Dennis Schröder spielt den Traumpass, Maximilian Kleber versenkt den entscheidenden Dreier - und Deutschland feiert die WM-Medaille! Nein, von der Hoffnung auf kongeniale WM-Momente des NBA-Duos können sich die deutschen Fans nach dem jüngsten Zoff endgültig verabschieden. Stattdessen befindet sich der deutsche Basketball fünf Wochen vor Turnierstart in hellem Aufruhr.
Überraschend kam Klebers Nachricht inklusive Absage für die WM, mit der jener am Dienstagabend auf Schröders vielbeachtete Kritik reagiert hatte. "Die jüngsten unglücklichen und unangebrachten öffentlichen Äußerungen über mich haben zu 100 Prozent deutlich gemacht, dass ich im Nationalteam nicht uneingeschränkt willkommen bin", sagte Kleber dem Fachmagazin BIG.
Es sei nicht sein Ziel, "die gute Chemie im Team des letzten Sommers zu zerstören", so der 31-Jährige. Daher habe Kleber beschlossen, "dass es für alle Beteiligten das Beste ist, wenn ich nicht spiele".
Der Deutsche Basketball Bund (DBB) versuchte derweil, die Wogen zu glätten. Bundestrainer Gordon Herbert und Vizepräsident Armin Andres, so hieß es in einer Stellungnahme am Mittwoch, hätten sofort mit Schröder und Kleber Kontakt aufgenommen. Auch Co-Kapitän Johannes Voigtmann sei beteiligt gewesen.
Dabei sei "intern alles geklärt worden", so das Statement: "Letztlich hat sich Maximilian Kleber so entschieden, wie er es in seinem Statement zum Ausdruck gebracht hat. Dem ist nichts hinzuzufügen", hieß es. Ohne den Profi der Dallas Mavericks, vor allem defensiv einer der besten Spieler, muss Herbert die Medaillen-Mission bei der WM in Japan, Indonesien und auf den Philippinen (25. August bis 10. September) angehen.
Basketball-WM: Chemie im deutschen Team wackelt
Dies ist ohnehin schon kein leichtes Unterfangen, da Deutschland in der Vorrunde von Okinawa mit Australien, Finnland und Gastgeber Japan eine starke Gruppe erwartet. Dementsprechend kommt die Unruhe im Team für Herbert, der am 31. Juli zum Vorbereitungsstart in Bonn lädt, zur absoluten Unzeit.
Die Chemie war im Vorjahr bei der Heim-EM, als Deutschland nach 17 Jahre langer Durststrecke EM-Bronze holte, so gut wie lange nicht. Dies steht nun jedoch zumindest wieder infrage, nachdem Schröder seinen Mitspieler Kleber öffentlich kritisierte. "An der Situation können wir jetzt nichts mehr ändern, schauen aber natürlich positiv nach vorne", ließ der DBB verlauten.
Im Podcast "Got Nexxt" hatte Schröder am vergangenen Wochenende bemängelt, dass Kleber bei der Heim-EM gefehlt habe, weil er angeblich an seinem "Game" arbeiten wollte. Vor allem ging es dem Spielmacher der Toronto Raptors aber um Klebers angeblich fehlendes "Commitment" zur Nationalmannschaft.
"Wenn du dich nicht committet hast - das war eigentlich die Message für uns alle - dann bist du nächstes Jahr auch nicht dabei", sagte Schröder. Später äußerte sich der Kapitän in einem YouTube-Video erneut und warf den Medien vor, "Sachen zu verdrehen", seine Aussagen seien "nicht böse gemeint" gewesen.
Hinsichtlich der Begründung für Klebers Abwesenheit im Vorjahr widersprach jener Schröders Darstellung. "Die (sehr harte) Entscheidung im letzten Sommer nicht zu spielen, war auf eine Verletzung zurückzuführen, mit der ich in den letzten vier Monaten der NBA-Saison 21/22 gespielt hatte", so Kleber, den damals eine Knieblessur plagte. Wäre er gesund gewesen, hätte der gebürtige Würzburger "gerne und mit Stolz zur unser Nationalteam gespielt". Dazu wird es nun erneut nicht kommen.