Wie lief die Vorbereitung?
Eher mittelprächtig, muss man sagen. Auf dem Papier hat der Bundestrainer das Team schon seit dem Trainingslager Anfang Juli beisammen, das wären mittlerweile fünf Wochen. So einfach ist das allerdings nicht: Aufgrund der NBA Summer League stießen einige Profis erst kurz vor dem Supercup am ersten August-Wochenende zum Team. Maximilian Kleber fehlte krank, Daniel Theis verletzte sich an der Wade. "Man spricht immer von vier Wochen, aber es sind keine vier Wochen gewesen", lamentierte der Bundestrainer am Rande des Supercups. Eigentlich sei es sogar weniger als eine Woche gewesen.
Dazu kommt der Ärger mit den Big Men Tibor Pleiß und Tim Ohlbrecht. Pleiß würde gerne dabei sein, darf aber nicht: Sein spanischer Klub Laboral Kutxa Vitoria muss den 24-Jährigen eigentlich verkaufen, aber die Verhandlungen ziehen sich hin - und Pleiß muss zuschauen. Er könnte im Verlauf der Qualifikation zum Team stoßen, hofft Mutapcic.
Tim Ohlbrecht dagegen hat es sich mit "Muki" verscherzt: Aufgrund seiner Teilnahme an der Summer League hatte der Center die Lehrgänge verpasst und danach schlecht trainiert. Der Neu-Ulmer sei darüber hinaus nicht mehr erreichbar gewesen. "Den habe ich 15 Mal angerufen und er hat nicht geantwortet", so Mutapcic bei "Sport1". Die Mannschaft "verdiene Respekt".
Bayern-Geschäftsführer Marko Pesic schlägt im Interview mit der "Abendzeitung" in die gleiche Kerbe: "Ich finde die Einstellung der Spieler katastrophal. Sie kommen nicht zur Nationalmannschaft, weil sie lieber Urlaub machen oder in der Summer League spielen."
So ging es mit viel Stückwerk, unterschiedlichen konditionellen Voraussetzungen und wenigen gemeinsamen Trainingseinheiten in den Supercup, bei dem man zwar den Titel holte, aber nur selten wirklich überzeugen konnte. Gerade die Niederlage gegen abgezockte Israelis offenbarte Schwächen in der Defense und im Rebounding. Schwarzsehen wollte Mutapcic dann aber doch nicht: "Wenn wir wirklich vier Wochen trainiert hätten und diese Fehler machen würden, wäre es ein Problem." So wolle man sich mit weiteren Einheiten noch weiter steigern.
Schröder als Hoffnungsträger?
Wer beim Supercup in Bamberg vor Ort war, konnte zwar keinen Klassenunterschied, aber zumindest doch einen Qualitätsunterschied zwischen NBA-Spielern und europäischen Akteuren erkennen. Die deutsche Hoffnung ist nicht mehr Dirk Nowitzki, auch wenn der Mavs-Star ein Comeback zur EM nicht kategorisch ausschließt. Dennis Schröder soll den Unterschied machen.
Der Point Guard der Atlanta Hawks hat ein Jahr lang NBA-Luft geschnuppert und will trotz seiner 20 Jahre gleich Führungsspieler sein - dabei hatte er erst im Testspiel gegen Finnland vor dem Supercup im DBB-Jersey debütiert. "Er spielt auf einem sehr hohen Niveau", lobte Heiko Schaffartzik, der gegen Israel gemeinsam mit Schröder für den Spielaufbau sorgen durfte. Von einem "Riesentalent" sprach Elias Harris.
Auch Mutapcic ist angetan von seiner neuesten Waffe. Mit seiner Schnelligkeit und dem Drang zum Korb sorgt Schröder für Chaos in der gegnerischen Defensive. "Er ist ein großer Gewinn für die Nationalmannschaft", sagte der Bundestrainer. "Er will nicht nur in der NBA spielen und dort Geld verdienen, sondern dem deutschen Basketball etwas zurückgeben."
Allerdings müsse Schröder auch weiter "hart arbeiten" und besonders körperlich zulegen. In Sachen Rhythmuswechsel und Kontrolle über das Spiel müsse er ihm von außen aber auch helfen, denn: "Man darf nicht vergessen, dass er erst 20 ist." Auch in Sachen Trefferquote ist noch Luft nach oben. In den drei Spielen in Bamberg landeten nur elf von 35 Würfen im Ziel.
Wie wird man spielen?
Abgesehen von Dennis Schröder weist das das DBB-Team wenig internationales Format auf. Zumal noch immer unklar ist, ob der mögliche Neuzugang des FC Barcelona, Tibor Pleiß, noch zur Mannschaft stößt. Dies würde das Spiel der Nationalmannschaft verändern.
Ohne Pleiß gibt es mit Maik Zirbes nur noch einen Big Man, der gerne mit dem Rücken zum Korb agiert. Gegen stärkere Gegner werden die Qualitäten des Ex-Bambergers nicht ausreichen, in der EM-Quali sollte er jedoch viele Bälle von den Point Guards bekommen und sich in Szene setzen können.
Überhaupt hängt viel von Heiko Schaffartzik und Dennis Schröder ab. Schaffartzik kann immer einen Wurf für sich kreieren, die Geschwindigkeit von Dennis Schröder macht das deutsche Spiel unberechenbarer. Dies funktionierte beim Supercup in Bamberg teilweise, wie etwa beim Sieg gegen Russland. Gut möglich, dass Mutapcic im Backcourt auf ein Schröder-Schaffartzik-Tandem setzt, um die eher drögen Flügel in Schwung zu bekommen.
Bei der Niederlage gegen Israel hingegen suchten die DBB-Herren ihr Heil im Distanzwurf. Der Bundestrainer setzt auf den Wurf von außen, aber nur innerhalb einer gesunden Mischung. Hier gibt es Grund zum Optimismus. Schaffartzik, Lucca Staiger und Elias Harris sind starke Distanzschützen. Aber auch Schröder und die Defensiv-Spezialisten Karsten Tadda und Akkem Vargas sind immer wieder für den einen oder anderen Dreier zu haben.
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