Darren Clarke spielte zum Abschluss auf dem Par-70-Kurs im Royal St. George's Golf Club in Sandwich eine 70er-Runde und siegte damit mit einem Gesamtscore von fünf unter Par. Der 42-jährige Nordire hielt seine Verfolger letztlich souverän auf Distanz und gewann bei seiner 20. British-Open-Teilnahme mit drei Schlägen Vorsprung auf die beiden US-Stars Phil Mickelson (68) und Dustin Johnson (72).
Clarke kassierte für seinen ersten Major-Sieg der Karriere ein Preisgeld von 1,026 Millionen Euro, außerdem bekommt er von einem Sponsor 2,28 Millionen Euro und wird somit gleich um 3,5 Millionen Euro reicher. In der Weltrangliste katapultiert sich Clarke von Rang 111 auf Platz 30.Clarke ist der erste Sieger in den 40ern seit Vijay Singh 2004 bei der PGA Championship - und nur zwei Spieler (Roberto De Vicenzo/44 Jahre, 1967 - Jerry Barber/45 Jahre, 1961) waren in der Geschichte bei ihrem ersten Major-Sieg älter.
Martin Kaymer brachte wie schon in Runde drei nur eine enttäuschende 73 ins Clubhaus und fiel so noch aus den Top 10 heraus. Mit einem Gesamtergebnis von drei über Par landete der 26-Jährige, vor einem Jahr in St. Andrews auf Platz sieben, diesmal auf dem geteilten zwölften Rang.
Reaktionen:
Darren Clarke: "Jahr für Jahr habe ich versucht, dieses Turnier zu gewinnen. Dass ich es jetzt geschafft habe, ist unbeschreiblich. Es war immer ein Kindheitstraum von mir. Ich habe immer daran geglaubt, dass ich das Zeug habe, ein Major zu gewinnen. Es wird eine lange Party werden und ich werde einen üblen Kater haben."
Martin Kaymer: "Mein Spiel war an den letzten beiden Tagen nicht gut genug, um hier gewinnen zu können. Heute waren die Bedingungen schon ziemlich schwer, noch schwieriger als gestern. Spielerisch bin ich sehr zufrieden. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis ich wieder vorne mitspielen kann."
... über Clarkes Sieg: "Das ist eine Riesenleistung - gerade in seinem Alter. Gut für uns, dass wir Europäer den Major-Titel gewonnen haben."
Rory McIlroy (via Twitter): "Nordirland... Golf-Hauptstadt der Welt!"
... über sein Turnier: "Ich bin kein großer Fan von Turnieren, bei denen so viel vom Wetter abhängt. Das ist nicht mein Golf. Es macht mir einfach keinen Spaß, in diesen Bedingungen zu spielen. Ich spiele lieber, wenn es heiß und nicht so windig ist. Und es ergibt auch keinen Sinn, für ein Turnier im Jahr sein Spiel umzustellen. Ich warte einfach ab, bis ich eine British Open mit gutem Wetter erwische."
Der Star des Tages: Darren Clarke. Wer sonst? Es ist wieder einmal eine dieser schönen Geschichten, die der Sport schreibt. 2006 war Clarke beim Ryder-Cup-Sieg Europas im K-Club in der Nähe Dublins mit drei Siegen einer der überragenden Männer - und das drei Monate nach dem tragischen Krebstod seiner Frau Heather. Es waren unglaublich emotionale Bilder, die um die Welt gingen. Clarke wurde wie ein Held gefeiert. Und jetzt hat er fünf Jahre später von den Fans getragen seinen ersten Major-Sieg errungen. Mit 42 Jahren. Clarke spielte über die ganze Woche wie eine Maschine. Sein langes Spiel war grandios. Am Wochenende benötigte er für seine letzten beiden Runden insgesamt 65 Putts und siegte letztlich dennoch total souverän. Das zeigt, wie brutal stark Clarke vom Tee bis zum Grün spielte. In der Finalrunde lochte er auch alle kritischen Putts. Und an manchen Stellen kam noch das nötige Quäntchen Glück dazu.
Der Flop des Tages: Miguel Angel Jimenez. Wenn nicht Clarke, dann wäre ein Sieg von Jimenez ohne Zweifel auch eine überaus coole Story gewesen. Der 46-jährige Spanier ist einer der charismatischsten Sportler überhaupt und vor dem Finaltag hatte er noch realistische Chancen auf seinen ersten Major-Sieg. Aber dann erlebte er eine absolute Horrorshow. Ein Bogey an der 1 konterte er noch mit einem Birdie an der 2, aber danach folgte ein Bogey an der 3 und ein Killer-Triple-Bogey an der schweren 4. Jimenez' Chancen waren mit einem Schlag weg. Es folgten noch vier weitere Bogeys, was zu einer katastrophalen 78 führte. Jimenez traf in der Finalrunde nur 7/18 Grüns und wurde bis auf Rang 25 durchgereicht. Das Gute: Eine Zigarre und ein Rioja am Abend werden bei Jimenez wieder für bessere Laune sorgen.
