Tor: Silvio Heinevetter (Füchse Berlin), Carsten Lichtlein (TBV Lemgo)
Ein super Torhüter-Gespann, wie es unterschiedlicher wahrscheinlich kaum sein könnte. Silvio Heinevetter als der unkonventionelle, verrückte Torhüter. Und mein Zimmerkollege Carsten Lichtlein als der groß gewachsene Keeper, mit einer super Reichweite und gutem Stellungsspiel. Zwei unterschiedliche Torhüter, wie man sie denke ich in so einem Turnier auch benötigt. Dass wir uns da international nicht verstecken müssen, ist klar. Mit den beiden Jungs sind wir ganz vorne dabei. Die Abwehr muss aber natürlich auch stehen, damit sie etwas zum Halten haben. Wir müssen noch etwas an der Feinabstimmung arbeiten, dann bin ich optimistisch. Die Abwehr muss im Verbund mit den Torhütern unsere Stärke sein, damit wir Gegenstöße laufen können und uns im Positionsangriff nicht so aufreiben.
Rückraum Mitte: Michael Haaß (Frisch Auf Göppingen), Martin Strobel (TBV Lemgo)
Michael Haaß aka Hassan kenne ich noch von ganz früher. Als ich in Essen war, kam er als 17-Jähriger ins Training. Er hat sich super entwickelt und ist offensiv wie defensiv ein ganz wichtiger Spieler. Er ist hinten im Innenblock ein Faktor und im Angriff ist er der Kopf der Mannschaft. Auch seine Willensstärke und gutes Eins-gegen-Eins-Verhalten zeichnen ihn aus. Martin Strobel kann auch schnell und gut im Eins-gegen-Eins agieren, dazu kommt ein guter Schlagwurf und ein gutes Zusammenspiel mit dem Kreis. In der Abwehr ist er ein guter Deckungsspieler auf der Halb-Position.
Rückraum links: Sven-Sören Christophersen (Füchse Berlin), Stefan Kneer (SC Magdeburg), Steffen Fäth (HSG Wetzlar)
Ganz wichtig, dass Smöre wieder fit ist. Er hat die meiste Erfahrung auf dieser Position und sich in Berlin in den letzten Jahren extrem gesteigert. Er kann auch aus 10 Metern ein Tor werfen, er spielt gut mit dem Kreisläufer zusammen - er kann eine Führungsrolle übernehmen. Stefan Kneer ist ganz stark im Eins-gegen-Eins, ein sehr durchsetzungskräftiger Spieler. Spielt auch gut mit dem Kreis zusammen und kann in der Deckung auf halb oder im Innenblock eine wichtige Aufgabe übernehmen. Steffen Fäth ist der Junge, der mit viel Unbekümmertheit ans Werk geht. Er hat vor allem einen Riesenstrahl im Arm. Er kann auch mal den Schlagwurf von der Seite auspacken und er ist ziemlich abgezockt für sein Alter. Er hat mich von allen am meisten überrascht. Ich kenne ihn ja noch aus Löwen-Zeiten, er hat wirklich einen großen Schritt nach vorne gemacht.
Rückraum rechts: Adrian Pfahl (VfL Gummersbach), Steffen Weinhold (SG Flensburg-Handewitt)
Die Absage von Holger Glandorf ist bei uns kein Thema und war bei uns nie ein Thema. Es ist nicht einmal ein Wort darüber gefallen, wir machen uns keinen Kopf und trainieren mit den Leuten, die hier sind. Auch hier haben wir zwei unterschiedliche Spielertypen zu bieten. Adrian Pfahl ist ein schneller Spieler mit einem guten Wurf und guten Fähigkeiten im Eins-gegen-Eins, er kann auch den Kreisläufer gut einbinden. Und Steffen Weinholds größte Stärke ist sein Schlagwurf. Dazu ist er ein sehr guter Halb-Deckungsspieler und er kann eben im Angriff auf der Mitte spielen, was für die Gegner unangenehm ist. Wenn er dann als Linkshänder auf der Mitte auftaucht, macht es ihn unberechenbar. Er hat auch einen Schritt nach vorne gemacht insgesamt und ist absolut zu Recht dabei.
