Czyz gewinnt Gold im Weitsprung

SID
Paralympics, Peking, Weitsprung, Czyz
© Getty

Es war nicht sein Jahr, aber es war sein Wettkampf: Trotz eines vor sechs Wochen erlittenen Mittelfußbruchs sprang der oberschenkelamputierte Wojtek Czyz vom 1. FC Kaiserslautern mit einem 6,50-Meter-Satz Weltrekord - und holte bei den Paralympics in Peking Gold im Weitsprung.

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"Ich hatte dieses Jahr nur zwei Wettkämpfe, nachdem ich zwei Operationen am Stumpf und am Kiefer hatte". Anfang des Jahres kam dann noch das Pfeiffer'sche Drüsenfieber hinzu.

Wenige Tage vor Peking erkrankte auch noch sein Vater schwer. "Ihm widme ich nun dieses Gold", sagte der dreifache Paralympics-Sieger von Athen, der bei der Siegerehrung mit den Tränen zu kämpfen hatte.

Einmal Rekord, dreimal ungültig

Czyz, der nach seienr Verletzung längere Zeit pausieren musste und sich deshalb nur auf den Weitsprung konzentrierte, sprang gleich im ersten Versuch Weltrekord mit 6,50 Meter.

Seine drei Finalversuche im Pekinger Vogelnest vor 80.000 Zuschauern waren danach ungültig. "Ich wusste, wenn ich im ersten Versuch nicht alles gebe, wird es schwer", sagte der Pfälzer. "Ich wollte die Konkurrenz schocken." 

Sportunfall machte alle Träume zunichte

Czyz, der auf dem besten Weg zum Fußball-Profi war, hat seit seinem Schicksalsschlag gelernt, zu kämpfen. Vor seinem feststehenden Wechsel zu Fortuna Köln spielte er am 15. September 2001 ein letztes Mal für seinen Verein VfR Grünstadt.

Nach einem langen Pass prallte er voll mit dem gegnerischen Torwart zusammen. "Er trifft mich mit seinem gestreckten Bein direkt - und mit voller Wucht - am Knie. Seinen Blick werde ich nie vergessen! Ob es Absicht war oder nicht, weiß nur er - und ich", erinnert sich Czyz, der nach etlichen Operationen sein Bein neun Tage später verlor. "Eine Welt bricht für mich zusammen. All meine Träume sind zunichte gemacht worden."

Drei Goldmedaillen in Athen

Drei Jahre später gewann er bei den Paralympics in Athen drei Goldmedaillen. Als ihn der damalige Bundeskanzler Schröder bei der Siegerehrung innig umarmt, wird er auch in Deutschland zum Star. Doch sein Motto "Denke nicht an das, was du warst, sondern an das, was du bist und zu sein dich sehnst" formte ihn auf seinem immer wieder steinigen Weg.

"Er musste aufgrund seiner gesundheitlichen Probleme seinen Rhythmus umstellen, damit sein gesundes Bein geschont wird. Doch letztlich haben er und sein Trainerteam alles richtig gemacht", lobte Leichtathletik-Bundestrainer Ralf Otto.

Wettkampf seines Lebens

In China bestritt Czyz "den Wettkampf seines Lebens". Schon im ersten Versuch schraubte er seinen eigenen Weltrekord (6,23) auf 6,50 Meter.

"Ich musste volles Risiko gehen und alles in diesen ersten Versuch packen. Ich wusste ja nicht, wie lange der Fuß hält. Zudem hat mich die Stimmung im Vogelnest quasi beflügelt", sagte der 28- Jährige, der unmittelbar nach der Siegerehrung erstmal seinen Daddy anrief.

Czyz: "Zusammen werden wir auch diesen Schicksalsschlag meistern, das Gold wird auch ihn ermutigen."

Zweimal Silber obendrauf

Der Leverkusener Heinrich Popow, der bereits Silber über 100 Meter gewann, verpasste das Finale nach drei ungültigen Versuchen. Silber gewannen im Tischtennis-Teamwettbewerb Monika Sikora-Weinmann (BSG Bielefeld) und Andrea Zimmerer (FT Preetz).

Im Finale mussten sich den chinesischen Gegnerinnen Guixiang Ren und Gai Gu geschlagen geben.

Claudia Nicoleitzik vom TV Püttlingen sicherte sich nach ihrem zweiten Rang über 200 Meter ebenfalls Silber über 100 Meter. Die 18-Jährige kam nach 15,00 Sekunden hinter der Chinesin Fang Wang (13,82 sec) ins Ziel. 

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