Analyse: So richtig dramatisch wie erwartet war die Finalrunde der British Open dann doch nicht. Dafür war Clarke zu stark. Und dafür leisteten sich seine Gegner zu viele kapitale Fehler. Das heißt aber nicht, dass es nicht wild herging im Royal St. George's Golf Club. Alleine das Wetter sorgte für unglaubliche Momente. Mehrmals fing es von einer Sekunde zur nächsten heftig zu regnen an, die Welt schien unterzugehen, aber ein paar Minuten später war das Schauspiel schon wieder vorbei und die Sonne kam durch.
Der Wind blieb aber konstant stark, sodass Runden in den 60ern auch am Sonntag rar gesät waren. Nur sechs Spieler blieben unter Par. Sergio Garcia und Phil Mickelson schossen beide eine 68 und sorgten damit für den besten Score des Tages. Mickelsons 68 war aber am Ende einer der frustrierendsten Top-Runden, die man bei einem Major je gesehen hat.
Bis zur 11 lief Mickelson unfassbar heiß und spielte atemberaubend gut. Birdie 2, Birdie 4, Birdie 6, Eagle 7, Birdie 10 - Mickelson lag sechs unter Par für die Runde und griff Clarke an. Nur weil Clarke ebenfalls ein Eagle an der 7 gelang, blieb der Nordire zu diesem Zeitpunkt in Führung. Es schien sich ein überragendes Duell zu entwickeln.
Doch dann kam ein kurzer Par-Putt an der 11, den Mickelson aus einem Meter vorbei schob und der sein Momentum komplett zerstörte. Von da an ging bei Lefty gar nichts mehr. Er leistete sich vier Bogeys innerhalb von nur sechs Löchern und schmiss seinen möglichen ersten British-Open-Sieg auf grausame Weise weg.
Dafür schien Dustin Johnson jetzt der Mann zu sein, der Clarke in Bedrängnis bringt. Nach Birdies an der 10 und 12 war DJ auf zwei Schläge dran und voll im Geschehen. Doch dann kam ein unerklärlicher Fehler auf der 14. Johnsons zweiter Schlag am Par 5 mit dem Eisen 2 ging sofort massiv rechts weg und landete im Aus. Ein Riesenbock. Die Folge war ein Doppel-Bogey und das Ende seiner Titelchancen.
Clarke, von den Massen frenetisch gefeiert, hatte keinerlei Mühe, seinen Triumph ganz locker nach Hause zu bringen. Er konnte sich sogar Bogeys an der 17 und 18 leisten und siegte immer noch mit drei Schlägen Vorsprung. Clarkes Sieg ist auch ein weiteres Beispiel dafür, dass man Major-Winner nicht im Ansatz vorausahnen kann.
Clarke hatte in seiner Karriere zwar schon 13 Titel gewonnen, aber auch wenn sein Spiel für die British Open wie gemacht ist, war er weit davon entfernt, zu den Favoriten zu zählen. Erst in dieser Saison hatte er bei der Iberdrola Open nach drei Jahren ohne Sieg wieder mal ein Turnier gewonnen. Zuletzt waren seine Ergebnisse aber weniger berauschend. Anfang Juni notierte er bei der Wales Open am Wochenende beispielsweise zwei 80er-Runden.Und im nächsten Monat ist er jetzt Major-Sieger, weil in dieser Woche einfach alles zusammengepasst hat. Das ist Golf. Bei Martin Kaymer hat nach seinen starken ersten beiden Runden dagegen am Wochenende ziemlich wenig zusammengepasst. Der Deutsche notierte am Finaltag zwar drei Birdies, aber auch sechs Bogeys. Darunter wie am Samstag wieder eines an der 7, dem leichtesten Loch des Platzes.
So wurde es eine zweite enttäuschende 73er-Runde und ein geteilter 12. Platz. Dass Kaymer bei so vielen Fehlern aber trotzdem noch fast die Top 10 erreicht hat, zeigt, auf welch hohem Niveau da das Jammern stattfindet. Nach den ersten beiden Tagen hatte man sich mehr erhofft und erwartet, aber es war im Endeffekt immer noch ein sehr solides Major für Kaymer.
Außerdem bemerkenswert: Das kleine Nordirland stellt nach Graeme McDowell (2010 US Open) und Rory McIlroy (US Open 2011) jetzt schon den dritten Champion in den letzten sechs Majors. Zuvor hatte Nordirland 63 Jahre lang nichts gewonnen. Die USA müssen dagegen seit sechs Majors auf einen großen Sieg warten. Da hilft ihnen auch ihr tolles Auftreten (5 Mann in den Top 7) insgesamt nichts.