Linksaußen: Dominik Klein (THW Kiel), Kevin Schmidt (HSG Wetzlar)
Dominik Klein ist eine altbekannte Größe. Er verfügt über ein sehr gutes Wurfrepertoire, ist brutal schnell im Gegenstoß und kann als Außen auf halb decken, was ihn für jede Mannschaft wertvoll macht. Kevin Schmidt ist ein junger Spieler, der aber vom Siebenmeterpunkt schon viel Verantwortung übernimmt. Er kam rein und hat gar keine Nerven gezeigt. Auch sein Wurf und Sprungverhalten sind top. Er ist ein super Typ, der uns definitiv weiterhelfen wird.
Rechtsaußen: Patrick Groetzki (Rhein-Neckar Löwen), Tobias Reichmann (HSG Wetzlar)
Patrick Groetzki ist zum Glück wieder rechtzeitig fit geworden nach seiner Knieverletzung. Er hat sich unglaublich entwickelt im letzten Jahr. Ihn zeichnet ein wahnsinniges Sprungverhalten aus, genau wie bei Tobias Reichmann auch. Da haben wir auf Rechtsaußen zwei echte Kängurus, die sich Winkel erarbeiten können, wenn sie in den Kreis springen. Beide haben starke Wurfvarianten drauf und sind eine Waffe im Gegenstoß. Zwei gleichwertige Spieler, die noch jung sind und beide eine Riesenperspektive haben.
Kreis: Patrick Wiencek (THW Kiel), Christoph Theuerkauf (HBW Balingen-Weilstetten)
Ein perfektes Duo und noch ein weiteres Mal ein ziemlicher Unterschied vom Spielertyp her. Christoph Theuerkauf ist der wendige Spieler, der gerne mal hinterläuft. Wenn er die Bälle bekommt, ist er sehr sicher im Abschluss. Und Patrick Wiencek ist eine Riesensäule. Durch seine Größe und seine bullige Art ist er ganz schwer zu decken. Ihn kann man auch oben anspielen, Theuerkauf mag es eher, wenn er unten die Bälle bekommt. Wiencek kann zudem auch mit mir im Innenblock stehen und ist da aufgrund seiner Präsenz eine Macht. Er hat eine große Zukunft vor sich.
Zu mir persönlich: Die Mannschaft ist so intakt und wir verstehen uns alle so gut, dass ich als Captain gar nicht viel machen muss. Jeder hier hat seine Meinung und soll diese auch vertreten. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich alles managen muss. Ich spreche mit dem Bundestrainer, aber viel verändert hat sich für mich nicht. Bei den jungen Spielern ist es einfach nur wichtig, ihnen vor dem ersten Spiel zu erklären, dass das auch nur ein Handballspiel sein wird, das 60 Minuten dauert. Wenn sie das kapieren, dann passt es auch.
Grundsätzlich denken wir jetzt erst mal nur bis zum Achtelfinale. Dass wir jeden schlagen, aber auch gegen jeden verlieren können, wissen wir. Jetzt gibt es einen neuen Modus und es wäre müßig, sich jetzt schon Gedanken zu machen, die über das Achtelfinale hinaus gehen. Wer weiß, ob wir Verletzte haben werden oder gegen wen es dann vielleicht geht, es gibt so viele Unbekannte. Jetzt geht es darum, zum Start Brasilien zu besiegen. Das ist ein unangenehmer Gegner zum Auftakt, aber wenn wir ins Achtelfinale wollen, müssen wir das Spiel gewinnen.
In diesem Sinne, ich melde mich wieder!
Drückt uns die Daumen!
Euer Oli Roggisch
Oliver Roggisch, 34, spielt seit 2007 bei den Rhein-Neckar Löwen. Der 1,99 m große Kreisläufer und Abwehrspezialist startete seine Karriere beim TuS Schutterwald, bevor es ihn zu Frisch Auf Göppingen zog. Weitere Stationen waren TuSEM Essen und der SC Magdeburg. Mit der Nationalmannschaft wurde er 2007 Weltmeister. Mehr Infos zum SPOX-Kolumnisten gibt's unter http://www.oliver-roggisch.de/.
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