Die mehr als 4000 Athleten sind voll des Lobes für die Wettkampfstätten, die erstklassige Betreuung und den Publikumsrekord. Peking ist "einfach eine Dimension mehr" und ein "Meilenstein", sagte der deutsche Gold-Radler Michael Teuber, der schon vor vier Jahren in Athen dabei war.
"Hier wurden die behinderten Sportler optimal betreut." Alles sei "vom Feinsten". "Sie wollen natürlich der Welt auch etwas zeigen", verwies Teuber darauf, dass es der kommunistischen Führung auch bei den Paralympics darum ging, das Ansehen Chinas in der Welt aufzupolieren.
China sportlich top
Auch sportlich räumte der Gastgeber deutlicher als erwartet ab und sammelte doppelt soviel Gold wie Großbritannien auf Platz zwei. Die massiven Investitionen in den Leistungssport der Behinderten zahlten sich aus.
So könnte die Bilanz nach zehn Tagen kaum positiver ausfallen, doch steht am Ende der Paralympics immer auch die Frage, was sie den Menschen mit Behinderungen insgesamt gebracht haben. Das Milliardenreich zählt 83 Millionen Behinderte, so viel wie Deutschland Einwohner.
Behinderte sind im Alltagsleben in China aber weitgehend unsichtbar, trauen sich nicht vor die Tür. Es mangelt nicht nur an behindertengerechten Zugängen, sondern nach langer Stigmatisierung auch an Akzeptanz in der Gesellschaft.
"Für Chinesen sind Behinderte oft nicht normale Menschen", räumte die Lehrerin Hai Ying am Rande eines Blindenfußballspiels ein. "Wir behandeln sie mit Mitleid, aber nicht als gleichwertig." Die 27-Jährige ist beeindruckt von ihren Leistungen.
"In meiner Familie hat sich die Vorstellung von Behinderten stark gewandelt, während wir die Wettkämpfe im Fernsehen gesehen haben", sagte Hai Ying. "Am Anfang haben wir gedacht, dass es doch grausam ist, diese armen Menschen antreten zu lassen", sagte sie.
"Aber dann haben wir auch gemerkt, dass sie unser Mitgefühl nicht wollen, sondern etwas leisten wollen und normal behandelt werden wollen", sagte die Lehrerin. Vielleicht könnten die Paralympics helfen, einen Bewusstseinswandel einzuleiten.
Geteilte Meinung
"Wenn die Olympischen Spiele geholfen haben, dass die Welt China besser versteht, haben die Paralympics den Chinesen geholfen, die kämpferischen Qualitäten der körperlich behinderten Menschen zu verstehen", schrieb die Tageszeitung "China Daily".
Wer sich unter den Pekingern umhört, stößt allerdings auf vorsichtige Skepsis, wie weit die Paralympics die Lage der Behinderten verbessern können. "Nichts ändert sich" oder "Die Spiele bringen keine wirklichen Vorteile für unsere Behinderten", ist zu hören. "Es geht der Regierung doch nur um ihr gutes Ansehen."
Tatsache ist, dass China als Entwicklungsland noch einen langen Weg vor sich hat. Die tolle Organisation der Paralympics darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Dienstleistungen für Behinderte sonst sehr rückständig sind.
"Wir sind weiter in der Hilfsphase, aber wir schaffen kein ausreichend gutes Umfeld, damit Behinderte am sozialen Leben teilnehmen und ihren Beitrag zur Gesellschaft leisten können", sagte auch selbstkritisch Cao Limin, Vizedirektor der chinesischen Behindertenvereinigung.
Weltweit ist etwa jeder zehnte Mensch behindert - immerhin 650 Millionen Menschen.
Sport als Lebenshilfe
Für den deutschen Radler Teuber, der seit einem Autounfall mit 19 Jahren querschnittsgelähmt ist, ist der Sport "eine Lebenshilfe" und "ein Motor". Mit einer Restfunktion der Muskeln in den Oberschenkeln und speziellen Orthesen hat er es zum Radprofi geschafft.
"Für jeden von uns, die sich im Leistungssport bewegen, ist es eine Riesenform von Anerkennung, die wir von außen erfahren." Die Paralympics könnten dafür sorgen, "dass generell mehr Akzeptanz von Menschen mit Behinderungen durchgesetzt werden kann".
Indem Behinderte als leistungsfähig anerkannt würden, "kann ein Weg zu mehr Normalität vorgezeigt werden", sagte Teuber. "Das ist schon ein sehr großes Signal an die Weltgesellschaft."