Am 21. Juni 2015 spielte sich im Estadio de Gran Canaria das zweite Drama binnen eines Jahres ab. Nach dem 1:3 im Playoff-Hinspiel in Saragossa musste Las Palmas vor heimischen Publikum mindestens mit 2:0 gewinnen, um dank der Auswärtstorregel doch noch in LaLiga aufzusteigen. Roque Mesa sorgte noch in der ersten Halbzeit für die frühe Führung, im Anschluss rannten die Hausherren jedoch vergeblich an. Bis in der 84. Minute die Stunde des Sergio Araujo schlug.
Saragossas Hintermannschaft bekam nach einer Standardsituation den Ball nicht aus der Gefahrenzone. Las Palmas' David Simon nutzte die Gunst der Stunde und legte quer - in der Mitte stand wie so oft Araujo goldrichtig. In der Manier eines Torjägers jagte er den Ball aus kürzester Distanz über die Linie. Das Stadion tobte. Es war die Erlösung für Los Amarillos.
Dieses Mal brachte die Mannschaft von Paco Herrera den Vorsprung über die Zeit und stieg erstmals nach dreizehn Jahren wieder in Spaniens höchste Spielklasse auf.
"Das Leiden hat ein Ende"
"Ich habe versprochen, dass ich 25 Toren schießen würde. Las Palmas ist dazu bestimmt, zu leiden. Doch dieses Mal hat das Leiden ein Ende", sagte der überglückliche Araujo nach der Partie. In der Tat wurden die Nerven der Anhänger in jüngster Vergangenheit häufiger strapaziert. Besonders an den 22. Juni des Vorjahres werden sich die Fans mit Schaudern zurückerinnern.
Auch damals stand das Traditionsteam aus Gran Canaria in den Aufstiegs-Playoffs. Das Rückspiel im Estadio de Gran Canaria gegen Cordoba war an Dramatik kaum zu überbieten. Bis kurz vor Schluss führte Las Palmas mit 1:0. Das Ergebnis hätte den Blau-Gelben zum Aufstieg gereicht. In der 90. Minute vernahmen zahlreiche Fans den Abpfiff und stürmten jubelnd den Platz.
Schiedsrichter Sanchez Martinez hatte die Partie allerdings noch gar nicht beendet. Nachdem die Zuschauer das Spielfeld wieder verlassen hatten, ging es weiter. Cordoba gelang in der 100. Minute tatsächlich noch der Ausgleich und damit der Aufstieg. Die geschockten Las-Palmas-Anhänger mussten sich mit einem weiteren Jahr im Unterhaus abfinden.
Araujos starkes erstes Jahr
Aufstiegsheld Araujo war damals noch gar nicht dabei. Erst im Sommer 2014 lieh Las Palmas den jungen Argentinier von den Boca Juniors aus. Im Nachhinein betrachtet, begünstigte der verpasste Aufstieg Araujos persönliche Entwicklung sogar, denn in der zweiten Liga hatte der heute 23-Jährige keinerlei Anpassungsschwierigkeiten und schlug sofort ein.
Neun Treffer gelangen ihm allein in den ersten zehn Begegnungen - damit erzielte er die Hälfte aller Las-Palmas-Tore im ersten Saisonviertel. Doch der Stürmer war nicht nur am guten Saisonstart maßgeblich beteiligt, sondern machte die komplette Spielzeit mit konstant guten Leistungen auf sich Aufmerksam: 24 Tore waren es am Ende in 39 Ligapartien, dazu kamen acht Vorlagen.
Mann für die wichtigen Tore
Besonders in der entscheidenden Phase der Saison konnte sich Las Palmas auf Araujo verlassen. Neben dem richtungsweisenden Treffer gegen Saragossa gelang ihm schon im Playoff-Halbfinale gegen Real Valadolid das einzige Tor für die Blau-Gelben. Wenig verwunderlich zog Las Palmas nach der Saison die Option und verpflichtete Araujo für 1,5 Millionen Euro fest. Der 23-Jährige unterschrieb einen Vertrag bis 2020 - angeblich mit einer Ausstiegsklausel über 60 Millionen Euro.
Zahlreiche europäische Klubs ließen trotzdem nicht locker und wollten Araujo schon diesen Sommer vom Aufsteiger loseisen. Real Sociedad, Celtic und Eintracht Frankfurt waren unter den Interessenten, am stärksten bemühte sich allerdings US Palermo um den Youngster. "Am meisten bedauere ich, dass wir Araujo nicht verpflichten konnte. Er war mein Wunschkandidat, um Paulo Dybala zu ersetzen", sagte Palermo-Präsident Maurizio Zamparini, der angeblich ein Angebot über zehn Millionen Euro für Araujo abgab.
Unumstrittener Star bei Las Palmas
Las-Palmas-Präsident Miguel Angel Ramirez machte früh deutlich, dass Araujo nicht zum Verkauf steht und in den Planungen des Klubs eine zentrale Rolle spielt. "Natürlich geht es um eine Menge Geld. Aber das Projekt Primera Division startet mit Sergio Araujo. Wir wollen nicht in Schwierigkeiten geraten und deshalb verkaufen wir ihn nicht", stellte er Ende Juni unmissverständlich klar.
Auch Araujo selbst hegte keine Wechselgedanken. Bei Las Palmas ist er unumstrittener Star und erfährt die Anerkennung, die ihm in seinem Geburtsland bisher verwehrt blieb. Bei seinem Heimatclub Boca feierte er zwar bereits mit 17 Jahren sein Debüt im Profiteam und zeigte in jungen Jahren gute Ansätze, mittelfristig stagnierte seine Entwicklung jedoch. In 19 Einsätzen für Los Xeneizes erzielte er gerade einmal einen Treffer.
Bei Barca gescheitert
Aus diesem Grund wagte er früh den Sprung nach Europa: Der FC Barcelona lieh Araujo 2012 für zwei Jahre vom argentinischen Traditionsklub aus und sicherte sich eine Kaufoption über 16 Millionen Euro. Vom Spielertyp passt Araujo zu Barca: Seine großen Stärken sind ein unbändiger Wille und ein unwiderstehlicher Zug zum Tor. Nicht selten wird er deshalb mit Luis Suarez verglichen.
Araujo kam bei Barca in der zweiten Mannschaft zum Einsatz: In 37 Spielen in der Segunda Division gelangen ihm sieben Treffer, die Verantwortlichen konnte er jedoch nicht restlos überzeugen. Der Mittelstürmer wurde nach nur einer Saison aussortiert und kehrte nach Argentinien zurück.
Ärgert Araujo seinen Ex-Klub?
Ein Glücksfall für Las Palmas, das am Samstag beim amtierenden Meister im Camp Nou gastiert (16 Uhr im LIVESTREAM FOR FREE). Der Saisonstart verlief durchaus vielversprechend: Die Insulaner konnten am vergangenen Spieltag überraschend Sevilla bezwingen, spielten zweimal Unentschieden und kassierten lediglich zwei Pleiten. Araujo erzielte in den ersten fünf Partien einen Treffer und verzeichnete einen Assist.
Gegen den übermächtigen FC Barcelona ist Las Palmas natürlich klarer Underdog. Doch zuletzt zeigte Celta de Vigo, dass die Blaugrana nicht unverwundbar ist. Und Araujo wird zweifellos auch seinem Ex-Klub beweisen wollen, dass er der Mann für die besonderen Tore ist.
Sergio Araujo im Steckbrief