"Ich will nicht lügen, ich höre PUR"

Michael Roth ist seit 2010 Trainer in Melsungen
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13:3 Punkte, Platz zwei: Trainer Michael "Schorle" Roth sorgt mit der MT Melsungen in der laufenden Saison für Furore. Im Interview mit SPOX spricht der 44-malige Nationalspieler über das Ziel Champions League und seine Vorlieben beim Apres-Ski. Der 53-Jährige berichtet außerdem von seinem Kampf gegen den Krebs und fordert die Einführung von Playoffs in der HBL.

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SPOX: Herr Roth, Ihr Bruder Uli ist Manager der Popgruppe PUR. Trifft das auch Ihren Musikgeschmack, oder was hören Sie so?

Michael Roth: Ich will nicht lügen, ich habe PUR gehört - und zwar schon ein paar Mal. (lacht) Am liebsten höre ich beim Apres-Ski in der Ski-Hütte den PUR Party-Hitmix. Generell habe ich aber einen sehr breit gefächerten Musikgeschmack.

SPOX: Sie genießen das Leben. Während Ihrer Karriere galten Sie als genialer Spieler, dem es ein wenig an Ernsthaftigkeit gefehlt hat. War das so?

Roth: Da muss ich mich grade mal räuspern. (lacht)

SPOX: Also scheint was dran zu sein.

Roth: Das war einfach eine andere Zeit. Und natürlich hatten wir eine, ich nenne es mal, lockere Art. Nichtsdestotrotz arbeiteten wir hart für den Erfolg. Ich hatte eben schon immer auch andere Interessen als nur Handball. Das ist heute als Trainer nicht anders. Aber das ist für einen Trainer nicht unbedingt ein Nachteil. Über meinen Freund Martin Schwalb wurde früher ein ähnliches Urteil gefällt. Und er wurde als Coach Meister, Pokalsieger und Champions-League-Sieger.

SPOX: Andreas Thiel sagte vor einiger Zeit im SPOX-Interview, dass früher schon mal das eine oder andere Bierchen getrunken wurde. Es sei einfach generell lockerer zugegangen.

Roth: Wir lebten damals eben ein bisschen anders als heute. Aber wie gesagt: Die Zeit war eine andere, auch der Handball war anders. Vom Spiel her, vom Training her. Wenn ich das heutige Training mit dem damaligen vergleichen würde, müsste ich zu dem Schluss kommen, dass wir alles verkehrt gemacht haben. Aber zum damaligen Zeitpunkt war es richtig. So hat sich eben alles verändert.

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SPOX: Eine große Veränderung, ein einschneidendes Erlebnis, mussten Sie persönlich vor einigen Jahren verkraften. Sie und Ihr Bruder bekamen 2010 quasi zeitgleich die Diagnose Prostatakrebs. Inwiefern hat Sie diese Zeit geprägt?

Roth: Natürlich hat mich der Krebs verändert. Man kommt mit den Begriffen Tod und Chemotherapie in Verbindung, das reißt einen schlagartig aus der eben angesprochenen Lockerheit heraus. Und auch nach der Operation gibt es Veränderungen, was die Lebensqualität angeht. Trotzdem sind mein Bruder und ich damals positive Typen geblieben. Wir nahmen die Diagnose an und machten das Beste daraus. Heute sind wir froh, aus der Nummer herausgekommen zu sein. Wir gelten als gesund.

SPOX: Trotzdem ist die Krankheit auch heute noch ein großes Thema für Sie.

Roth: Stimmt. Wir machten es uns zur Aufgabe, andere über diese Krankheit zu informieren. Wir schrieben das Buch "Unser Leben - unsere Krankheit: Vom richtigen Umgang mit dem Prostatakrebs". Wir sind viel unterwegs, beispielsweise in Selbsthilfegruppen. Durch die Zeit mit dem Krebs entstand für uns eine neue Lebensaufgabe.

SPOX: Warum war es Ihnen so wichtig, den Schritt in die Öffentlichkeit zu gehen und die Menschen zu informieren?

Roth: Wir stellten damals fest, dass es ein Tabuthema ist. Wenn Sie zehn Männer fragen, was die Prostata ist, dann wissen das neun davon gar nicht. Frauen gehen regelmäßig zum Frauenarzt, Männer scheiden nach den üblichen Untersuchungen als Kind eigentlich aus diesen Vorsorgemaßnahmen aus. Wir wollten vor allem auch jüngere Männer aufklären.

SPOX: Sie sind heute wie gesagt gesund und widmen sich mit voller Power Ihrem Job als Trainer. Es läuft gut, sechs Siege, ein Remis und eine Niederlage stehen für Melsungen zu Buche. Wie fällt Ihr Zwischenfazit aus?

Roth: Wenn man auf die Tabelle schaut, kann man nur positiv gestimmt sein. Und das sind wir auch. Wir haben einmal beim Sieg in Flensburg überrascht, und einmal bei der Niederlage gegen Gummersbach enttäuscht. Wir müssen noch ein bisschen konstanter werden.

Der Kader der MT Melsungen

SPOX: Das Ziel ist die Qualifikation für den EHF-Pokal. Ist angesichts der mäßigen Performance einiger großer Klubs wie Flensburg oder Kiel im Idealfall sogar noch mehr möglich?

Roth: Die Saison ist noch lang, die Tabellensituation sollte man deshalb nicht überbewerten. Wenn man da oben mit dabei ist, so wie wir jetzt, dann steigt aber natürlich die mediale Aufmerksamkeit. Das tut uns gut, weil wir in dieser Hinsicht sonst gegenüber Kiel oder Flensburg meistens außen vor bleiben. Trotzdem haben wir ganz klare Ziele. Unser Saisonstart kommt nämlich nicht ganz so überraschend, wie viele tun. Wir wollen Fünfter werden und damit die sichere Qualifikation für den EHF-Cup schaffen. Wir wollen nicht auf dem sechsten Platz stagnieren, obwohl der sechste Rang für unseren Etat schon ein gutes Ergebnis ist.

Seite 1: Roth über PUR, Krebs und Lockerheit

Seite 2: Roth über die MT-Entwicklung und Playoffs

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