die meisten nahmen eine lange Busfahrt in Kauf, kamen aber dennoch mit jeder Menge Optimismus im Sportpaleis an. Lautstark wurden ihre Lieblinge zu Beginn angefeuert, im Laufe der Partie, die mit 50:67 verloren ging, trat Ernüchterung ein, die später auch in Wut umschlug.
Einige Offizielle versuchten, die aufgebrachten Anhänger zu beruhigen, aber der Tenor blieb gleich: "Wir fahren 600 Kilometer hierher und ihr spielt so einen Scheiß." Ein recht stichhaltiges Argument, bedenkt man die teils schwer zu erklärende Niederlage der Oberfranken. Letztlich wollten sich lediglich Bryce Taylor und Patrick Heckmann äußern, der Rest stampfte wortlos durch die Mixed Zone.
Selbst Coach Federico Perego kam nur widerwillig zur Pressekonferenz und gab sich entsprechend schmallippig. "Sie haben mehr gearbeitet als wir", musste Perego die offensichtliche Dominanz der Italiener anerkennen.
Bamberg trifft offensiv nichts
Das hatte man sich schließlich alles ganz anders vorgestellt, diesem Halbfinale hatte das Team über Wochen entgegengearbeitet. Dass Bamberg zuvor nur zwei von acht Ligaspielen gewann und auf Platz fünf in der BBL abrutschte, sollte mit einer Versöhnung im internationalen Geschäft vergessen gemacht werden.
Zu sehen war davon nichts, die so hochgelobte Offense, auf die sich Bamberg in dieser Saison so oft verlassen konnte, war mit einigen kleinen Ausnahmen nicht existent. Über 40 Minuten trafen die Bamberger unterirdische 25,8 Prozent aus dem Feld, in der Zone waren es 28,1 Prozent (9/32 FG).
Auf einem solchen Niveau kann so kein Spiel gewonnen werden, ganz egal, ob der Gegner CSKA, Bremerhaven oder eben Bologna heißt. Hätte Brose auch noch ohne Tyrese Rice gespielt, wäre es noch finsterer geworden. Der Point Guard traf fünf seiner neun Dreier. Der Rest des Teams? Keinen einzigen Dreier bei 14 Versuchen!
Fast noch übler war aber der Umstand, dass Bamberg über das komplette Spiel gerade einmal 4 Assists verteilte, in Worten: vier. "Wir haben zu selten wie eine Mannschaft gespielt", hielt Perego den Finger in die Wunde: "Mit nur 17 Field Goals haben wir uns selbst zu viel Druck auferlegt."
Bamberg: Der große Wurf in Europa bleibt aus
Dem hielten die Bamberger nicht Stand. Dabei war es defensiv zumindest in Ansätzen in Ordnung, schließlich war die Verteidigung das Sorgenkind über die komplette Spielzeit. Durch nur 67 zugelassene Punkte gaben sich die Oberfranken eigentlich eine solide Chance, ins Finale einzuziehen, wäre da nur nicht diese verheerende Wurfleistung gewesen.
Auch Elias Harris hatte am Morgen nach dem Spiel keine Erklärung für diesen Auftritt. "Es ist frustrierend. Wir haben nur 67 Punkte zugelassen, das ist eigentlich gut. Offensiv ging einfach nichts. Kein einziger Spieler von uns hatte einen guten Tag, so kannst du nicht gewinnen", sagte der Big Man im Gespräch mit SPOX. Auch er hatte keinen guten Abend, ließ am Korb Punkte liegen und fügte sich damit nahtlos in die Bamberger Mannschaft ein.
Augustine Rubit, eigentlich Mister Zuverlässig, kam überhaupt nicht zum Zug, Ricky Hickman schoss sich selbst aus der Partie. Das sollen nur einige Beispiele sein, die Liste wäre ansonsten natürlich deutlich länger. "Ich weiß nicht, woran es lag. Wir waren gut vorbereitet und dann haben wir offensiv den schlechtesten Tag der kompletten Saison. Das reicht dann auf diesem Niveau einfach nicht", analysierte Harris treffend.
So verpassten die Bamberger die Chance, sich mit den Fans zu versöhnen. Dafür gibt es natürlich noch weitere Möglichkeiten, Stichwort BBL-Playoffs, wo aber nach jetzigem Stand im Halbfinale ein Treffen mit den inzwischen enteilten Bayern wartet. Doch selbst das scheint in dieser Verfassung kein Spaziergang zu werden, eine erste Runde (vermutlich Vechta) muss schließlich auch noch gespielt werden.
Bamberg: Versöhnung im Spiel um Platz 3 gegen den Gastgeber?
Bevor der BBL-Alltag wieder ansteht, gilt es aber erst einmal das Final Four in Antwerpen würdig zu beenden. Mit Gastgeber Antwerpen wartet noch einmal eine interessante Aufgabe, die Belgier schlugen sich in ihrem Halbfinale gegen Teneriffa durchaus tapfer. Bemerkenswert war dabei auch, dass Antwerpen tatsächlich die scheinbar überdimensionierte Halle mit über 15.000 Plätzen ausfüllte und den etwas steril wirkenden Sportpaleis zeitweise in einen Hexenkessel verwandelte.
Auch im Spiel um Platz 3 dürften die Belgier die Halle wieder füllen, für Bamberg eine kleine Chance der Wiedergutmachung. "Wir wollen uns anständig von der internationalen Bühne verabschieden und auch beweisen, dass wir durchaus in der Lage sind, Körbe zu werfen", kündigte Harris an. "Wir müssen das Halbfinale jetzt abhaken, Nachweinen bringt ja nichts."
Ob dies so leicht ist, erscheint fraglich, die Stimmung war zumindest am Boden. Das Training verlief ohne den Zug der vergangenen Tage, es herrschte eine gespenstische Stille im Sportpaleis am Samstagmorgen, Perego gab kaum Anweisungen und blickte stattdessen vermehrt in das weite, leere Oval. Vielleicht ist dieses Spiel um die Bronzemedaille eine Möglichkeit zur Therapie. Die Gastgeber werden noch einmal alles geben, sie sind auch gegen die Oberfranken der klare Underdog.
Die Perego-Truppe kann nun beweisen, dass sie Moral hat und solche Spiele wie gegen Bologna abhaken kann. Ein Sieg wäre enorm wichtig, um einerseits das Selbstvertrauen wiederherzustellen, andererseits auch einen kleinen Schulterschluss mit den Fans herzustellen. Freak City wird es für die kommenden Aufgaben im Mai bitter benötigen.