Und es hat Boom gemacht

Der größte Vereinserfolg war der Pokalsieg 2007/08
© getty

Ein dunkles Kapitel im deutschen Basketball: Mit einem Knall verschwinden die Dragons von der Landkarte - und das freiwillig. Jetzt droht der BBL ein offener Richtungsstreit.

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1. Der Artland-Schock: Was ist passiert?

Selten wurde eine Nachricht mit derartiger Sprengkraft für eine Sportart fast schon beiläufig verkündet: Zur Überraschung vieler gaben die Artland Dragons in einer unpersönlichen Pressemitteilung bekannt, dass sie den Profispielbetrieb einstellen. Veteran Guido Grünheid berichtete daraufhin, dass es seit Jahren Gerüchte darüber gegeben habe, aber dass das Team nicht geahnt hatte, wie konkret die Gedanken von Mäzen Günter Kollmann seien.

Entsprechend groß war das Entsetzen und der Informationsbedarf unter den Basketball-Fans, die offizielle Homepage der Dragons brach unter der User-Last am Sonntag zwischenzeitlich zusammen. Die offizielle Begründung des Vereins aus Quakenbrück: "Die Beko BBL hat sich enorm weiterentwickelt, und die Gesamtetats der Konkurrenten sind gestiegen, so dass es für die Dragons nicht mehr möglich ist, den gewachsenen Ansprüchen gerecht zu werden."

Ein etwas verwunderlicher Entschluss, ist Geldgeber Kollmann, ehemaliger Basketball-Juniorennationalspieler und in Quakenbrück beheimatet, als Boss und Gründer der dort ansässigen JCK Holding (Umsatz 2014: knapp 600 Mio. Euro) vermögend, um weiterhin geschätzt zwei Millionen Euro zum jährlichen Budget von circa vier Millionen Euro beizutragen.

Doch offensichtlich ist Kollmann nicht bereit, sein Invest zu erhöhen, um den Standort-Nachteilen zu trotzen und sich weiter in der BBL-Spitze zu halten. Artland wurde 2007 Vizemeister und 2008 Pokalsieger, noch im Vorjahr erreichte man das Playoff-Halbfinale. Seit dem Aufstieg 2000 zählte Artland zu den bewährten Kräften der Liga, bei der unter anderem der heutige Bundestrainer Chris Fleming, dessen Nachfolger und der heutige Ulm-Coach Thorsten Leibenath, der zweimalige Trainer des Jahres Stefan Koch und der nicht nur wegen des Namensvetters prominente Point Guard Michael Jordan tätig waren. Zudem halten die Dragons mit 128 ausverkauften Heimspielen in Folge den Bestwert.

Nach der "total verkorksten Saison 2014/15" (Dragons-Geschäftsführer Alexander Meilwes) mit einem 11. Platz und dem Verpassen der Playoffs mag sich Kollmann dem Vernehmen nach nicht mehr mit Durchschnitt abgeben und beerdigt sein "Baby" (Neue Osnabrücker Zeitung). Selbst ein Fortbestehen des Klubs ohne Kollmann wäre bei Einverständnis des Mäzens denkbar gewesen, nur zieht es dieser vor, nicht nur beharrlich zu schweigen, sondern den Klub komplett zu schließen.

Eine bemerkenswerte Notiz: Letztmals werden die Dragons in zwei Wochen auftreten, wenn die JBBL-Mannschaft (U16) am Top Four in Hagen teilnimmt - und um die Deutsche Meisterschaft spielt.

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