Die Frage nach dem magischen Quadrupel schob Bennet Wiegert schnell beiseite. "Das ist für mich nicht greifbar. Damit habe ich mich nicht beschäftigt", erklärte der Magdeburger Erfolgscoach bestimmt.
Doch auch wenn der 42-Jährige noch nicht an den großen Triumph denken wollte, ist die Ausgangslage für seine Überflieger an diesem Wochenende in Köln klar: Nach der Meisterschaft, dem DHB-Pokal und dem Titel bei der Klub-WM greift der Branchenprimus beim Final Four der Champions League nach dem historischen vierten Titel der Saison.
Die Vorfreude auf den Showdown im Handball-Tempel Lanxess-Arena ist groß. So groß, dass bereits bei der Meisterparty am vergangenen Sonntag der Fokus direkt auf den nächstmöglichen Meilenstein gelegt wurde, der noch keiner deutschen Mannschaft gelungen ist.
"Wir haben drei von vier geschafft. Lasst uns den letzten holen, dann treffen wir uns wieder hier", rief Omar Ingi Magnusson den Fans vor dem Magdeburger Rathaus zu.
Schmedt: "Feierlichkeiten selbstständig nach unten geregelt"
Dass das bevorstehende Final Four die Party etwas kleiner ausfallen ließ, nahmen die Verantwortlichen gerne in Kauf. "Die Feierlichkeiten hat die Mannschaft selbstständig nach unten geregelt", versicherte Geschäftsführer Marc-Henrik Schmedt dem MDR: "Jeder weiß, was jetzt möglich ist."
Weiteres Selbstvertrauen sollen auch die vergangenen Reisen nach Köln geben. Im letzten Jahr sicherte sich der SCM an gleicher Stelle als Außenseiter den Titel in der Königsklasse, erst vor gut zwei Monaten ging der nationale Pokal vor 20.000 Zuschauern souverän an Magdeburg.
Trotz der vielen Erfolge ist aber auch klar, dass der Weg zur europäischen Krone kein Selbstläufer wird. Im Halbfinale am Samstag (15.00 Uhr/Dyn und DAZN) wartet mit dem dänischen Meister Aalborg Handbold um Handball-Ikone Mikkel Hansen, der im Sommer seine erfolgreiche Karriere beendet, ein harter Brocken. "Es ist eine der Top-Mannschaften in Europa, gespickt mit Weltstars", warnte der Magdeburger Nationalspieler Lukas Mertens.
THW Kiel ist "der absolute Underdog"
Doch nicht nur der SCM hält an diesem Wochenende die deutsche Flagge hoch. Auch der THW Kiel, viermaliger Königsklassengewinner, sicherte sich dank einer sensationellen Aufholjagd im Viertelfinal-Rückspiel gegen Montpellier noch das Ticket für Köln. Nach einer enttäuschenden Saison mit Platz vier in der Bundesliga und dem Pokal-Aus in der dritten Runde bietet das Final Four die Chance auf ein mehr als versöhnliches Ende.
"Ich freue mich für die Jungs, für unsere Fans, für die ganze handballverrückte Stadt, dass wir dabei sind", sagte Kiels Trainer Filip Jicha. Dass den Norddeutschen noch vor dem ersten Wurf gegen Rekordsieger FC Barcelona (18.00 Uhr/Dyn und DAZN) kaum Chancen ausgerechnet werden, kommt Kiel dabei sogar entgegen.
"Wir sind der absolute Underdog in diesem Teilnehmerfeld", sagte Nationalspieler Rune Dahmke: "Aber diese Rolle nehmen wir gerne an." Niemand erwarte vom viermaligen Titelträger gegen Barca einen Sieg: "Das heißt, wir können volles Risiko gehen."