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WM 2022 - FIFA und DFB im Fokus: Druck in der Entschädigungs-Debatte wächst

SID
Am 20. November beginnt die WM in Katar.
© getty

Verzichtsforderungen an den DFB, Druck auf die FIFA - und das Verbot eines Menschenrechtsshirts. Die Debatte um die WM in Katar bleibt hitzig.

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Strahlend begrüßte Gianni Infantino seine WM-Schiedsrichter, ehe er in roter Trainingsjacke gekonnt für Fotos posierte. Kurz vor Turnierstart verbreitete der FIFA-Boss beim Empfang der Referees in Doha einmal mehr demonstrativ gute Stimmung. Und das, obwohl die FIFA nicht nur aufgrund des Verbots der dänischen Menschenrechtstrikots in der Kritik steht. Zugleich steigt der Druck in der hitzigen Debatte um Entschädigungen.

Noch spielen der Weltverband und die katarischen Gastgeber auf Zeit. In Deutschland aber nehmen die Diskussionen durch die Fan-Forderungen nach einem Verzicht des DFB und der Spieler auf die WM-Gelder weiter Fahrt auf. Der Verband nehme "die Hinweise ernst und will mit den Fans in den Dialog gehen, verweist aber auch auf die klare Zuständigkeit der FIFA", teilte der DFB am Freitag mit.

Sollte die FIFA sich der Idee nach einem Fonds zugunsten der Arbeitsmigranten in Katar verweigern, "so erwarten wir vom DFB, dass er seine Preisgelder eigenständig für Entschädigungszahlungen verwendet. Für den gleichen Zweck sollten die DFB-Nationalspieler etwaige Siegprämien spenden", heißt es in einem Offenen Brief der Initiative BoycottQatar2022 und anderen Fanvertretungen. Der DFB sieht den Ball jedoch weiter im Feld der FIFA - wie auch Amnesty International.

"Inmitten dieses wachsenden Aufschreis hat die wichtigste Stimme von allen auffallend geschwiegen: die von Gianni Infantino", schrieb Amnesty-Generalsekretärin Agnes Callamard in der französischen Zeitung Le Monde. Dass der FIFA-Boss jüngst gar in einen Brief an die Teilnehmer gefordert hatte, "moralische Lektionen" zu unterlassen, bezeichnete sie als "krassen Versuch, die Schuld der FIFA an diesen Missständen und die Verantwortung gegenüber diesen Arbeitern zu verdrängen".

WM 2022: Entschädigungsfonds laut Katar ein "Werbegag"

DFB-Boss Bernd Neuendorf hat sich den Forderungen nach einem solchen Fonds längst angeschlossen. Der DFB verweist in der Frage zudem auf Paragraf 6 der Menschenrechts-Policy des Weltverbandes. Darin verpflichtet sich die FIFA unter anderem, "bei negativen Auswirkungen auf die Menschenrechte, die sie verursacht hat oder zu denen sie beigetragen hat, Wiedergutmachung zu leisten".

Der katarische Arbeitsminister sprach jüngst von einem "Werbegag", die FIFA vermeidet eine klare Positionierung - Fakten schaffte der Weltverband dagegen bei einem anderen Thema. Trainingstrikots der Dänen mit der Aufschrift "Menschenrechte für alle" untersagte die FIFA und verwies auf Anfrage auf ihre Richtlinien, wonach politische, religiöse oder persönliche Slogans auf der Ausrüstung verboten sind.

WM: Dänemark bedauert Verbot von Trainingsshirts

"Wir bedauern das, aber wir müssen es berücksichtigen", sagte Jakob Jensen, Generalsekretär des dänischen Verbandes. Aus Sicht der Dänen, die dennoch in ganz in Schwarz gehaltenen Shirts als Zeichen gegen die Ausbeutung von Arbeitern auflaufen werden, handele es sich bei dem Slogan nicht um eine politischen Botschaft. Trotz allem wolle man sich an die Entscheidung halten, um Sanktionen zu vermeiden.

Für weiteren Zündstoff könnten in den kommenden Tagen auch die "One Love"-Binden sorgen. DFB-Kapitän Manuel Neuer sowie mehrere weitere Nationen planen damit ein Zeichen für Vielfalt. Doch ob die FIFA dies zulässt, ist bislang offen.

Leon Goretzka jedenfalls sieht die DFB-Stars in Katar in der Pflicht. "Es wird unsere Aufgabe, die Weltaufmerksamkeit bei einem solchen Turnier zu nutzen, um die Werte zu vermitteln, die uns wichtig sind", sagte der Nationalspieler in der ZDF-Doku Geheimsache Katar. Ein Zeichen müsse im Optimalfall "maximal sichtbar" sein. Man könne sich "darauf verlassen, dass wir alles dafür tun werden".

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