WM

Geile Party mit fiesen Aussetzern

Von Adrian Bohrdt
Messi führte die Albiceleste ins Viertelfinale - Casillas musste die Heimreise antreten
© getty

Die WM in Brasilien macht nach der Gruppenphase ihre erste kleine Verschnaufpause. Schon jetzt begeistert das Turnier mit Toren en masse, einem grandios aufspielenden Underdog und der mexikanischen Laus. Doch es gibt auch allerhand ungebetene Partygäste.

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Die Tops der WM-Gruppenphase

Schiedsrichter-Hilfen: Das Spray, um die Abstände der Mauer beim Freistoß visuell zu fixieren, ist sinnvoll und erleichtert die Arbeit des Schiedsrichters erheblich. Da eine für alle sichtbare Markierung auf dem Platz ist, können die Referees auf andere Dinge schauen, ohne dass die Mauer, wie sonst fast üblich, nachdem der Ball liegt im Rücken des Schiedsrichters noch mehrere Schritte nach vorne macht.

Auch die Torlinientechnik hatte bereits ihren Auftritt. Beim Spiel Frankreich gegen Honduras erzielte Karim Benzema kurz nach der Pause das 2:0, als der Ball vom Pfosten abprallte und von Torhüter Noel Valladares abgefälscht knapp hinter die Linie rollte. Mit dem Auge selbst anhand der TV-Bilder kaum zu erkennen, signalisierte die Technologie, dass der Ball im Tor war. Weiterer Einsatz nach der WM unbedingt empfohlen.

Costa Rica: Als absoluter Außenseiter in die Gruppe mit Uruguay, Italien und England gestartet, ist Costa Rica bislang die größte Überraschung der WM. Gegen die Urus machten die Mittelamerikaner aus einem 0:1 ein 3:1 und Italien besiegte der krasse Außenseiter mit 1:0. Dabei kamen die Siege Costa Ricas nicht zufällig zustande: Das Team beeindruckt vielmehr mit großem Herz und großer Leidenschaft, gleichzeitig aber, trotz seiner begrenzten individuellen Möglichkeiten, mit hohem taktischen Aufwand und starker Defensiv-Disziplin.

Dazu hat Costa Rica in Joel Campbell einen der WM-Shootingstars in seinen Reihen. Getreu ihres Lebensmottos "Pura Vida" genießt das Team seine Zeit in Brasilien, während die Fans zuhause ihr eigenes Sommermärchen feiern. "Die Liebe, die wir von den Fans bekommen, ist so gewaltig", strahlte Campbell: "Wir nehmen diese Leidenschaft und Freude mit aufs Spielfeld. Das gibt uns einen zusätzlichen Kick."

Die Torflut: Wenn man die WM, neben dem Favoritensterben der Hochkaräter aus Europa, unter ein Motto stellen will, wäre das zweifellos die Torflut. Seit 1998 (185 Tore) war der Trend konstant rückläufig, bis hin zu 157 Treffern vor vier Jahren in Südafrika. Im laufenden Turnier fielen in den ersten 48 Spielen schon 136 Tore.

Zwar gab es bereits fünf torlose Remis, doch mehrere Teams stehen buchstäblich für Tore. In den Spielen mit der Schweiz sowie den Niederlanden fielen insgesamt 13 Treffer - WM-Höchstwert! Frankreich hatte zuvor nur 1958 acht Tore in seinen ersten beiden WM-Partien erzielt. Halten die Teams den aktuellen Schnitt, wäre es seit 1930 immer noch in der Top-12 der torreichsten Weltmeisterschaften, was durchschnittliche Treffer pro Spiel angeht.

Die Stars als Stars: Mehrere Stars konnten bislang den hohen Erwartungen gerecht werden. Lionel Messi schoss Argentinien mit vier Treffern fast im Alleingang ins Achtelfinale, gleiches gilt für Neymar und Brasilien - beide Teams sind jeweils stark abhängig von ihren Superstars, beide lieferten bisher aber ab. Auch Frankreichs Karim Benzema spielte eine herausragende Gruppenphase, erzielte drei Treffer und bereitete drei weitere vor.

Dabei vergab der Stürmer von Real Madrid sogar noch einen Strafstoß und erzielte gegen die Schweiz den sehenswerten Post-Schlusspfiff-Treffer. Kolumbiens James Rodriguez ist nach dem Ausfall von Radamel Falcao ins Rampenlicht getreten. Der 22-Jährige traf in jedem Vorrunden-Spiel der Südamerikaner und bereitete zwei weitere Treffer vor.

Mexiko-Trainer Hector Herrera: "El Piojo" ("Die Laus") hält es selten mal auf seiner Bank, meistens flippt der mexikanische Nationaltrainer wegen irgendetwas komplett aus - egal ob Jubel oder Verärgerung. Vor allem der Torjubel gegen Kroatien, als sich Herrera auf Jose Vazquez warf und seinen Mittelfeldmann zu Boden drückte, machte im Internet natürlich sofort die Runde.

Doch Herrera kann auch anders. Der Trainer, der als aktiver Spieler mit Vokuhila-Frisur glänzte, ist außerhalb des Platzes auch ein lockerer Spaßvogel und liefert hinter seinen Spielern schon mal die ein oder andere Photobomb ab. "Das ist einer der glücklichsten Tage meines Lebens", strahlte er nach dem Achtelfinal-Einzug. Als nächstes geht es gegen die Niederlande, doch der Seitenlinien-Vulkan kündigte bereits an: "Es kommt noch mehr."

Spannung, Spektakel, gedrehte Spiele: Es ist bisher auch die WM der gedrehten Spiele, die viel Spannung bereit hielten. Gleich zum Auftakt drehte Brasilien ein 0:1 gegen Kroatien in ein 3:1, gefolgt von Hollands spektakulärem 5:1 gegen Spanien - ebenfalls nach Rückstand. Auch gegen Australien gewann die van-Gaal-Truppe nach zwischenzeitlichem 1:2.

Insgesamt acht Spiele wurden bereits gedreht, und das trotz der klimatisch oft schwierigen Bedingungen. Auch Mannschaften wie Belgien oder Costa Rica bewiesen große Moral. Setzt sich das im weiteren Turnier fort, steht uns eine spannende und unvorhersehbare K.o.-Phase bevor.

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