WM

Iran und Nigeria schon am Tiefpunkt

SID
Auch Ashhkan Dejagah (l., gegen Joseph Yobo) vermochte keine nennenswerten Impulse zu setzen
© getty

Iran und Nigeria lieferten das mit Abstand schlechteste Spiel der WM ab. Gegen die Gruppengegner Argentinien und Bosnien dürfte so nichts so holen sein.

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Die 90-minütige Reise durch das Gruselkabinett des Fußballs hatte Carlos Queiroz derart mitgenommen, dass ihm die Frage nach dem nächsten Gegner den Rest gab.

"Hört mir doch auf mit Argentinien. Ich bin jetzt einfach nur sehr, sehr müde", sagte Irans Nationaltrainer nach dem erschütternd schlechten 0:0 gegen Nigeria.

Schwer atmend und mit weit aufgeknöpftem Hemd sank Queiroz in seinem Sessel zusammen. Es war das passende Bild zu einem Spiel, das einen schwer zu unterbietenden Tiefpunkt der noch jungen WM markierte.

39.081 vornehmlich brasilianische Fans hatten das erste Spiel in Curitiba zu einer großen Party machen wollen und feierten zu Anfang auch ausgelassen. Letztlich hatten sie für zwei unterirdisch schlechte Mannschaften aber nur noch Hohn, Spott und gellende Pfiffe übrig.

In Brasilien nichts zu suchen

"Wer da pfeift, muss sehen, dass bei uns niemand von Real Madrid oder Chelsea spielt", sagte Queiroz. Und weil bei Nigeria in John Obi Mikel sogar ein Chelsea-Star und weiteres prominentes Personal mitwirkte, durften sich die Iraner sogar als eine Art Sieger fühlen.

Wie die Iraner am Samstag in Porto Alegre aber auch nur ansatzweise gegen Leo Messis Argentinier bestehen wollen, darüber wollte sich Queiroz noch keine Gedanken machen, "denn dazu haben wir ein paar Tage Zeit".

Die Antwort kann aber ebenso wie für Nigerias Trainer Stephen Keshi, dessen Elf ebenfalls am Samstag auf Bosnien trifft, nur lauten: So haben beide Teams in Brasilien nichts zu suchen.

Dejagah ausgewechselt und angefressen

In Curitiba, das als letzter WM-Spielort sein Debüt feierte, begannen die Nigerianer zwar recht flott, danach machten die Iraner aber wie geplant den Abwehrriegel dicht.

Weil den Afrikanern jede Spielstruktur fehlte, Irans Offensive um den zumindest bemühten Ex-Wolfsburger Ashkan Dejagah bis auf eine Kopfballchance von Reza Ghoochannejad (35.) nicht stattfand, wurde das Match ein Geholze von unfreiwilliger Komik - "Keshis Castle" gewissermaßen.

Dejagah, 2009 U21-Europameister mit Deutschland, verhagelte seine Auswechslung (78.) dabei derart die Laune, dass er die Gesprächsbitte der Handvoll deutscher Journalisten mit einem dahingeblafften "Ey, nein, ey!" beschied.

Reden wollte stattdessen Daniel Davari, dabei hätte der in Gießen geborene iranische Keeper allen Grund zum Schmollen gehabt: Queiroz hatte den Braunschweiger auf die Bank gesetzt und Alireza Haghighi vom portugiesischen Zweitliga-16. Sporting Covilha den Vorzug gegeben.

Mikel "Man of the Match"

"Für mich ist das natürlich enttäuschend", sagte Davari: "Aber als Team können wir heute stolz sein. Gegen Argentinien wird es natürlich schwer." Große Chancen auf einen Einsatz gegen die Gauchos hat er nicht.

Stephen Keshi, der eigentlich mit Nigeria um den Titel mitspielen will, übte sich derweil in Durchhalte-Parolen. "Nichts ist verloren, alles noch drin", sagte der 52-Jährige. Gerade seine Stars standen aber völlig neben der Spur: Liverpools Victor Moses kam bis zur Auswechslung (52.) auf 14 (!) Ballkontakte, Hoffnungsträger Obi Mikel trabte gelangweilt durchs Mittelfeld.

Dass dieser schließlich zum "Man of the Match" gekürt wurde, war der mit schallendem Zuschauer-Gelächter quittierte komödiantische Höhepunkt des Abends.

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