Torhüter:
Silvio Heinevetter (Füchse Berlin):
Da Jogi Bitter pausiert, geht Heinevetter zum ersten Mal nominell als klare Nummer eins in ein Turnier. Heinevetter ist ein absoluter Wettkampftyp und niemand, der durch hervorragende Trainingsleistungen heraus sticht. Er lebt vom Adrenalin, von seinen Emotionen und seinem Ehrgeiz. Manchmal übertreibt er es da sicher. Auf der anderen Seite ist es aber auch seine große Stärke. Darüber holt er sich sein Selbstvertrauen.
Er schafft es immer wieder, den einen oder anderen Spieler zur Verzweiflung zu treiben. Er braucht diese Privatduelle. Er will provozieren und Kleinkriege führen. Und wenn sich die Spieler darauf einlassen, dann ziehen sie auch den Kürzeren. Gerade auf Weltniveau gibt es aber auch genügend Spieler, die sich von ihm nicht beeindrucken lassen. Vor zwei Jahren in Österreich war er überragend, aber in Schweden war er nicht mehr so dominant. Da war Bitter dann die klare Nummer eins. Er muss Konstanz zeigen und wieder seine Leistung abrufen.Power-Ranking: Jetzt ist Frankreich fällig
Die Hinrunde bei den Füchsen war auch nicht überragend, er musste sich viel mit Petr Stochl abwechseln. Es ist schwierig, über einen langen Zeitraum nur von der Emotionalität zu leben. Dass er mit seinem eigentümlichen Stil Bälle aus dem Winkel fischen kann, wenn er sein Bein hoch in den Winkel schraubt, ist cool. Aber die Schützen kennen ihn und stellen sich auch auf ihn ein. Sie wissen, dass sein Arm dann diagonal unten auf dem Boden ist.
Nichtsdestotrotz ist er ein Typ, der für überraschende Momente gut ist. Der einen Lauf bekommen kann. Und der, wenn er mal auf 180 ist, jeden Ball hält. Aufgrund der letzten Turniere hat er zweifellos einen kleinen Vorsprung gegenüber Carsten Lichtlein, aber objektiv betrachtet sind die beiden auf Augenhöhe. Lichtlein hat in den Testspielen gegen Ungarn die deutlich bessere Figur gemacht.
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Carsten Lichtlein (TBV Lemgo):
Wer mit ihm in den letzten Jahren kein Mitleid hatte, der hat keine Gefühle. Der arme Junge war ständig dabei, ständig die Nummer drei, ständig auf der Tribüne und ist dann ständig wieder vorzeitig nach Hause gereist. Er hat sich immer voll reingehauen, obwohl er immer wusste, dass ihn im Normalfall wieder das gleiche "Schicksal" erleiden wird. Es ist imponierend, wie er seine Rolle angenommen hat. Jetzt ist er endlich mal die Nummer zwei und wirkt extrem zielorientiert.
Und völlig befreit. Sonst war immer unsicher, weil er wusste, dass er alles zeigen muss, wenn er mal eine Chance bekam. Aber jetzt war von Anfang an klar, dass er die Nummer zwei ist. Das hat ihn gelassener gemacht. In beiden Testspielen gegen Ungarn hat er überragend gehalten. Im zweiten Spiel hat er das Team praktisch völlig alleine im Spiel gehalten. Er hat nie eine dicke Lippe riskiert und sich immer untergeordnet.
Er hätte ja auch sagen können, dass er irgendwann keinen Bock mehr hat. Man hätte es ihm nicht übel nehmen können. Jetzt ist endlich mal seine Zeit gekommen. Er ist einer der Kandidaten, wenn es darum geht, wer nach dem Turnier als Gewinner dastehen könnte.