SPOX: Jürgen Klopp lobte Sie zuletzt in den höchsten Tönen und sagte, dass Ihre Leistungen in Duisburg vom BVB genau beobachtet werden. Wie sieht Ihr Kontakt zu Dortmund aus?
Julian Koch: Ich schreibe häufig SMS mit Nuri Sahin, Marcel Schmelzer und den Jungs aus der zweiten Mannschaft. Mit Jürgen Klopp habe ich im Grunde noch gar keinen Kontakt, entsprechend schön ist es zu hören, dass er sich meine Spiele anschaut.
SPOX: Sie sind bis zum Sommer ausgeliehen, dann gibt es zwei Optionen: Entweder Sie verlängern den bis 2012 gültigen Vertrag beim BVB und bleiben ein weiteres Jahr in Duisburg. Oder Sie kehren nach der Saison sofort nach Dortmund zurück und konkurrieren mit Lukasz Piszczek und Patrick Owomoyela um einen Stammplatz.
Koch: Beides ist denkbar, aber derzeit mache ich mir keine Gedanken um die Perspektiven über den Sommer hinaus.
SPOX: Geht das konkreter?
Koch: Natürlich schaue ich mir die Dortmunder Spiele an und freue mich über den geilsten Fußball Deutschlands, zumindest in der Bundesliga. Aber ich bin in einem Stadium einer Karriere, in der Spielpraxis wichtig ist. Deswegen ist die Entscheidung nicht leicht. Bevor ich mir also zu viele Gedanken mache, konzentriere ich mich lieber auf die laufende Saison und bin mit ganzem Herzen in Duisburg.
SPOX: Sie würden womöglich ein weiters Jahr 2. Liga spielen?
Koch: Im Moment bin ich in allen Belangen zufrieden. Ich habe mich im Sommer zum MSV ausleihen lassen, weil ich dabei sein wollte, wie eine neue Mannschaft aufgebaut wird. Und wir sind gerade dabei, ein Fundament für die Zukunft zu schaffen, auf das Duisburg bauen kann, um mittelfristig an alte Erfolge anzuknüpfen. Das ist unser vorrangiges Ziel. Wenn gleich im ersten Jahr der Aufstieg herausspringt, wäre es ideal. Wenn nicht, wäre ich aber nicht übertrieben traurig. Das ist nicht der Maßstab.
SPOX: War ein vorzeitiger Wechsel zu Stuttgart demnach kein Thema?
Koch: Ich habe von dem angeblichen Interesse auch nur gehört, bei mir und meinem Berater hat sich niemand gemeldet. Mehr kann ich dazu nicht sagen, außer dass ein Wechsel im Winter nicht in Frage kam.
SPOX: Auch weil Sie in Duisburg als Führungsspieler anerkannt sind? Obwohl Sie erst 20 Jahre alt sind und im Sommer kamen, gehören Sie dem Mannschaftsrat an und wurden von Trainer Milan Sasic zum stellvertretenden Kapitän bestimmt.
Koch: Das hat mich genauso überrascht wie die Öffentlichkeit. Umso schöner ist es, dass ich neu ins Team gekommen bin und sofort eine so wichtige Rolle bekommen habe. Mir wurde es aber auch leicht gemacht, der Verantwortung gerecht zu werden, weil die Mannschaft gefestigt und charakterstark ist und mir und Kapitän Srdjan Baljak sehr viel abnimmt.
SPOX: Sasic hält große Stücke auf Sie und sagte, dass er "zu 100 Prozent davon überzeugt" ist, dass Sie A-Nationalspieler werden. Sonst gilt er jedoch als einer der strengsten und autoritärsten Trainer im deutschen Profi-Fußball. Wie passt das zusammen?
Koch: Ich habe auch einige Geschichten über ihn gehört, bevor ich nach Duisburg kam. Aber mittlerweile weiß ich, dass vieles nur auf Vorurteilen beruht. Ihm ist es schon vor dem MSV gelungen, überall Erfolg zu haben und ein richtiges Kollektiv zu formen. Bei uns hat er aus einer Ansammlung vieler Spieler eine junge Mannschaft entwickelt, die überragend ist, was Leidenschaft und Zusammenhalt anbelangt. Was will man mehr?
Julian Koch im Porträt: Dortmund, Duisburg - Deutschland?
SPOX: In der Hinrunde wurden Sie als gelernter Rechtsverteidiger von Sasic überraschend ins defensive Mittelfeld versetzt, wo Sie überragende Leistungen zeigten. Waren Sie von sich selbst überrascht?
Koch: Ich wurde schon vor der Saison als Sechser getestet, deswegen kannte ich die Position schon ein wenig. Aber bei allem Lob muss ich selbstkritisch sein. Ich steigerte mich zwar von Woche zu Woche, aber ich hätte wesentlich besser spielen können. Mir fehlte häufig die Ruhe am Ball und ich hing manchmal im Raum, weil ich nicht so positionsgebunden gespielt habe, wie ich sollte. Mal stand ich zu tief, mal bin ich zu weit aufgerückt. Die Orientierung als Sechser fällt mir noch etwas schwer.
SPOX: Zuletzt wurden Sie sogar als verkappter Spielmacher aufgestellt. Wo sehen Sie sich zukünftig?
Koch: Rechts hinten bleibt meine Lieblingsposition. Im zentralen Mittelfeld stehe ich häufig mit dem Rücken zum gegnerischen Tor, als Rechtsverteidiger habe ich hingegen das komplette Spiel vor mir und kann mit Tempo das ganze Feld von hinten aufrollen.
SPOX: Werden Sie als Rechtsverteidiger womöglich von der Erfahrung im Mittelfeld profitieren?
Koch: Davon gehe ich aus. Ich kann mittlerweile viel besser den Rhythmus eines Spiels lesen und bestimmen. Ich habe generell ein ganz anderes strategisches Auge und erkenne früher, wo sich Gefahrenherde auftun.
SPOX: Welche Außenverteidiger in der Bundesliga und im internationalen Fußball gefallen Ihnen am besten?
Koch: Philipp Lahm muss ich nicht extra erwähnen, aber in der Bundesliga gefällt mir auch Mainz' Christian Fuchs sehr gut. Er hat den nötigen Offensivdrang, steht gleichzeitig defensiv sicher und schlägt gute Standards. Der perfekte Außenverteidiger wäre für mich eine Mischung aus Dani Alves und Sergio Ramos. Alves' Offensive und Ramos' Defensive in einem Spieler kombiniert, das wär's.