Die Wirtschaftswissenschaftlerin vertritt die Farben ihres Heimatlandes in der vierten Division gegen Mannschaften wie Guernsey oder Jamaika. Ihr Idol Boll hat Hochachtung vor den Amateuren, die die WM erst zu einem globalen Fest machen: "Wenn wir zum Essen gehen, laufen wir durch die Halle und ich schaue ab und zu mal hin. Die kämpfen da teilweise wirklich um ihr Leben."
Durch Boll zum Tischtennis
Natürlich ist Boll dafür verantwortlich, dass Lindah Nabulanga vor acht Jahren selbst zum Schläger griff. Es war einer dieser endlosen Nachmittage, an denen sie beim Zappen auf dem Sportkanal hängen blieb. Dort zelebrierte Boll die schnellste Rückschlagsportart der Welt gerade auf höchstem Niveau. "Das hat mich so begeistert, da habe ich selbst mit damit angefangen", sagt die 24-Jährige im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dapd. Dabei gibt es im ganzen Land gerade mal eine Halle, in der Tischtennis gespielt werden kann.
Die Team-WM ist ihr besonders wichtig, dafür hat sie sogar lange gespart und die Reise selbst bezahlt. Selbst wenn sie mal ein Spiel verliert, gibt es im nächsten Gruppenspiel eine neue Chance. Und Uganda verliert eigentlich immer. Selbst in der vierten Division passiert alles noch ein wenig zu schnell für Nabulanga und ihre Teamkollegin Violet Senkomago. Die dritte Spielerin ist krank, weshalb jedes Spiel bereits bei 0:1 beginnt.
Rheann Chung hat es da etwas besser. Die 27-Jährige spielt für Trinidad und Tobago und ist Gruppengegner von Uganda. Chung hat bisher jedes Spiel gewonnen und auch am Dienstag, ihrem Geburtstag, lässt sie den Gegnerinnen aus dem Kosovo keine Chance. "Wir hoffen sehr, dass wir aufsteigen", sagt Chung. Ihr großes Vorbild ist ihr Stiefvater. Der stattliche Mann mit den schulterlangen Rastazöpfen hat es schon auf zwei Olympia-Teilnahmen gebracht.
Zhang Jikes Muskeln
Neben ihrem Papa schwärmt Chung von Weltmeister Zhang Jike. "Der ist so schön muskulös", sagt sie und lächelt schüchtern. Dass der Chinese Zhang Jike nach dem Gewinn des WM-Titels in Rotterdam im vergangenen Jahr sein T-Shirt zerrissen hat, hat Chungs Herz nur noch höher schlagen lassen.
Sie selbst ist nur noch selten in Trinidad, vielleicht einmal im Jahr für vier Wochen. Chung studiert in Frankreich und spielt dort in der zweiten Liga. Wenn sie über die Bedingungen in Trinidad redet, rollt sie mit den Augen: "Es ist so fürchterlich heiß dort. Und es gibt keinen richtigen Bodenbelag, nur Beton oder Holz."
Für Timo Boll sind solche Bedingungen unvorstellbar. Umso so größer ist sein Respekt vor den Leistungen. Geduldig gibt er Autogramme und lässt sich fotografieren. Doch jeden Wunsch erfüllt er seinen spielenden Fans nicht. Als sich ein Herr aus Togo freundlich nach Bolls Schläger erkundigte, lehnte dieser freundlich aber bestimmt ab.